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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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der Idiot los und steckt sich selbst in Brand! Das wird mächtigen Stunk geben, wenn Ma Trenthorn Wind von der Sache bekommt; sie werden alle lebenslänglich bekommen …«
    Miss Seeton, die nur wenig von seinem Redeschwall verstand, unterbrach ihn. »Wollen Sie damit sagen, daß sie einfach dabeigestanden und zugesehen haben, wie jemand bei lebendigem Leibe verbrennt, ohne ihm zu Hilfe zu eilen?«
    »Was hätte ich denn tun können?« protestierte er. »Ich  … ich hatte doch nichts an. Und Sie sind ihm dort hinauf gefolgt. Ich dachte, daß sie die Polizei mitgebracht haben,  daß der Laden hier aufgeflogen ist und wir alle hopsgenommen werden. Ich bin losgeflitzt, um mir meine Klamotten zu holen. Und als ich kapiert hab’, was der Schwachsinnige da oben treibt, war es längst zu spät. Es war zwar durchgesickert, daß hier heute eine große Show mit Jungfrauenopfer und allem Drum und Dran abgezogen werden sollte, aber ich dachte – das schwöre ich –, daß sie nur ein Hühnchen oder ein anderes Vieh opfern würden wie früher schon mal. Wenn ich …«
    Sie? Miss Seeton hatte in ihrem Schockzustand nach den grausigen Ereignissen beinahe vergessen, daß sich noch mehr Menschen auf der Lichtung aufhielten. Sie sah sich um. Männer mit Tierköpfen, Frauen mit Masken, und die meisten waren splitterfasernackt. Sie hielten sich noch immer an den Händen, tanzten um Basils Scheiterhaufen und sangen ihr schauerliches Lied.
    »Was ist los mit ihnen?« fragte sie fassungslos. »Sie müssen den Verstand verloren haben.«
    »Sie sind high«, erklärte der junge Mann. »Sie wissen nichts davon, aber der Wein ist immer mit Stoff versetzt, damit sie in die richtige Stimmung für so was kommen; deshalb hab’ ich den Fusel nie angerührt. Ich bin nicht scharf auf Stoff und diesen Sabbatzauber. Nuscience, das ist meine Sache. Ich bin nur hergekommen, um ein bißchen Spaß zu haben mit den Weibern …«
    »Aber«, fiel ihm Miss Seeton streng ins Wort, »diese Leute müssen doch mitangesehen haben, was passiert ist.
    Sie …«
    »Sie denken, es war Absicht: Das Opfer entkommt dem Feuer, und der Satan verbrennt sich selbst. Dann kommt die große ›Auferstehung‹. Angeblich historisches Zeug. In ihrem Rausch sind sie glücklich, zu den Verdammten zu gehören, und denken, dieser Teufels- und Hexenkram ist  die Wirklichkeit.«
    Das Podium brach mit einem lauten Poltern ein.
    Flammen züngelten in den Himmel, und glühende  Trümmer regneten auf die glücklichen Verdammten hernieder. Sie tanzten ungerührt weiter – offenbar waren sie immun gegen Schmerzen; sie ließen sich los, bückten sich nach den glimmenden Holzstücken und warfen sie, so weit sie konnten. Die Baumwipfel über ihnen hatten bereits Feuer gefangen, jetzt qualmten auch die dürren Farnbüschel auf dem Boden, fingen an zu brennen, und die Flammen breiteten sich in Windeseile über das trockene Laub und das Unterholz aus. Plötzlich war überall Feuer.
    »Um Gottes willen.« Der junge Mann ergriff Miss Seetons Arm. »Kommen Sie, wir müssen weg von hier.«
    »Aber« – Miss Seeton sah die verrückten, tanzenden Nackten an – »wir können sie doch nicht sich selbst überlassen.«
    »Wen kümmern die schon? Sollen sie doch verbrennen, wenn sie es unbedingt so haben wollen – ich hau’  jedenfalls ab.«
    »Sie …« Sie konnten nicht ohne die anderen gehen.
    Diese Leute waren krank, unzurechnungsfähig. Jemand mußte … Irgendwie mußte sie diesen jungen Burschen dazu bringen, ihr zu helfen. Helfen. Ihr fiel etwas ein. Sie wandte sich zu ihm und sah ihn streng an. »Sie sagten, ich soll bei der Polizei ein gutes Wort für Sie einlegen. Also gut, ich werde das tun, wenn Sie mir jetzt helfen. Aber wenn nicht, werde ich … werde ich Sie anzeigen«, drohte sie.
    Er zögerte, dann setzte er sich in Bewegung und faßte nach der Hand einer Frau. »Kommt«, brüllte er, »ihr alle!
    Wir müssen hier raus. Alle mir nach!«

    Die Frau trottete willenlos näher, klammerte sich an ihn und versuchte, sich mit ihm im Tanz zu drehen; sie fummelte an seinen Hemdknöpfen herum, dann schlang sie die Arme um seinen Hals und preßte sich an ihn. Ihre Pupillen waren geweitet, und in ihrer Ekstase hatte sie jeden Sinn für Zeit, ihre Umgebung und die drohenden Gefahren verloren.
    Miss Seeton und der junge Mann versuchten andere zum Mitkommen zu bewegen. Alle Hexen und Hexenmeister waren gefügig, ganz auf erotische Abenteuer eingestellt und für jede Berührung empfänglich,

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