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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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Mittagessen gern fertig wäre. Schluss jetzt, Lena! Ich setze die Kanüle an. Es geht. Ich zapfe ein Röhrchen voll und am Ende sagt die Patientin: »Na sehen Sie, das war doch nicht so schlimm.« Ich könnte ihr vor Dankbarkeit um den Hals fallen und vergesse spontan, dass ich es sein sollte, die souverän solche Sachen sagt.
    Von nun an geht es besser. Nachdem ich mit der netten Frau Klein in der 15 ein paar freundliche Worte gewechselt habe, ist meine Sicherheit endgültig zurückgekehrt. Sie hält an, bis ich zum Zimmer 16 komme. Warum habe ich nicht geahnt, dass das auch noch auf meinem Flurabschnitt liegt? Muss ich irgendwie verdrängt haben …
    Manuel Ritter grinst mich strahlend an. Mist, sah der gestern schon so gut aus? »Na?«, fragt er lächelnd. »Kommst du mir wieder blaue Flecken machen?«
    So nicht mit mir, Freundchen, denke ich und antworte: »Jetzt nimm mal deinen Teddy in den Arm, dann werden wir es schon durchstehen.« Gut, Lena, gleich gegenhalten bei solchen Typen!
    Doch er strahlt und entgegnet: »Ich hab meinen Teddy zu Hause vergessen. Wie wär’s, wenn du mich stattdessen trostkuschelst?«
    Ich starre ihn an. Wie unverschämt – ich bin deine Ärztin! (Fast-Ärztin. Trotzdem!) Weil mir keine Antwort einfällt, schnappe ich mir sein Krankenblatt und tue, als müsse ich noch mal nachlesen. Fahrradunfall, Gehirnerschütterung. Ich lege mirEntgegnungen parat. So heftig wie gestern sollte ich nicht noch mal draufhauen, aber ich kann ihm das doch nicht durchgehen lassen! Trostkuscheln!
    Â»Nun ja«, sage ich schließlich, »ich kann mir schon vorstellen, dass du gern mal was Weiches kuscheln würdest. Deinem Krankenblatt entnehme ich, dass du in der Regel nur Asphalt knutschst.«
    Sehr gut. Man muss ja Grenzen setzen. Hier hilft nur Überlegenheit. Immerhin liegt er da im Bett, in Shorts und T-Shirt – und ich bin die mit dem Kittel und dem Krankenblatt. Ich überfliege den Bericht: Da seine Bewusstlosigkeit möglicherweise länger als eine Viertelstunde angedauert hat und seine Verwirrtheit mehr als eine Stunde anhielt, wurde eine schwere Gehirnerschütterung vermutet. Ich nicke wissend und stecke das Krankenblatt zurück in den Hefter. Und jetzt Augen zu, Ärmel hoch und durch. Diesmal gebe ich mir besondere Mühe mit der Vorbereitung, klopfe lange auf der Vene herum und sprühe den Arm sehr großzügig ein. Dabei sage ich so oft, dass es gleich losgeht und gleich ein kleiner Piks kommt, bis Manuel Ritter sichtlich genervt ist. Dann gebe ich noch einmal ausdrücklich meiner Hoffnung Ausdruck, dass er es heute überleben wird – und erst als er »jetzt mach endlich« sagt, steche ich zu. Er lässt es sich natürlich nicht nehmen, hinterher zu sagen, dass ich mich wohl eher zur Kampfkrankenschwester eigne als zur Ärztin – aber darüber kann ich schon hinwegsehen. Zumal ich andeute, dass ich in der vergangenen Stunde 17 Omis gepikst habe, die nicht geweint haben; die müssen in wahrer Ironman-Kondition sein. Ach, und noch was muss ich ihm unbedingt mitgeben: »Wenn du dich mal wieder beschweren musst, ruf lieber deine Mami an als den Oberarzt. Hier sind nämlich noch ein paar wirklich Kranke, die ihn dringender brauchen.«
    Manuel dreht sich weg und greift zur Fernbedienung. »Na dann bis morgen, Süße«, sagt er nur und schaltet den Fernseher ein.
    Hups, da muss ich wohl noch mal einschreiten. Kein Fernsehenbei Gehirnerschütterung. Manuel will das nicht glauben, wahrscheinlich denkt er, ich wolle ihn nur schikanieren. Würde ich vielleicht sogar – aber diesmal ist es ernst. Sein Gehirn soll jetzt möglichst wenige Reize verarbeiten müssen. Er sollte still liegen und nicht mal lesen. Kein Fernsehen!
    Manuel beschwert sich über die Langeweile. Das kann ihm niemand verübeln. Er sieht aus, als ob er viel Sport macht und dauernd an der frischen Luft ist, der ist Stillliegen sicher nicht gewohnt. Man könnte fast Mitleid haben und ich muss wider Willen schmunzeln, als er in jämmerlichem Ton sagt, dass er ja nicht mal seinen Teddy mithabe und deshalb keinen zum Reden. Aber in puncto Fernsehen muss ich strikt sein; ich nehme ihm die Fernbedienung weg und rate stattdessen zu ein wenig Kopf-Kino.
    Draußen vor dem Zimmer 16 muss ich erst mal verschnaufen. Das wäre geschafft und ist – trotz des kurzen

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