Miss Seeton kanns nicht lassen
Walfisch und wurde von Nigel überwältigt, der auch das Messer aufhob. Sein Kumpan hatte sich von dem Tritt inzwischen erholt und schlug mit der gepanzerten Faust einen kurzen Haken an Nigels ungeschützten Hals. Jetzt war auch Mel da, holte mit der metallbewehrten Tasche aus und hieb sie dem Angreifer mitten ins Gesicht. Damit war der Kampf für ihn zu Ende.
Miss Treeves’ zweiter Anruf bei den Colvedens war ein Trompetensignal, ein Ruf zu den Waffen. Sir George lief eilig den Gang hinunter in die Waffenkammer und holte sich eine Schußwaffe und die nötige Munition. Dann holte er den großen Kombiwagen aus der Garage und fuhr hinaus, hielt aber noch einmal an, als seine Frau in der Einfahrt auf ihn zulief.
»Nein, Meg, diesmal nicht. Das ist nichts für Frauen.«
»Red keinen Unsinn, George.« Sie stieg ein und schlug die Tür zu. »Wenn du glaubst, ich bleibe hier allein und laß mich noch einmal ins Klo sperren… Außerdem ist mir die Rassel eingefallen – du weißt doch noch, früher, wenn du zum Fußball gingst. Ich dachte, sie müßte noch irgendwo auf dem Boden rumliegen, und da war sie auch.« Befriedigt ließ sie sich in den Sitz zurückfallen, während Sir George schweigend den Wagen in Bewegung setzte.
Miss Seeton schloß die kleine Mauerpforte hinter sich ab. Wirklich zu nett von Lady Colveden, ihr die Taschenlampe zu leihen. Natürlich wußte sie genau, wo die Büsche und die Blumenbeete waren, aber im Dunkeln waren sie manchmal doch ganz woanders, erstaunlicherweise. Sie ging quer über den Rasen auf die Küchentür zu, als sich hinter ihr etwas bewegte. Hastig wandte sie sich um und sah im Strahl der Lampe ein Jungengesicht mit sanftem Lächeln, eine kleine schmale Gestalt, die ein Stück Draht in der Hand hielt und es sacht hin und her schwenkte. Sie tat einen Schritt zurück. Er tat einen Schritt auf sie zu. Angst -? Natürlich hatte man Angst, war das ein Wunder? Ziemliche Angst sogar. Sprechen hatte keinen Zweck, man konnte mit ihm gar nicht vernünftig reden. Er hörte ja auch nichts. Wieder tat sie einen Schritt rückwärts, und er freute sich und folgte ihr. Jetzt stieß sie mit dem Absatz an ein Hindernis. Was stand denn da…. ach ja, die Gartenwalze. Sie trat zur Seite. Er folgte wiederum und stand ihr immer noch gegenüber. Jetzt stolperte sie und wäre fast gefallen; die Schirmspitze klemmte sich hinter den Hemmer ein, der die Walze am Boden festhielt. Der Hemmer löste sich und war nun frei. Miss Seeton richtete sich auf. Die Walze, von nichts mehr gehalten, senkte langsam den Griff und setzte sich in Bewegung, knirschte über den Kies, schaukelte über den schmalen Pfad auf den Rasen zu, rollte weiter mit auf- und abwippendem Griff und wurde schneller und schneller. Entsetzt sah Miss Seeton zu. Ogott-ogott, gleich gab es ein Unglück. Der Junge, der nur sie im Auge behalten hatte, duckte sich und sprang. Sie hakte die Schirmkrücke in den Walzenrahmen und riß. Unbekümmert rollte die Walze weiter. Miss Seeton mußte den Schirm fahren lassen; er blieb an der Walze hängen, fuhr dem Jungen zwischen die Beine und riß ihn zu Boden. Miss Seeton sah das Unheil und wollte dem Jungen helfen, sie ließ die Taschenlampe fallen und riß mit aller Kraft an dem schaukelnden Griff. Die Walze schwankte: man hörte ein Geräusch wie das Knacken eines brechenden Zweiges, unartikuliertes Gestammel und einen erstickten Schrei. Dann war alles wieder still, und die Walze blieb nach vollbrachter Mission auf dem Opfer liegen. Miss Seeton fand die Taschenlampe und blickte auf die bewußtlose kleine Gestalt hinunter. Ein Bein lag verzerrt unter dem schweren Gewicht. Angstvoll betrachtete sie die schiefliegende Walze. Heben konnte sie sie nicht.
»Bleib ganz still liegen«, sagte sie. »Ja nicht bewegen. Ich hole Hilfe!« Sie ergriff ihren Schirm, wandte sich um und rannte fort.
Organisation und Training: das machte eben doch viel aus. Langsam gewann der Polizeikordon an Boden. Foxon war dazugekommen, und als Stan Bloomer die Absicht erkannte, hatte er noch ein paar Männer zusammengetrommelt, die die Reihe am Anfang der Straße verstärkten, wo Miss Seetons Häuschen stand. Delphick und Foxon hatten die Mitte übernommen und wurden von den Ortsansässigen unterstützt. Potter und Sergeant Ranger hielten die Flanken. Langsam, aber sicher kamen sie voran, mußte die Mehrzahl der Minderheit weichen.
Miss Seeton hatte keinen Blick für alles, was ringsum vor sich ging; sie hatte einzig ihr Vorhaben im
Weitere Kostenlose Bücher