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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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einen Blick in die Weinkarte, verhandelte, erklärte. Die Kellner verneigten sich, sie nickte und ging auf den Ausgang zu.
    Mel beobachtete die Szene. Deirdres verzweifelte Hände flatterten hin und her. Tom beugte sich vor und ergriff sie. Deirdre beruhigte sich und wurde still. Die beiden jungen Leute saßen da, sahen sich in die Augen und hatten alles um sich her vergessen. Ein Schatten wehmütiger Sehnsucht huschte über Mels Gesicht.
    Thrudd musterte Mel. Er nahm ihre letzte Bemerkung wieder auf.
    »Was heißt Traum?« sagte er gedehnt. »Träume haben keine Substanz – sie schwinden dahin. Aber Liebe .?« Seine Augenbrauen zogen sich spöttisch zusammen, er lachte ironisch. »Sagen Sie – es ist nur eine rein akademische Frage: Wie würden Sie auf Liebe reagieren?«
    Unter seinem fragenden spöttischen Blick verschlug es Mel die Sprache. Sie errötete.
    Thrudd sprang auf. »Kommen Sie, Sie halbgebackener Minireporter – arbeiten wir was.«
    Als Miss Seeton die Stufen erreichte, umringten sie sie und riefen wie aus einem Munde:
    »Hallo, Miss S.«
    »Hallo, Miss S.«
    Miss Seeton blieb erstaunt stehen; dann fand sie sich mit dem plötzlichen Erscheinen der beiden Journalisten ab. »Ich dachte, sie sollten etwas essen«, erklärte sie, »und ich fürchtete, sie würden es vergessen. Ich meine, etwas zu bestellen. Daher bat ich den Kellner, einen leichten Wein zu servieren.« Sie sah besorgt aus. »Halten Sie es für richtig? Und den anderen bat ich, etwas Nahrhaftes auf den Tisch zu stellen. Ich glaube nicht, daß es eine Rolle spielt, was es ist.«
    Am Eingang stießen sie auf Delphick. Das Orakel sah Miss Seeton vorwurfsvoll an.
    »Seit wann piken Sie die Leute mit Nadeln?«
    Miss Seeton errötete. »Es waren keine Nadeln, nicht im eigentlichen Sinne des Wortes. Es war eine Hutnadel – nur eine. Und«, fügte sie mit einem Geistesblitz hinzu, »obwohl man natürlich so etwas normalerweise nicht tut, glaube ich doch, daß es in diesem Fall mit gutem Recht geschah. Außerdem stand es auf allen Gebäuden.«
    Obwohl Delphick Miss Seetons weitschweifige Erklärungen kannte, war er über diese Bemerkung doch verblüfft. »Was stand wo?«
    »Mut, natürlich«, antwortete sie. »Es war genau die richtige Antwort. Daher handelte ich, und es funktionierte. Ich konnte wirklich nicht ahnen, daß sie losgehen würde – die Pistole, meine ich – und der Wagen in einem Laden landete.«
    Um einen klaren Kopf zu bekommen, schüttelte Delphick sich, während Thrudd murmelte: »Miss S. hat wieder zugeschlagen.«
    »Es ist zu spät für Sie, noch nach Hause zu fahren«, entschied der Chefsuperintendent. »Wir müssen eine Gelegenheit finden, wo wir Sie für diese Nacht unterbringen können.«
    »Miss S. kann bei mir schlafen«, sagte Mel. »Ich habe ein freies Bett.«
    Delphick überlegte kurz. »Gut, aber ich werde eine Wache vor Ihre Wohnung stellen – nur für alle Fälle. Und Miss Kenharding«, er sah um sich, »wo ist sie?«
    Thrudd grinste. »Hand in Hand mit Haley auf einer rosigen Wolke, die über dem Tisch schwebt, während die Kellner versuchen, hinaufzulangen und sie zu füttern.«
    »Essen!« rief Mel. »Miss S. hat nichts gegessen. Und wie steht es mit Ihnen, Chefsuperintendent?«
    Dem Orakel fiel ein, daß er infolge der Fahrt und der Sorge um Miss S. auch um sein Abendessen gekommen war. Er war hungrig. Nachdem er sowohl für Deirdres wie für Mels Wohnung eine Wache angefordert hatte, ging er folgsam mit Miss S. und den beiden Reportern in den Speisesaal, wo er, wie er wußte, ein sehr gutes Essen würde bezahlen müssen. Man würde von ihm Einzelheiten über die Ereignisse des Nachmittags – und des Abends – erwarten. Er wollte jedoch Mel und Thrudd Gerechtigkeit widerfahren lassen und konnte ihnen einen Exklusivbericht über die Dinge nicht verwehren, die ohnehin schon bald in der Öffentlichkeit bekannt sein würden. Seine Hauptsorge war Thatcher. Ob das Syndikat einen weiteren Anschlag auf Miss Kenharding plante, blieb dahingestellt. Miss Seeton hatte ihn jedoch auf ihre unnachahmliche Weise lächerlich gemacht. Das konnte sich Thatcher nicht leisten. Er war nach seinen Spielregeln gezwungen, sie zu beseitigen.
    Thatcher schäumte vor Wut. Hätte Miss Seeton sich nicht eingemischt, wäre die Entführung gelungen, und damit hätte er die Möglichkeit gehabt, Kenharding zu erpressen. Alles in allem hatte diese Frau, dieses scheinbar einfältige Wesen, ihn in die Tasche gesteckt und bei vier

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