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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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nie besonders gut, aber ich habe mehrere Male heftigst in Richtung des Feindes geschossen.«
    »Ich bin mir sicher, Sie sind da zu bescheiden. Aber was geschah dann?«
    »Zu unserer Überraschung und vermutlich auch der unserer Gegner hielten wir stand. Und dann schickte der General - General Hastings - Sir Eyre Coote, um die Führung zu übernehmen. Nun, Sir Eyre hatte 1745 gegen den Thronanwärter gekämpft, und den Unfug von Haidar Ali nahm er nicht hin! Bald darauf war der Kerl mit dem Franzosen, der bei ihm war, in die Flucht geschlagen.«
    Mary fand das herrlich und Mr.Treadgill sehr mutig. Letzteres bestritt er jedoch.
    »Ich glaube nicht, dass das etwas mit Tapferkeit zu tun hatte. Uns blieb einfach keine andere Wahl.«
    »Ja, vielleicht. Trotzdem muss es ein großes Abenteuer gewesen sein.«
    »Ja, das war es vermutlich.« Mr. Treadgill lächelte bei dem Gedanken an diese Zeit, und als Mary dies sah, gab sie zu, dass es ihr gerade nicht anders erging, obwohl es sicher nicht mit Haidar Ali vergleichbar war.
    »Sie müssen wissen, ich bin meinem Onkel noch nie zuvor begegnet. Bevor ich seinen Brief erhielt, in dem er mich bat, ihn zu besuchen, hatte ich noch nie im Leben Kontakt zu ihm.«
    »Meine Güte!«, staunte Mr.Treadgill. »Und Sie sagten - Pardon -, er sei tatsächlich Ihr einziger Verwandter?«
    »Ja, meine Eltern starben vor drei Jahren an der Influenza. Deshalb bin ich zu Mrs. Bunbury gekommen.«
    Mr. Treadgill fand das ungewöhnlich - nicht, dass jemand an der Influenza starb, sondern dass nahe Verwandte so wenig Kontakt zueinander pflegen konnten, wenn sie nicht Kontinente voneinander trennten. »Vielleicht ist Ihr Onkel auf Reisen gewesen oder war mit einer zeitraubenden Arbeit beschäftigt«, schlug er vor.
    »Ja vielleicht«, stimmte Mary zu. Ihre linke Hand steckte in der Manteltasche, und sie hielt ihre Finger über Keuz. Das half, die Lüge ungeschehen zu machen. Es war ja keine wirkliche Lüge. »Auf alle Fälle hat sein Brief mich sehr überrascht.«
    »Und Sie nahmen die Einladung sogleich an? Ich verstehe ja nichts von ›Schulen für junge Damen‹, aber es kommt mir in den Sinn, dass … eine Beurlaubung, ohne dies rechtzeitig anzukündigen, Ihre Leiterin in die Bredouille gebracht haben wird.«
    Mary wollte gerade sagen, dass ihm der Gedanke, nicht die erstbeste Gelegenheit zur Flucht wahrzunehmen, vermutlich nie gekommen wäre, hätte er nur die leiseste Ahnung, wie es in einer Schule für junge Damen zugeht, entschloss sich dann aber doch dagegen. Er kräuselte leicht die Stirn, und sie entnahm seiner Bemerkung, dass solch ein keckes Verhalten, wie sie es an den Tag gelegt hatte, wohl nicht den Gepflogenheiten bei Ashton & Howell entsprach. »Aber nein«, versicherte sie ihm nun und hielt dabei wieder die Finger über Kreuz. »Es gab keinerlei Schwierigkeiten, und natürlich wollte ich meinem Onkel gegenüber nicht undankbar erscheinen.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Mr. Treadgills Gesichtsausdruck zeigte nun wieder das gewohnte Wohlwollen, aber Mary holte einmal mehr die Wirklichkeit ein: Sie dachte an die Unannehmlichkeiten, die mit ihrem Fortgang von der Schule einhergegangen waren. Sie spürte, wie sie errötete, und suchte nach etwas, um sich von dieser Erinnerung abzulenken. »Manche behaupten, die Franzosen würden in Suffolk an Land gehen. Glauben Sie, wir sind in ernster Gefahr?«
    Mr. Treadgill dachte einen Augenblick nach. »Nun, ich hoffe es jedenfalls nicht. Zwischen uns und Frankreich steht die Marine, und das ist in diesen schweren Zeiten ein kleiner Trost. Captain Carlisle, der mit mir zusammen auf der Queen Charlotte heimwärts fuhr, war ein Prachtkerl. Er sagte: ›Auf die Marine können Sie sich immer verlassen, Mr. Treadgill‹, und ich muss sagen, er hat recht. Von den Karibischen Inseln gab es ein paar besorgniserregende Neuigkeiten über unsere Streitkräfte dort, aber ich bin überzeugt, es handelt sich dabei nur um einen kleinen Rückschlag, und die Marine wird wie immer siegreich sein.«
    Mary nickte und blickte dabei finster drein. Nachrichten von den Karibischen Inseln - davon wusste sie nichts. Mrs. Bunbury hielt nichts von Zeitungen, auch sie war allerdings der Meinung, die Britische Marine müsste am Ende immer siegreich sein. Bald stellte sich jedoch heraus, dass es nicht allein um eine ausländische Bedrohung ging. Feindliche Kräfte waren auch in England am Werke. Mr. Treadgill erwähnte Radikale und meinte damit Engländer, die von ihrer

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