Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Cousine sind oder seine Verlobte. Nur, falls die sich anstellen, wen sie in sein Krankenzimmer lassen.«
»Aber Sie werden mich doch begleiten, Miss Dalrymple?
Das ist ein großer Gefallen, um den ich Sie bitte, ich weiß, aber bitte .«
»Selbstverständlich, wenn Sie mich gerne dabei haben wollen«, sagte Daisy ganz spontan. Als wäre ihr dieser Gedanke nie selbst gekommen.
Ein größeres Krankenhaus hätte vielleicht nachgeprüft, was zwei junge Damen bei einem von der Polizei bewachten Patienten suchten. Der Portier und Krankenpfleger dieses winzigen Dorfkrankenhauses jedoch wies ihnen schlicht den Weg zum Zimmer des jungen Mannes. Düster schüttelte er den Kopf: »Tut mir ja leid, Miss, aber dem geht es richtig schlecht.
Der Herr Doktor hat keine große Hoffnung mehr.«
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Im Korridor standen Alec und Tom Tring mit einem Ste-
thoskop-bewehrten Arzt, der Oberschwester des Krankenhauses und der Stationsschwester. Piper schwebte am Rande dieses Grüppchens. Alle wandten sie sich um, als auf dem ge-fliesten Boden Schritte zu hören waren.
Die Oberschwester, eine kleine, dünne grauhaarige Frau mit eher strengen Gesichtszügen, trat auf Daisy und Susan zu, um sie zu begrüßen. Ein Blick auf Susans mittlerweile tränen-feuchtes Gesicht – und mitfühlend sagte sie: »Meine Liebe, hat unser schrecklicher Portier mal wieder behauptet, es gäbe keine Hoffnung mehr? Das sagt er immer, ob es sich um ein gebrochenes Bein oder ein geplatztes Geschwür handelt.«
»Schmeißen Sie diesen Hiobsboten doch endlich mal raus«, grunzte der Arzt.
»Sie wissen selber ganz genau, Herr Doktor«, erwiderte die Oberschwester und warf ihm einen genervten Blick zu, »daß der Vorsitzende des Verwaltungsrats … ach, lassen wir das. Es gibt keinen Grund für die Annahme, daß Ihr junger Freund sich hier nicht bestens erholen wird, mein Liebes, wenn er gut versorgt wird. Und das wird er bei uns, nicht wahr, Schwester?«
»Aber natürlich.« Die Stationsschwester war eine große, rundliche Frau und wirkte sehr mütterlich. Daisy wußte allerdings aus ihrer Erfahrung im Krankenhausbüro während des Großes Krieges, daß sie und die Oberschwester gegenüber den Mitarbeitern des Hauses regelrechte Tyrannen sein dürften. »Miss Hopgood, nicht wahr, Liebes? Sie werden sicherlich Mr. Bott sehen wollen. Sie haben doch nichts dagegen, Chief Inspector?«
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»Nein«, sagte Alec ohne große Begeisterung. »Detective Sergeant Tring hat die Aufsicht, Miss Hopgood. Wenn er Sie bittet, den Raum zu verlassen, dann werden Sie das bitte sofort tun.«
»Aber ja, Sir. Bitte, darf Miss Dalrymple mitkommen?«
Alec hob die Augen gen Himmel. »Ich denke schon«, sagte er, und es klang eindeutig alles andere als begeistert, »aber es gilt genau dasselbe für Daisy, was den Gehorsam gegenüber Sergeant Tring betrifft.«
»Selbstverständlich, Chief Inspector«, erwiderte Daisy wie eine eingeschüchterte Zeugin. Sie schaute zu Tom und
tauschte mit ihm ein Augenzwinkern.
Die Schwester führte sie in ein kleines, vollkommen grün gestrichenes Zimmer, von den Wänden bis zum Nachttisch.
Nur der Patient im ebenfalls grünen Bett hatte einen blen-dend weißen Verband um den Kopf. Horace Bott war som-
mers so oft und ausgiebig draußen an der frischen Luft, daß sein Gesicht sich davon abhob, aber unter der Sonnenbräune war dennoch seine Blässe zu erkennen. Susan keuchte entsetzt auf.
Daisy versuchte, sowohl den Ausführungen der Schwester über Botts Zustand zu lauschen, als auch den murmelnden Stimmen hinter der noch offenen Tür.
»– Puls und Herzfrequenz sind beide kräftig und die
Lunge …«
»Gute Idee, Sergeant. Tun Sie das, aber vergessen Sie nicht …«
»– immer ein Risiko einer Lungenentzündung, und …«
»Vielen Dank, Herr Doktor. Ich verspreche Ihnen, daß Sergeant Tring …«
»– Kopfverletzungen wirken zunächst geringfügig, aber man läuft immer Gefahr …«
»Und lassen Sie nicht zu, daß sie sich einmischt, Tom. Bei allem, was Ihnen lieb ist. Sie ist …«
Wütend wandte sich Daisy ganz der Krankenschwester zu.
»… hier keinen Röntgenapparat in Henley. Dafür müßten 217
wir ihn in die Klinik von Reading umbetten, aber der Herr Doktor sagt, es ist wichtiger, ihn ruhigzuhalten, als Bilder von seinem Schädel zu machen. Uns bereitet nur Sorge, daß er noch nicht aufgewacht ist. Setzen Sie sich mal hier neben ihn, Liebes. Wenn Sie möchten, können Sie seine Hand nehmen.
Aber setzen Sie sich bitte
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