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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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fertigbrachte. Allein mit den Armen und Händen. Noch in der letzten Woche war ihr doch die Kuhgesichtsposition – wirklich ein komisches Wort – gelungen, das Vorbild aus dem ausgezeichneten Buch ‘Durch Yoga jünger jeden Tag, das ihr so geholfen hatte. Wenn es nämlich an der Koordination zwischen dem Gehirn und dem rechten Arm fehlte, würde sie es kaum fertigbringen, den einen Arm auf den Rücken zu legen, den anderen über den Kopf zu halten, dann die Hände zu verschränken und in dieser Stellung sitzen zu bleiben und tief zu atmen. Nein, also wirklich – wo sie es jetzt offen vor sich hatte, war sie überzeugt: DAS konnte es nicht sein, was sie da aufgeschrieben hatte. Aber immerhin: Irgend etwas war nicht in Ordnung, das sah man an den Bildern. Es war doch wohl besser, Dr. Knight anzurufen und zu fragen, ob sie ihn wohl mal aufsuchen dürfe.
    Sie nahm die Zeichnungen und legte sie in eine Mappe. Bevor sie sie zumachte, betrachtete sie das oberste Bild noch einmal und schüttelte den Kopf.
    Zu dumm, wirklich.
    Detective Superintendent Delphick war mit der Untersuchung im feuchten Gras fertig und erhob sich von den Knien.
    »So – ihr könnt ihn wegbringen.«
    Er ging von dem beleuchteten Fleckchen Erde durch die neblige Dämmerung und das trübe Licht der Straßenlaternen zurück auf die Landstraße. Die Ambulanzleute bückten sich. Das Gemurmel der Menge hinter der Absperrung schwoll an, und hinten rief eine Frauenstimme:
    »Warum tut ihr nichts? Warum wird nicht endlich Schluß gemacht? Wie viele sollen…?«
    Delphick wandte ihr das Gesicht zu, ohne sie anzusehen, und sie brach ab. Schweigend wartete die Menge. Einer der Pressefotografen ließ die Kamera sinken – dies war nicht der richtige Moment. Der Inspector aus Lewisham war vorgetreten und hatte offenbar etwas sagen wollen; er blieb stehen und ließ es ungesagt. Das Schweigen dauerte an, bis der Superintendent in den Wagen gestiegen war.
    Sergeant Ranger war seinem Vorgesetzten aus der Ecke des Kinderspielplatzes gefolgt und blieb jetzt stehen, um den Leuten zuzusehen, die den Körper des Zwölfjährigen aufhoben und eine Decke über die Bahre legten. Sie verbarg die zerkratzten Schuhe, die grauschmutzigen Knie und die Shorts, den Pullover, an dem kleine Zweige hängengeblieben waren von dem Busch, unter dem man den Jungen gefunden hatte. Sie verbarg auch das angeschwollene Gesicht.
    »Das Orakel nimmt’s schwer, was?« meinte der Inspector aus Lewisham, und Ranger nickte. »Na ja, das ist schon sein fünfter«, setzte der Inspector hinzu. »Für uns ist dies erst der erste.«
    Wieder nickte der Sergeant. »Ja. Sieht aus, als ob er was im Sinn hat. Sie machen hier jetzt wohl wie üblich weiter, Inspector. Wir hören dann voneinander.« Er hatte den Polizeiwagen erreicht, preßte seine massige Gestalt hinter das Steuerrad und schlug die Tür zu.
    »Scotland Yard«, sagte Delphick.
    Als sie wieder im Büro saßen, machte sich Ranger daran, seine Notizen zu übertragen. Sie waren nicht sehr ausführlich, denn er hatte nicht viel Zeit gehabt. Also: Lawrence Massyn, zwölf Jahre drei Monate alt, gefunden etwa um 16.15 Uhr von Kindern auf dem Spielplatz. Offenbar war die Leiche unter einen… Busch geschleppt worden. Ranger versuchte, seine stenographischen Hieroglyphen zu entziffern. Was mochte das heißen? Konnte alles bedeuten. Vielleicht wußte das Orakel… Er warf einen verstohlenen Blick auf den Superintendent.
    Delphick saß regungslos, den Blick auf einen an der Wand hängenden Glaskasten geheftet. Es war ein Kasten, wie ihn ein Angler anbringen mochte, um darin seinen größten Fang auszustellen. Nicht informierte Besucher der letzten Monate hatten zuweilen angenommen, Delphick angle in seinen Mußestunden, sozusagen aus lieber Gewohnheit – schließlich legte er ja auch dienstlich seine Angelhaken aus. Der Kasten enthielt jedoch einen zerbrochenen Regenschirm – und darüber hinaus eine Erinnerung für Delphick: nicht an einen Erfolg, sondern an ein Versagen. Die Sache hatte zwar mit einer Verhaftung geendet, aber das war nicht sein Verdienst, sondern das Glück eines anderen gewesen.
    Der Sergeant kehrte zu seinen Hieroglyphen zurück. Nein, im Augenblick fragte man das Orakel besser nicht nach botanischen Details. Der Junge war einfach unter einem Busch gefunden worden, Schluß. Er war jetzt mit der Niederschrift fertig und machte sich noch eine Notiz: Nebelzeit nachprüfen. Hier oben hatte sich der Nebel schon bald nach zwei Uhr

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