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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Luftschleuse, das einen Kontrast zur bräunlichen Tönung des Mars bildete, schien sein Anzug weiß zu glühen.
    »Wir haben auf der Checkliste etwas vergessen«, sagte Stone.
    »Wir müssen das hier noch anlegen.« Dann holte er die roten EVA-Eins-Bänder aus einer Anzugstasche. Stone würde in
    seiner Eigenschaft als Missions-Kommandant auch die erste Exkursion auf dem Mars anführen. York war seine offizielle Stellvertreterin, und Stone würde die roten Bänder an Armen und Beinen tragen, damit man ihn auf den Kameraaufnahmen identifizierte.
    Doch nun hielt er ihr die Bänder hin.
    »Ich verstehe nicht.«
    Er lächelte. »Du verstehst sehr wohl. Streif die Bänder über.«
    Sie streckte die Hand aus, und er legte ihr die Bänder auf den Handteller. Durch die dicken Handschuhe spürte sie das
    Gewicht der Bänder gar nicht.
    »Das soll wohl ein Scherz sein.«
    »Schau«, sagte er unwirsch. »Ich habe auch nicht von dir verlangt, das gottverdammte MEM zu landen, obwohl du
    wegen des Notfall-Trainings in den Simulationen durchaus dazu in der Lage gewesen wärst. Deine Aufgabe bei der ersten EVA-Exkursion besteht nur darin, in der Gegend
    umherzulaufen, ein paar Steine aufzuklauben und den Leuten zuhause darüber zu berichten.«
    Bei dem unerwarteten Angebot verspürte sie weder Freude
    noch Stolz, sondern nur Irritation. Ich drehe schon wieder am Rad. »Das ergibt doch keinen Sinn, Phil. Du läßt die Chance sausen, als erster Mensch auf dem Mars in die Geschichte einzugehen, um Gottes willen. Welches Arschloch tut denn so was?«
    »Ich«, sagte er pikiert. »Das ist wichtig, Natalie. Ich hatte es noch vor dem Start mit Joe Muldoon besprochen. Um
    zukünftiger Missionen willen muß diese Mission – vor allem diese erste Exkursion – ein Erfolg werden. Das rangiert noch vor der Wissenschaft, obwohl du mir da kaum zustimmen
    wirst. Natalie, es wird lange dauern, bis Menschen wieder zum Mars fliegen. Deshalb schreiben wir hier Geschichte; selbst wenn wir scheitern, werden die Menschen zum Mars
    hinaufschauen und sich sagen, ja, es ist möglich; wir sind imstande, dorthin zu fliegen und zu überleben. Wir wissen es, weil jemand es uns gezeigt hat.
    Schau, ich bin kein Neil Armstrong. Du bist – eloquenter.
    Und dies ist dein Ort; dein Tal. Dein Planet, verdammt. Du weißt hier besser Bescheid als sonst ein Mensch. Deshalb glaube ich, daß du das besser rüberbringen wirst. Zumal…«
    »Was?«
    Er lächelte – »…ich das Gefühl habe, daß die Menschen mich als ›Den Mann, der die Chance sausen ließ, Erster zu sein‹, noch länger in Erinnerung behalten werden.«
    »Ich hoffe, sie leistet den Anweisungen Folge«, rief Gershon.
    »So zuverlässig wie immer.«
    Sie haben das ausgeheckt, sagte sie sich. Sie haben mir eine Falle gestellt.
    »Und nimm das Ding da«, sagte Stone.
    Sie streckte die Hand aus, und Stone gab ihr eine kleine, vielleicht münzgroße Scheibe. Es war die Diamantmarkierung.
    »Ich glaube, du solltest sie deponieren. Für Ben. Und die anderen.«
    Dann umfaßte er ihre Hand mit beiden Händen und schloß sie um die Markierung. Er schaute ihr in die Augen.
    Er weiß Bescheid, erkannte sie plötzlich. Über Ben und mich.
    Alle wußten sie Bescheid, die ganze Zeit über.
    Sie steckte die Markierung in eine Probentasche am Anzug.
    Dann streifte sie sich wie in Trance die roten Bänder über Arme und Beine und klappte das goldene Helmvisier herunter.
     
    Stone hielt ihr die Luke auf. Unbeholfen ging York auf die Knie und wandte der Luke das Hinterteil zu. Dann kroch sie rückwärts auf die Plattform.
    »Los geht’s! Die Richtung stimmt, Natalie. Komm etwas auf mich zu. Gut, jetzt runter. Roll dich nach links. Zieh den linken Fuß nach rechts – nein, andersrum. Das machst du gut.«
    Sie schabte am Lukenrahmen entlang. Kühlschlangen gruben sich ihr ins Bein.
    Das Blut hämmerte in den Ohren.
    »In Ordnung, Ralph. Ich bin auf der Plattform.« Sie packte die Reling zu beiden Seiten der Plattform.
    Sie schaute auf. Die weiße Außenhaut war von der Landung mit Staub überzogen und erhielt nun durch die über dem Mars aufgehende Sonne eine gelbe Tönung. Sie war schon so weit draußen, daß sie die Schleuse in vollem Umfang überblickte.
    Sie klaffte als Rechteck aus hellem, fluoreszierendem Licht in der Hülle der Challenger. Innerhalb des Rechtecks war Phil Stone in die Hocke gegangen und schaute zu ihr heraus. Er nickte im Helm.
    Sie kroch weiter rückwärts über die Plattform, wobei sie das

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