Missing in Action
beginnen, Sir. Diese Leute waren bestens ausgerüstet und ausgebildet. Hochmotiviert. Das waren keine Nullachtfünfzehn-Justifiers, das waren Konzernkriegsveteranen.«
»Aber Sie haben sie doch einfach erledigt, nicht wahr? So gefährlich können sie also auch wieder nicht gewesen sein.«
Im Namen seines Seelenfriedens und einer vernünftigen Diskussion überging John die Beleidigung geflissentlich.
»Wir hatten Glück. Darauf können wir nicht immer hoffen. Wir werden jeden Mann und jede Frau brauchen, um uns unserer Haut zu erwehren, wenn es hart auf hart kommt.«
Reinhards schien zu überlegen. John hoffte inständig, dass der Konzernmann gesunden Menschenverstand walten ließ und John Recht gab.
»Wir befragen Kay vorab. Sie können ja schon mal die Verteidigung vorbereiten. Ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, Leutnant.«
John gefiel Reinhards selbstgefälliger Gesichtsausdruck nicht. Der Manager war zu locker, zu unbesorgt angesichts der Gefahr, die ihnen drohte. Es konnte nicht nur an seinem mangelnden Wissen über die militärische Situation liegen; selbst ein Laie musste erkennen, dass sie hoffnungslos unterlegen waren und ein Wunder benötigten, um sich gegen gut ausgebildete und entschlossene Gegner durchzusetzen. Da war noch mehr, aber John konnte es nicht packen, nicht verstehen.
»Ich mache mich gleich an die Arbeit«, sagte er unsicher. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Reinhards doch in den Verrat verwickelt war und John nun zum Besten hielt.
»Tun Sie das. Erstatten Sie mir regelmäßig Bericht.« Der Manager verschränkte die Arme vor der Brust und wartete einige Sekunden, bis er hinzufügte: »Das wäre dann alles, Leutnant.«
John salutierte, drehte sich um, schnitt unbeobachtet eine Grimasse und verließ das Shuttle. Er sah sich im hellen Morgenlicht um. Ihre Position war denkbar schlecht. Ungeschützt gegen Angriffe aus der Luft, mit festen Stellungen, die keinem konzentrierten Beschuss standhalten konnten. Im Normalfall hätte John einen Rückzug angeordnet, dazu einige Teams als Guerilla-Einheiten zurückgelassen, um den Vormarsch des Gegners zu stören, aber diese Option hatten sie nicht. Das Shuttle zu halten, war ihre einzige Hoffnung. Wenn wir in den Dschungel müssen, sieht es stockfinster aus. Wir müssten das Portal zurücklassen und uns in die Wildnis
wagen. Keine Besiedlung auf dem Planeten, außer uns feindlich gesonnenen Konzernstreitkräften. Nein, wir müssen unsere Stellung hier halten. Nur wie? Auf diese Frage wusste John keine Antwort.
»Sie haben Kay schon einige Tage vorher ins Visier genommen, stimmt’s?«, meldete sich unvermittelt Grasse neben ihm zu Wort. John hatte gedacht, er wäre allein draußen, aber sie hatte sich lautlos angenähert. »Das erklärt die neuen Einteilungen der Wachen und Ihre Geheimniskrämerei.«
John räusperte sich. Er sah sie nicht an. »Nein. Ich habe lediglich versucht, die Pläne zu entzerren und allen genug Regenerationsphasen zu verschaffen.«
»Sie vertrauen mir nicht.«
In ihrer Stimme klang Enttäuschung mit. Überrascht drehte sich John nun doch um und sah sie an. Sie wirkte nicht nur enttäuscht, da war noch mehr.
»Es musste schnell gehen.«
Obwohl es nur eine halbe Lüge war und hauptsächlich das Auslassen der Wahrheit, fiel es ihm schwerer als die dreisten Lügen gegenüber Reinhards.
Sie verzog das Gesicht und grinste grimmig. »Und das nach allem, was wir schon erlebt haben.«
Sie musste nicht weitersprechen. John war bewusst, was sie meinte. Sie hatten Seite an Seite gekämpft, sich gegenseitig den Rücken freigehalten. Grasse hatte ihm vermutlich das Leben gerettet.
»Hören Sie …«, begann er, aber sie winkte ab.
»Schon gut. Ihre Mission, Ihr Team, Ihre Spielregeln.«
Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand
im Inneren des Shuttles. John sah zu, wie die Plane wieder vor das Loch fiel. Er blieb zurück, wusste nicht, was er denken oder sagen sollte. Die Ereignisse stürzten über seinem Kopf zusammen, kamen wie eine Flutwelle, drohten, ihn unter sich zu begraben und fortzureißen. Es gab zu viele Probleme, zu viele Dinge, die genau jetzt dringend seine Aufmerksamkeit erforderten, und er war müde und erschöpft.
»Hey, Boss, alles klar?«
Rourke stand auf dem Shuttle. Er hatte Wache im Krähennest und war bis zum Rand der Oberseite gekommen. Seine Worte mochten freundlich klingen, aber sein Grinsen war anzüglich.
»Ja. Zurück auf den Posten. Wir können uns keine
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