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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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in seiner Stimme schwang ein Hauch Unglauben mit.
    »Ja, Sir. Rourke hat eine Bewegung bemerkt, und wir sind dem nachgegangen«, log er glatt. Die Justifiers hatten ihre Geschichten abgestimmt und würden nun alle dieselbe Version berichten. John hatte einfach keine Lust gehabt, sich mit Reinhards darüber zu streiten, dass er ihn nicht eingeweiht hatte.
    »Warum haben Sie nicht Alarm geben lassen?«
    John zuckte mit den Schultern. »Das erschien mir nicht angemessen, Sir. Es hätte auch ein Fehlalarm sein können, und wir wollten keine unnötige Aufregung ins Lager bringen. Hätte ich gewusst, was wir schließlich finden, hätte ich Sie selbstverständlich informiert und Verstärkung mitgenommen.«
    Mit ausdrucksloser Miene verschränkte John die Arme hinter dem Rücken. Es war eine der ersten Lektionen, die man bei der Armee lernte: gegenüber Vorgesetzten Unwissen heucheln. Das entspannte so manche Situation, konnte einen vor Latrinendienst retten und verbarg eigenmächtiges Handeln. Niemals schlauer erscheinen, als du sein darfst .
    Reinhards nickte geistesabwesend. Er deutete ein Lächeln an. »Gute Arbeit, John.«

    »Danke, Sir. Ohne meine Leute wäre das nicht möglich gewesen.«
    Der erste wahre Satz in diesem Gespräch.
    »Natürlich, natürlich. Machen Sie weiter so.«
    Damit war ihr kleines Briefing beendet. John grinste einmal freundlich – oder zumindest so freundlich, wie er in diesem Moment grinsen konnte, vermutlich also mit einem hohen Anteil Schadenfreude. Dann folgte er Reinhards in Laderaum Eins.
    Dort war immer noch eine wilde Diskussion im Gange, die sich um den gefesselten und geknebelten Kay drehte. John verstand die Aufregung, aber eigentlich war das ein Nebenschauplatz. Viel wichtiger war die Information, dass irgendwo auf diesem Planeten eine Basis existierte, auf der Menschen mit Waffen saßen und von der aus sie wohl in nicht allzu ferner Zukunft angegriffen werden würden.
    »Meine Damen und Herren, Ruhe bitte«, rief Reinhards mit befehlsgewohnter Stimme.
    Nein, nicht Befehl. Anweisungen. Aber Damen und Herren? Denkter, wir seien hier in einer Aufsichtsratssitzung?
    Aber obwohl es John nicht schmeckte, wurden die Stimmen leiser, verstummten nach einem weiteren Aufruf sogar ganz. Nur Kay sprach noch, allerdings war es durch das Tape nicht mehr als ein gedämpftes Grummeln.
    »Als höchstes Mitglied der Hierarchie von Stellar Exploration bin ich zurzeit de facto eine Art Gouverneur auf Tordesillas, und damit obliegt mir die Hoheit über die Rechtssprechung.«

    Johns Amüsement über die gestelzte Sprache war schlagartig verschwunden. Fuck! Der hält sich für einen Richter .
    »Ich werde mich dieses Falls annehmen, keine Sorge. Bis dahin ist Mister Kay, Ghivran, oder wie immer er auch heißen mag, unser Gefangener. Wir werden einen der Räume an Bord als Zelle für ihn bereitmachen und mit den Vorbereitungen für ein Tribunal beginnen.«
    »Äh, Sir, bei allem Respekt, glauben Sie, dass das schlau ist?«, meldete sich John vorsichtig zu Wort.
    »Selbstverständlich, Leutnant. Sie haben in Ausübung Ihrer Pflicht Können und großen Mut bewiesen, aber ich nehme die Sache jetzt aus Ihren Händen. Dies ist eine zivile Angelegenheit. Stellar Exploration wurde durch diesen Mann Schaden zugefügt, und wir werden darüber befinden müssen, welche Strafe dafür angemessen ist.«
    »Eine Kugel zwischen die Augen«, rief Sukarno. »Verfluchter Bastard.«
    Kays Enttarnung hatte sie hart getroffen. Er hatte ihr bei ihren Projekten geholfen, und John vermutete, dass sie mit Lambert befreundet gewesen war. Die kleine Energietechnikerin baute sich über Kay auf und holte zu einem Tritt aus. John war nicht schnell genug, aber Bull packte sie an den Schultern und zog sie zurück, bevor sie den Wehrlosen treten konnte. In den Augen der meisten anderen fand John eher Enttäuschung darüber, dass man sie daran gehindert hatte. Er nutzte die kurze Ablenkung und trat an Reinhards heran.

    »Sir, ich habe Ihnen doch berichtet, dass einer der Toten von einer Basis gesprochen hat. Und von einem Einsatzteam. Die wissen, wo wir sind, Sir, und sie stellen gerade die Leute zusammen, um uns auszuräuchern.«
    »Diese Dinge können wir in der Verhandlung erörtern«, erwiderte der Manager kühl. Er schien den Triumph, sich in dieser Sache über John gestellt zu haben, regelrecht zu genießen. John hatte aber keine Zeit für Kompetenzgerangel und Konzernintrigen.
    »Wir müssen sofort mit Maßnahmen zur Verteidigung

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