Missing in Action

unvermittelt in die Knie und hob die Faust. Alle Justifiers hockten sich hin und sahen sich um. Und dann hörte John es.
    »Hallo?«
    Eine Männerstimme. Er konnte sie nicht eindeutig zuordnen, aber er wusste, dass er sie kannte. Bastard! Ganz vorsichtig arbeitete er sich weiter vor, wobei er Bull und Cao mit Handzeichen zu verstehen gab, das sie die Stellung halten sollten. John ließ sich Zeit. Jetzt keinen Fehler machen . Schließlich kniete er neben Jamie, die sich in ein niedriges Gebüsch verkrochen hatte.

    Vor ihnen zeichnete sich eine Gestalt auf einer winzigen Lichtung ab. Ein Mann, breitschultrig, mit dem Rücken zu ihnen. Er trug eine ihrer Uniformen, aber er war keiner von ihnen.
    » ARStac! Hallo?« Seine Stimme klang ängstlich, und John konnte es ihm nicht verübeln. Mitten in der Nacht in den Urwald zu gehen, erforderte immerhin Mut.
    »Leise«, zischte es von der Seite.
    Der Mann erstarrte, ebenso John. Unbewusst hielt er den Atem an, ebenso unbewusst hob er den Lauf seiner Waffe. Eine weitere Gestalt trat aus dem dichten Dschungel. Sie konnte es nicht ahnen, aber John zielte bereits auf ihre Brust. Sie selbst hatte eine kurzläufige Waffe in beiden Händen, die auf den Verräter zeigte. Ansonsten trug die Person ein komplett schwarzes Outfit, eng anliegend, aber offenbar gepanzert. Über das Gesicht war eine Sturmhaube gezogen, und die Augen wurden von einer Kampfbrille verdeckt, einige Generationen jünger als Johns Modell.
    »Hände«, befahl der Neuankömmling barsch.
    Der Verräter reagierte nicht sofort, woraufhin der Bewaffnete wiederholte: »Hände! Ich will die Hände sehen!«
    Betont langsam hob der Verräter die Hände. Sie waren leer. Auf dem Rücken trug er allerdings ein Sturmgewehr.
    »Leg die Waffe hin. Aber ganz langsam.«
    Diesmal folgte der Verräter der Aufforderung sofort.
    »Tritt sie ein Stück weg, dann hinknien und Hände hinter den Kopf.«

    »Ist das wirklich nötig? Ich …«
    »Tu, was ich sage, oder ich schieße.«
    Die Stimme des Bewaffneten blieb ruhig, und John wusste, dass er seine Ankündigung wahr machen würde. Der Verräter schien das ebenfalls zu spüren, denn er gab dem Sturmgewehr einen Tritt, der es ein Stück über den Boden rutschen ließ, dann ging er vorsichtig in die Knie, stets darauf bedacht, seine Hände sichtbar zu halten, bevor er sie an den Hinterkopf legte.
    »Name?«
    »Ghivran, Mann. Alistair Ghivran. Ich bin Ihr Kontakt.«
    Der Name sagte John nichts. Offenbar hatte der Verräter sie komplett zum Narren gehalten, von seinem Namen bis zu seiner Loyalität. John wünschte sich, er könnte einen besseren Blick auf das Gesicht des Mannes erhaschen, aber dafür hätte er sich bewegen müssen, und er wollte dem Mann in Schwarz keine Chance geben, ihn zu entdecken.
    »Okay, Ghivran, warum sind Sie hier? Sie hatten doch die Order, die Stellung zu halten, bis das Einsatzteam anrückt.«
    John hätte beinahe geflucht. Was immer auch in dieser Nacht noch geschah, sie hatten auf jeden Fall mächtigen Ärger. Während er noch versuchte, sich auf die neue Situation einzustellen, traten zwei weitere Personen aus dem Dschungel und bauten sich neben den Bewaffneten auf. Sie waren ähnlich gekleidet und ausgerüstet. Der Mann in Schwarz senkte den Lauf seiner Waffe.

    »Ich will eine Extraktion«, erklärte Ghivran. »Ich muss da raus.«
    »Was ist los? Warum?«
    »Ich glaube, die Justifiers haben Verdacht geschöpft. Ich … ich bin nicht sicher, aber es gab Veränderungen. Neue Wacheinteilungen und so weiter. Ich kann da eh nichts mehr tun. Die sind am Ende, die Ausrüstung fehlt. Die kommen von Tordesillas nicht mehr runter und werden hier sowieso alle verrecken.«
    Vielen Dank für die Blumen , dachte John grimmig.
    »Negativ. Eine Extraktion zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht möglich. Sie müssen warten, bis das Team kommt. Wir können Sie nicht mitnehmen. Wir haben nicht die Möglichkeiten, einen Zivilisten zu beschützen.«
    »Wenn ich entdeckt werde, bringen die mich um! Das sind Tiere«, flehte der Verräter so erbärmlich, dass John ganz warm ums Herz wurde.
    »Hören Sie, Ghivran. Wir sind ein Scoutteam. Diese Gegend ist verdammt gefährlich. Wir haben schon einen Mann an diese Raubkatzendinger verloren. Sie sind im Lager sicherer. Sorgen Sie dafür, dass Sie nicht entdeckt werden. Der Oberst stellt das Einsatzteam bereits in der Basis zusammen. Sie müssen nicht mehr lange durchhalten.«
    Der Verräter nickte niedergeschlagen.
    Gleich kommen mir die