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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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noch was holt, obwohl man weiß, dass es schon längst genug ist. Wenn dann noch andere Faktoren dazukommen, wie eine gewisse Veranlagung, ein familiäres Umfeld, in dem bewusste Ernährung kein Thema ist, eine psychisch labile Phase, kann ich sehr gut nachvollziehen, wie leicht man da kippt und das Essen ins Uferlose gehen kann.
    Haben Sie schon mal eine Diät gemacht?
    Ich habe mal Heilfasten ausprobiert, aber den Fehler gemacht, das in eine stressige Arbeitsphase zu legen, statt in eine ruhige Zeit. Ich habe pausenlos nur ans Essen gedacht, viel mehr als normalerweise, schrecklich! Wenn ich mich zu dick fühle, esse ich konsequent am Abend nichts und versuche, auf Zwischenmahlzeiten zu verzichten.
    Warum ist Marcus dunkelhäutig?
    Ich fand es spannend, diesen Kreislauf der Vorurteile zu zeigen: In manchen Augen ist ein dickes weißes Mädchen mehr gesellschaftsfähig als ein schlanker dunkelhäutiger Junge, andere empfinden das genau umgekehrt. Paulina selbst sieht nur, wie viel »schöner« Marcus ist als sie selber, sieempfindet ihn als perfekt, sich selbst als seiner »unwürdig«, zumindest anfangs. Paulinas Eltern müssen sich erst langsam an den Gedanken gewöhnen, dass Marcus dunkelhäutig ist, obwohl Paulinas Mutter selbst aus Serbien kommt und sich auch schon rassistische Bemerkungen anhören musste. Marcus’ Eltern wiederum haben Probleme, Paulina samt ihrem Übergewicht zu akzeptieren. In einem gewissen Sinn sind beide Außenseiter, empfinden aber jeweils nur sich selbst und nicht den anderen so.
    Es gibt ja den Spruch: Rund, na und? Würden Sie dem zustimmen?
    Ich finde, dass jeder sich mit seinem Körper möglichst wohlfühlen sollte. Ich würde niemals jemand anderem diesbezüglich Vorschriften machen. Tatsache ist, dass extremes Übergewicht einfach gesundheitsschädlich ist – und einem in mancher Hinsicht Lebensqualität nimmt. Man wird ja nicht von heute auf morgen dick, das kommt schleichend, und man übersieht es zu Beginn leicht, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Eltern denken lange, dass sich das »noch auswächst« beziehungsweise wollen einfach nicht wahrhaben, dass sie ihrem Kind mit der vorgelebten Lebensweise schaden, dass ihr Kind zu dick ist. In so einer Situation die richtige Hilfe von außen zu finden, die psychische Stärke, um sich einerseits zu akzeptieren und trotz mangelnder »Perfektion« lieb zu haben, aber andererseits dem Körper wieder ein gesundes Maß beizubringen, ist extrem schwierig. Alle, die das schaffen, haben meine größte Bewunderung.
    Was halten Sie von Frauenzeitschriften?
    Das ist eine sehr allgemeine Frage und als solche sehr schwierig zu beantworten. Manche Zeitschriften behandeln das Thema Ȇbergewicht« durchaus konstruktiv und sensibel. Aber ein adipöses Mädchen, das ständig untergewichtige Models als Schönheitsideal vorgeführt bekommt, empfindet das sicher eher als erschwerend fürs Abnehmen – man bekommt da ja schon als Frau mit schlanker Figur das Gefühl, niemals mithalten zu können. Man muss sich, wie bei allem im Leben, erreichbare, realistische Ziele setzen. Aber ein intelligentes übergewichtiges Mädchen wird sich auch nicht Kate Moss als Vorbild nehmen – wozu auch?
    Wie finden Sie geht die Gesellschaft mit Übergewichtigen um? Immerhin werden es immer mehr, das heißt Übergewichtige sind keine Randgruppe mehr.
    Dem würde ich widersprechen – sehr stark Übergewichtige wie Paulina zu Beginn der Handlung sind immer noch »draußen«. Sie sind in den meisten Fällen nicht mit den »coolen«, »hippen«, »sportlichen«, »schönen« in einer Liga.
    Manche glauben, Übergewichtige sind wegen ihres Gewichts todunglücklich, sind Sie derselben Meinung?
    Dick ist erstens relativ und zweitens kann man so eine Frage nicht pauschal beantworten. Ich kenne spindeldürre Menschen, die ständig unglücklich sind, da besteht nicht unbedingt ein Kausalzusammenhang zwischen Kilos und Zufriedenheit. Was unglücklich macht, sind unrealistische Erwartungen: an das Leben, die Liebe, den eigenen Körper. Und Gesundheit ist sicher ein wesentlicher Faktor fürs Glücklichsein.
    Wie war es für Sie dieses Buch zu schreiben?
    Ich habe Paulina so lieb gewonnen, es fiel echt schwer, sie am Ende loszulassen.
    Ich konnte mich so gut in sie

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