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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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Auffassung von Demokratie und Freiheit derartig überzeugt waren, dass sie ihr Heimatland um dieser Theorien willen dem Feind aushändigen wollten, sowie Schmuggler, die sich nicht darum scherten, ob die Regierung aus einem rechtmäßigen König und Parlament oder einer Meute meuchelnder Franzosen bestand, solange sie weiter mit genau diesen Franzosen Handel treiben konnten.
    »In Hadley, wo ich herkomme, waren die Schmuggler eine besonders üble Bande. Vermutlich hat sich daran nicht viel geändert. Als ich noch ein Jüngling war, hieß der Anführer John Harvey. Ein Totschläger, keine Frage, und was er sagte, war Gesetz. Niemand dachte auch nur im Traum daran, ihn bei der Obrigkeit zu verraten, obwohl man eine dicke Belohnung ausgesetzt hatte. Ehrliche Leute ängstigten sich davor, was eines Nachts wohl passieren könnte, wenn sie den Mund nicht hielten.« Mr. Treadgill schüttelte den Kopf. »Wo, sagten Sie doch gleich, wohnt Ihr Onkel?«
    »In der Nähe von Lindham.«
    »Ah, gut. Fragen Sie ihn nach den ›Freihändlern‹, Miss Finch.«
    »Mr. Treadgill!« , stieß Mrs. Oldworthy aus, die jäh aufgewacht war. »Miss Finch soll ihren Onkel nach Freihändlern fragen? Davon habe ich ja mein Lebtag noch nichts gehört. Hab ich geschlafen? Worüber haben Sie sich denn in Gottes Namen unterhalten?«
    »Über die Franzosen«, sagte Mary, »und Radikale und Schmuggler und Mr. Treadgills Abenteuer in Indien.«
    Mrs. Oldworthy erschauerte. »Ich hoffe, Ihnen ist dabei nicht das Blut in den Adern gefroren, meine Liebe. Mir wär es so gegangen. Ich sage ja nichts gegen Ausländer , wohlgemerkt. Mr. Oldworthy kannte mal einen Waliser, der war ganz und gar anständig. Aber je mehr Mr. Treadgill über das Treiben in Indien erzählt, desto mehr denke ich, die da drüben sind Barbaren. Natürlich alles keine Christen, sie beten Götzenbilder an, die Armen, und stellen jede Menge seltsamen Schabernack an. Wussten Sie, Miss Finch, dass Mr. Treadgills Haus mit exotischem Tand und Kram so vollgestopft ist, dass ich manchmal denke, Räuber werden davon erfahren und uns alle meucheln? Es ist noch keine sechs Monate her, da wurde auf der Trumpington Road ein Gentleman ermordet. Man sagt, sein Kopf wär entzweigeschlagen gewesen. Und jetzt kommen diese widerlichen Franzosen nach England, um ihre Gil-jo-tienen und ihre Freiheitsbäume aufzustellen und - meine Güte, ist das hier schon Stowmarket?«
    Sie waren tatsächlich bereits in Stowmarket angekommen. Mary hatte insgeheim gehofft, Mr. Treadgill würde sie während des Pferdewechsels über die verschiedenen Attraktionen des Orts aufklären, aber er unterließ dies. Vielleicht hielt er seine letzten Anmerkungen für unpassend, oder er konnte einfach mit Mrs. Oldworthy nicht mithalten, die von ihrem Nickerchen nun erholt war und dem Gastwirt des Rose jede Menge Befehle erteilte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Stowmarket an einem kalten, verregneten Oktobernachmittag einfach nicht zu unnötigem Reden animierte. Wie dem auch sei, bei diesem Halt ereignete sich nichts Interessantes. Einzig die Tatsache, dass zwei Männer nacheinander die Tür geöffnet und gefragt hatten, ob dies die Kutsche nach Bungay sei, sollte nicht unerwähnt bleiben.
    Als sie wieder losgefahren waren, verkündete Mrs. Oldworthy, es sei nun Essenszeit. Sie holte einen großen Picknickkorb unter ihrem Sitz hervor, und zusammen mit Mr. Treadgill drängte sie Mary, doch zuzugreifen. Da sie, abgesehen von dem Muffin, den ganzen Tag noch nichts zu sich genommen hatte, war ihr die Einladung sehr willkommen. Das Mahl entpuppte sich als sehr vergnüglich und reichlich. Den Höhepunkt des Ganzen stellte Mrs. Oldworthys Plum duff dar. »Wir nennen es Plum duff«, vertraute Mr. Treadgill Mary an, »aber das Besondere daran ist, dass da nicht nur Pflaumen, sondern auch Reineclauden und Mispeln drin sind.«
    Mrs. Oldworthy nahm das Kompliment mit leichtem Kopfnicken entgegen. Sie dürften nicht zu viel erwarten, warnte sie die beiden, denn er war natürlich kalt, und es gab keine Sauce, man könnte ihn sogar zu trocken finden.
    »Lassen Sie uns niemals auf Sauce oder überflüssigem Firlefanz bestehen«, rief Mr.Treadgill aus und wedelte mit seiner Serviette. »Und, Mrs. Finch, können wir Sie in Versuchung führen?«
    Natürlich konnte sie nicht Nein sagen. Mary nahm zunächst einen zögerlichen Bissen von dem dunklen, leicht klebrigen Stück, dann aber einen größeren. Es schmeckte wirklich sehr gut. Mr.Treadgill

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