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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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machen konnte. Sie sparte sich lieber den Atem – selbst wenn sie ganz vorsichtig Luft holte, tat ihre Brust höllisch weh. Ihr gehorsamer Schüler nahm seine Pflichten sehr ernst; er lief neben der Reihe auf und ab wie ein schlecht dressierter  Hirtenhund, der die übermütigen Schäfchen der Herde anknurrte und nach ihnen schnappte. Mit Miss Seeton, die halb stolperte, halb rannte, an der Spitze hüpften die nackten Hexen- und Zauberlehrlinge laut singend durch die Hölle, von der sie schon so lange geträumt hatten und in die ihnen der große Satan so heroisch vorangegangen war.

Kapitel 19
    An dem geheimen Ort wurde die Luft immer stickiger. Die Hitze und der Rauch sickerten durch die Luftschächte; ein entferntes Rauschen, das von Minute zu Minute lauter wurde, verstärkte den Eindruck, daß die Welt zu einem Inferno geworden war und ihre Todesstunde erlebte. Die Nuscientisten sahen sich mit weitaufgerissenen Augen an.
    Hatte die Apokalypse tatsächlich begonnen? War das der Anfang vom Ende? Wie recht sie, wie recht der Meister gehabt hatte! Sie betrachteten zufrieden die verschlossene Kiste mit ihren Habseligkeiten – sie sah ein bißchen aus wie ein Plastiksarg. Je lauter das Tosen und je stärker der Rauch wurde, um so eifriger machten sie ihre Atemübungen, und die Gebete wurden immer inbrünstiger.
    Mrs. Trenthorne sah sich um. Kein Majordomus war da, um ihnen Trost zu spenden oder Ratschläge zu geben, wie sie sich verhalten sollten. Wahrscheinlich leisteten sie dem Meister Beistand und waren in ihre Gebete vertieft, und natürlich war Basil, als Trompeter, bei ihnen. Eine Durchlaucht sollte in diesem Moment der schwersten Prüfung aber auch an der Seite des Meisters sein. Sie war die einzige Durchlaucht in dieser Gesellschaft und hatte das Gefühl, daß ihr Titel und die fünftausend Pfund, die sie dafür bezahlt hatte, sie dazu ermächtigten, die Krise im gemeinsamen Gebet mit dem Hohepriester zu überwinden.
    Sie schlich unbemerkt von den anderen zum verbotenen Ausgang des Kellers, schwankte noch einen Moment, ehe sie sich weiterwagte, aber dann nahm sie all ihren Mut zusammen und öffnete die Tür.
    Der zweite Raum war menschenleer. Wo war der  Meister? Wo waren seine Helfer? Und wo war Basil?
    Auf der anderen Seite fehlte ein Teil der Steinwand, eine dunkle Öffnung war sichtbar. Mrs. Trenthorne ging darauf zu und kramte in ihrer Handtasche nach der Taschenlampe, die alle laut Anweisung für den Fall, daß die Beleuchtung ausfiel, bei sich hatten. In dem Lichtstrahl erkannte sie einen schmalen Tunnel, der leicht bergab führte. Keine Frage … Sie hatte nicht einmal mehr den leisesten Zweifel … der Meister hatte sie alle im Stich gelassen. Nein, das konnte nicht sein. Wahrscheinlich hatte sie nur nicht richtig verstanden, wo sich die Privatgemächer des Meisters befanden. Sie mußten über diesen Gang erreichbar sein. Dieser Raum hier war vermutlich nur für seine Diener – eine Art Offiziersmesse  – und ungeeignet für die Meditationen des Meisters.
    Selbstverständlich waren jetzt alle bei ihm in seinem Gemach. Auch Basil. Sie würde sich zu ihnen gesellen. In einer so bedeutsamen Stunde war der Platz einer Mutter an der Seite ihres Sohnes. Sie wollte mit Basil und den anderen gemeinsam beten und dem Meister versichern, daß sie voll und ganz an seine Allmacht glaubte. Und dabei würde sie selbst mehr Zuversicht gewinnen.
    Mrs. Trenthorne tapste durch den Tunnel und spürte, daß die Luft mit jedem Schritt kälter wurde. Sie blieb stehen, als sie an die Gabelung kam, und überlegte, ob sie nach rechts gehen oder auf dem einmal eingeschlagenen Weg bleiben sollte, doch plötzlich … Sie knipste ihre Taschenlampe aus. Ja, sie hatte recht gehabt. Direkt vor ihr war ein schwacher Lichtschimmer. Sie lauschte. Irgend etwas regte sich dort – sie spürte es eher, als daß sie etwas hörte. Sie schaltete die Lampe wieder ein. Jetzt, da die Richtung vorgegeben war, beschleunigte sie ihre Schritte.
    Es wurde heller, und schon bald konnte sie zwei Männer sehen. Beide hatten Taschenlampen und trugen zu zweit  etwas, was sehr schwer sein mußte … einen Sarg? Nein.
    Jetzt erkannte sie es. Es war die Kiste mit den Wertsachen.
    Ihr Geld und ihre Juwelen befanden sich in dieser Kiste.
    Voller Empörung kreischte sie: »Stehenbleiben!« Dann noch wütender: »Diebe, stehenbleiben!« Der eine Mann ließ die Kiste fallen und wirbelte herum. Für einen kurzen Moment sah sie sein Gesicht – ein

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