Missbraucht
einen Arzt, aber dann wird das schon wieder", sagte die Frau.
"Da wird nichts mehr. Dreh ihn um Uwe!" Friedhelm Heb schien der Einzige zu sein, der die Situation richtig erkannt hatte. "Los mach schon!"
Uwe packte Baumel an der rechten Schulter und versuchte den Mann umzudrehen. Er schaffte es nicht ganz. Baumel war zu schwer und blieb auf der Seite liegen. Ein wenig Blut, das ihm aus dem Mund gelaufen war, schien schon getrocknet. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten völlig teilnahmslos zur Wand, aber er atmete noch. Jetzt wurde auch Uwe endlich bewusst, was hier gerade passierte.
"Dem hilft kein Arzt mehr, der stirbt. Der verreckt hier." Stromberg schaute Nicoletta an, die scheinbar teilnahmslos den Zustand ihres Opfers beobachtete.
"Und nun?" langsam wirkte er hysterisch.
"Reiß dich zusammen, uns fällt schon was ein.", Nicolettas Gedanken arbeiteten an einer Lösung.
Die letzten zwei Minuten hatten die Luft noch viel stickiger werden lassen, alle drei hatten plötzlich das Gefühl, akuter Sauerstoffmangel nähme ihnen den Atem. Ihre Gesichter glänzten vom Schweiß, der ihnen in Strömen die Stirn herunter lief.
Trotz des unappetitlichen Anblicks konnten sie ihre Augen nicht von dem am Boden liegenden Baumel nehmen, zu sehr zog sie sein stiller Todeskampf in den Bann.
Plötzlich sagte Dr. Heb: "Schlag ihn tot Uwe".
Friedhelm Heb sagte die Worte ganz bedächtig, als wolle er seine Tonlage der Situation anpassen.
Uwe konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. "Was?"
"Schlag ihn tot" wiederholte Heb leise, aber nachdrücklich. "Mach ihm ein Ende! Erleichter es ihm!"
Baumel röchelte kaum hörbar, fast so, als hätte er die Worte seines Freundes verstanden.
"Na mach schon, worauf wartest du? Mach, was der Doktor gesagt hat!" Zum ersten Mal war etwas wie Erregung in Nicolettas Stimme zu hören, die gleichsam wie ein Befehl bei Uwe ankam.
"Nein! Warum ich? Mach du doch, du hast schon mal geschlagen. Oder der Doktor, warum macht der Doktor es nicht?"
"Weil er mein Freund ist", beantwortete Dr. Heb Uwes Frage plötzlich schneidend scharf.
"Wenn du mich liebst, machst du es Uwe" , Nicoletta wusste, wie sie ihn zu packen hatte. Sie hatte sich ihn mit ihrem lasziven Gebaren und ihrer hemmungslosen Art beim Sex, zu einem willfähigen Erfüllungsgehilfen gemacht.
"Ich bring doch niemanden um “, flehte Stromberg mit zweifelndem Blick zurück.
"Tu es für mich." Nicoletta drückte ihm die Leuchte in die Hand.
Er schaute Hilfe suchend zu Dr. Heb, der ihn mit einem dezenten Kopfnicken ermutigte
zuzuschlagen.
Uwe schluckte. Er zögerte einen Moment Dann verpasste er Baumel einen Fußtritt, der den Körper wieder in Bauchlage brachte. Ein leises Wimmern war zu hören.
Wenn Frank Baumel zu diesem Zeitpunkt noch irgendetwas wahrnehmen konnte, dann waren es die Worte "Mein Gott", die Uwe Stromberg sagte, als er unter Tränen weit ausholte und zuschlug.
Mit dem ersten Schlag borstete die Schädeldecke komplett. Knochensplitter, Blut und Gehirn spritzten durch die Wucht des Hiebes in den Raum. Uwe schlug noch zweimal blitzschnell hintereinander in die leblose Masse, die vor ein paar Sekunden noch Frank Baumels Kopf ausmachte. Nicoletta schien wie fasziniert zuzuschauen, während in Dr. Heb Ekelgefühle aufkamen, als kleine rote Blutspritzer und winzige Knochensplitter sein Gesicht trafen. Schaum ha tte sich vor Uwes Mund gebildet. Er sah Nicoletta mit wirrem Blick und einem idiotischen Lächeln an, gerade so, als erwartete er nun ein Lob oder eine Anerkennung. Das Blut und das Hirn in seinem Gesicht erhärteten den Eindruck, dass er in diesem Moment völlig von Sinnen war. Urplötzlich herrschte eine gespenstische Ruhe im Raum. Eine unheimliche Faszination hatte die Drei ergriffen. Das eisige Schweigen wurde dem Anlass gerecht und es dauerte einige Augenblicke, bis jeder der Drei das Unfassbare realisierte.
"Er ist tot", Friedhelm Heb atmete schwer, er spürte, jeden einzelnen Schweißtropfen, der sich aus seinem Haar löste und seinem Nacken hinunter rannte. Sein Hemd war klatschnass und ihm war, als sei er gerade einer heißen Badewanne entstiegen. "Lasst uns nachdenken. Wir müssen ihn wegschaffen, sein Auto auch. Es darf nichts, aber auch gar nichts gefunden werden." Er nahm seine Brille ab und fuhr sich mit dem Handrücken über die glänzende Stirn. Dr. Heb war der Erste, der wieder einen klaren Gedanken fasste. "Wir müssen hier alles sauber machen, die Spuren verwischen und ihn dann
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