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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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andächtig wurde.
    »Das war der erste Kuss in meinem ganzen Leben«, sagte sie.
    »Dann darf ich mich glücklich preisen«, sagte Joe, »und werde zusehen, die versäumte Zeit aufzuholen.«
    Miss Pettigrew fuhr zusammen.
    »Ach du meine Güte! Ich habe ja gar nicht mehr auf die Zeit geachtet. Was wird Miss LaFosse nur denken? Ich muss sofort zurück.«
    Sie geriet in helle Aufregung. Als vernünftiger Mensch übernahm Joe auf der Stelle den Part des Gentlemans. Er setzte sich auf und griff nach dem Sprachrohr.

    »Onslow Mansions, Nr. 5«, sagte er.
    Das Taxi wurde langsamer, machte einen Schwenk und drehte um.
    »Wenn ich darf«, sagte Joe, »komme ich morgen Vormittag zu Delysia und führe Sie zum Lunch aus.«
    Die trostlose Wirklichkeit brach mit der Wucht von tausend Ziegelsteinen über Miss Pettigrew herein.
    »Dann werde ich nicht mehr dort sein«, sagte sie tonlos.
    »Das macht nichts. Wo werden Sie dann sein?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie wissen es nicht«, sagte Joe erstaunt.
    Miss Pettigrew setzte sich langsam auf, wandte den Kopf ab und kämpfte mit den Tränen.
    »Ich habe Ihnen etwas vorgemacht«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Ich bin nicht die, für die Sie mich halten. Ich dachte, nach der heutigen Nacht würden Sie mich sowieso nie wiedersehen wollen, und deswegen müssten Sie auch nicht Bescheid wissen. Aber jetzt muss ich Ihnen die Wahrheit sagen.«
    »Ich denke ja oft«, sagte Joe vorsichtig, »dass man mit der Wahrheit besser fährt, aber wenn Sie es mir lieber nicht sagen wollen …«
    »Ich habe Sie belogen«, sagte Miss Pettigrew. »Eigentlich bin ich gar keine Freundin von Miss LaFosse.«
    »Aber das hat sie doch selbst gesagt«, wandte Joe verwirrt ein.
    »Sie wollte nur freundlich sein«, sagte Miss Pettigrew. »Die Kleider hier, die ich trage, die gehören nicht mir, sondern ihr. Sie hat sie mir nur für den Abend geliehen.«
    »Was hat das damit zu tun?«, fragte Joe.
    »Das Gesicht, das Sie hier sehen«, sagte Miss Pettigrew todesmutig, »und das Ihnen … so glaube ich, gefällt. Das ist eigentlich gar nicht meins. Miss Dubarry und Miss LaFosse
haben es nur so hingezaubert, auf mein richtiges Gesicht drauf. In Wahrheit bin ich eine furchtbar fade, hausbackene alte Jungfer. Und die würde Ihnen nicht besonders gefallen.«
    »Das denke ich aber doch«, sagte Joe, der sich mannhaft das Lachen verbiss.
    »Ich habe heute Morgen eine Kleinigkeit für Miss LaFosse getan«, erklärte Miss Pettigrew mit zittriger Stimme, »und sie war so liebenswürdig, mich den ganzen Tag bei sich zu behalten und heute Abend mitzunehmen, aber sie weiß eigentlich gar nichts von mir.«
    »Meinen Sie nicht«, sagte Joe, »Sie sollten, äh, ganz von Anfang an erzählen? Ich bin ein bisschen durcheinander.«
    »Ich kenne Miss LaFosse erst seit heute Vormittag«, bekannte Miss Pettigrew. »Ich wollte mich bei ihr um eine Stelle bewerben.«
    Um welche Stelle genau, wollte sie Joe lieber nicht sagen – womöglich wusste er nichts von dem Kind oder den Kindern, die Miss LaFosse vermutlich irgendwo in einer Besenkammer versteckt hielt. Darum ließ sie die Details ihrer Arbeitssuche taktvoll aus und lieferte Joe stammelnd eine Schilderung ihrer Abenteuer an jenem Tag. Joe war begeistert. Er schlug sich anerkennend aufs Knie.
    »Sie sind ein wahres Weltwunder«, sagte er. »Was schert es mich, ob Sie in Stellung sind oder nicht? Wo wohnen Sie denn nun eigentlich? Dann komme ich eben dort vorbei.«
    Miss Pettigrew wurde erst rot und dann kalkweiß.
    »Ich habe keine Wohnung mehr«, stotterte sie gepresst. »Ich schulde meiner Wirtin die Miete. Sie hat gesagt, wenn ich heute keine Stellung fände, müsste ich gehen. Und ich habe keine gefunden.«
    »Wenn ich irgendwie behilflich sein kann«, bot Joe taktvoll an.

    »Oh, ja, vielleicht.« Von neuer Hoffnung beflügelt wandte sich Miss Pettigrew ihm zu. »Sie sind doch so ein bedeutender Mann. Sie kennen sicherlich viele Leute. Vielleicht braucht ja einer von Ihren zahlreichen Freunden eine Gouvernante, dann könnten Sie zumindest meinen Namen ins Spiel bringen. Das bin ich nämlich. Eine Gouvernante.«
    »Oh!«, sagte Joe, dessen Hilfsangebot eher als eine sehr viel unmittelbarere geldliche Unterstützung gemeint gewesen war.
    »Selbstverständlich tue ich das«, fügte er hastig an. »Da wird sich sicher etwas finden lassen. Keine Bange.«
    Miss Pettigrew sah erleichtert aus, doch dann verfinsterte sich ihr Blick wieder.
    »Ach je!«, sagte sie unglücklich. »Ich

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