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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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Männer getroffen, aber niemals einen, den ich hätte heiraten mögen. Die meisten fanden mein Vermögen wichtiger als mich. Ich habe mich nie wieder verliebt, habe nie auch nur das geringste Verlangen nach einem von ihnen empfunden. Meistens verstanden sie gar nicht, wovon ich gesprochen habe. Und nur sehr wenige Männer schätzen das, was du meinen ‚erfrischenden Humor‘ nennst.“
    „Wenige bemerken ihn, weil du dich in Gesellschaft so zurückhaltend verhältst.“
    „Ich habe gelernt, auf der Hut zu sein. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich jemals heirate.“ Sie lächelte Rosa zaghaft an. „Es wird dich wahrscheinlich schockieren, aber ich muss dir gestehen, dass ich mich gestern ganz und gar nicht wie ein kalter Fisch gefühlt habe. Die Küsse dieses Fremden haben in mir mehr Verlangen geweckt als alle zuvor. Ist das nicht skandalös?“ Sie lachte. „Schau nicht so besorgt, meine liebe Rosa. Ich weiß, ich kann den Mann nicht heiraten – er ist wenig mehr als ein Herumtreiber. Gewiss niemand, den eine angesehene Frau wie ich als Gatten in Erwägung ziehen könnte! Nein, ich werde wohl nicht heiraten, egal was Mrs. Gosworth sagt.“ Sie machte eine Pause und gestand dann zögerlich: „Ich habe andere Pläne für die Zukunft, bei denen ich deine Unterstützung brauche.“
    „Natürlich, was kann ich tun?“, erkundigte sich Rosa.
    „Wenn Philip einverstanden ist, würde ich gern ein eigenes Haus haben. Natürlich in der Nähe. Du könntest mir helfen, ihn zu überreden.“
    „Was für eine unsinnige Idee! Ich werde mich hüten, ihn dazu zu überreden. Dies ist dein Zuhause, Emily, und der einzige echte Grund es zu verlassen, kann nur ein Mann sein, der dich liebt und heiraten will.“ Ihre Stimme verriet, wie verletzt sie war. „Was haben wir getan, dass du lieber allein leben möchtest? Ich dachte, du liebst uns.“
    Emily seufzte und wünschte sich, sie hätte geschwiegen. Philip würde ähnlich reagieren. Wie konnte sie den beiden Menschen, die sie von allen am meisten liebte, erklären, dass sie sich in ihrer Gesellschaft oft einsam fühlte, sich wie das fünfte Rad am Wagen vorkam, egal wie freundlich sie behandelt wurde? Sie liebte die beiden und würde stets gern Zeit mit ihnen verbringen. Aber sie würde nie wirklich zufrieden sein, bevor sie nicht Herrin in einem eigenen Haus wäre, wieder einen Garten gestalten und Verbesserungen in die Wege leiten konnte. Sie seufzte. Die beiden würden es nie verstehen. Es war ein unmöglicher Traum.
    Währenddessen war Emilys Fremder in Thirle angekommen, wo er seiner Patentante Lady Deardon die Aufwartung machte.
    „Du bist unmöglich, William! Was die Diener von dir denken, mag ich mir gar nicht vorstellen!“
    „Großer Gott, seit wann machst du dir Sorgen, was die Bediensteten denken? Du bezahlst sie doch nicht fürs Denken!“
    „Dein Leben in Südamerika hat dich verdorben, mein Junge. Du wirst deine Einstellung bald ändern müssen, wenn du hier in England dein eigenes Haus führst. Gutes Personal ist begehrt. Dein Bediensteter kam schon vor einer Weile mit deinem Gepäck an. Ich kann ihn beim besten Willen nicht Diener nennen. Jemand, der sich noch weniger zur Begleitung eines Gentlemans eignet, ist kaum vorstellbar. Aber jetzt zieh dir erst einmal vernünftige Kleidung an, bevor Reggie dich sieht. Du weißt, was für ein Prinzipienreiter er ist, und er wird zum Dinner zurück sein. Dann kannst du mir auch alles Weitere berichten.“
    Als er eine Weile später wieder hinunterkam, hätte Emily ihn nicht wiedererkannt Er war gebadet und rasiert, und alles an ihm von den sorgfältig gebürsteten Haaren, dem makellosen Hemd, dem perfekt gebundenen Krawattetuch, dem feinen blauen Gehrock, der schneeweißen Hose bis hin zu seinen glänzenden Schuhen wies ihn als vornehmen Gentleman aus.
    „Du hast dich wirklich herausgeputzt“, lobte Lady Deardon. „Warum du wie ein Vagabund durch die Gegend läufst, ist mir ohnehin unverständlich. Reggie ist eben angekommen. Er zieht sich gerade um, also haben wir noch etwas Zeit, uns zu unterhalten. Hast du etwas von den Kindern gehört?“
    „Ich habe erfahren, dass sie in Jamaika bei den Warburtons bleiben werden, bis sie irgendwann im Sommer nach England kommen können.“
    „Wer sind denn diese Warburtons?“
    „Gute Freunde von mir aus meiner Zeit bei der Marine. Als John so plötzlich starb, haben sie die Kinder aufgenommen.“
    „Die armen Kleinen. Lehnt Juanas Familie es weiterhin ab, etwas

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