Mission Arktis
Ogden?«
Mit fragend hochgezogenen Brauen wandte er sich ihr wieder zu.
Als Antwort berührte sie mit dem Finger ihre Lippen.
»Oh, tut mir Leid.« Jetzt sprach er extra langsam, als wäre Amanda geistig behindert. Mühsam schluckte sie ihren Ärger hinunter.
»Das müssen Sie sich selbst ansehen«, fuhr er fort. »Deshalb hab ich Sie kommen lassen.« Einen Augenblick musterte er die NavyWachen auf dem Korridor. »Ich konnte nicht mehr auf sie zählen, dass sie die Felsenhunde noch länger fern halten. Die Proben …« Wieder wurde er durch irgendetwas abgelenkt und er vollendete den Satz nicht. »Holen wir Ihnen schnell einen Parka, dann führe ich Sie hin.«
»Mir ist warm genug«, meinte Amanda ungeduldig und fuhr mit der Hand über ihren Anzug. »Zeigen Sie mir, was Sie gefunden haben.«
Noch immer schaute der Biologe mit gefurchter Stirn zu den Wachen hinüber. Amanda vermutete, dass er Spekulationen anstellte wie alle anderen auch. Schließlich wanderte sein Blick wieder zu ihr zurück. »Was ich gefunden habe … ich denke, das ist der Grund dafür, dass die Station überhaupt hier errichtet wurde.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Amanda registriert hatte, was er da sagte. »Was? Wie meinen Sie das?«
»Sehen Sie selbst.« Er drehte sich um und ging durch die Doppeltür.
Amanda folgte ihm, aber sie blickte zurück zu den beiden Wachen. Das ist der Grund dafür, dass die Station hier errichtet wurde.
Sie betete zu Gott, dass der Biologe sich irrte.
15:40 Uhr
Über der Brooks Range
Matt starrte aus der Windschutzscheibe der Twin Otter und versuchte sich auf die Schönheit eines der großen Naturwunder dieser Erde zu konzentrieren. Dieser Teil des Gates of the Arctic National Park war jedes Jahr das Ziel für tausende Wanderer, Kletterer und Abenteuerlustige.
Vor ihnen erhoben sich die Arrigetch Peaks in ihrer ganzen Pracht. Ihr Name – Arrigetch – stammte aus dem Nunamiut und bedeutete »ausgestreckte Finger«. Eine angemessene Beschreibung. In der ganzen Region reihten sich Berggipfel und schroffe Granitsäulen aneinander. Es war ein Land jäh aufsteigender vertikaler Felswände, spektakulärer Überhänge und Amphitheater aus Eis. Ein natürlicher Tummelplatz für Kletterer, aber auch für Wanderer, die sich an den grünen alpinen Wiesen und eisblauen Bergseen erfreuten.
Aber durch Arrigetch zu fliegen, war der pure Wahnsinn. Nicht nur wegen der Felsen. Auch die Luftströmungen über den Gletschern waren gefährlich, wie ein Fluss mit Hochwasser, der sich über Katarakte stürzte. Der Wind war ein wütendes Mischmasch aus unerwarteten Böen und Seitenwinden.
»Macht euch auf was gefasst!«, warnte Jenny.
Das Flugzeug stieg in die wilde Berglandschaft empor. Zu beiden Seiten erhoben sich hohe Gipfel, auf deren Abhängen Gletscher und Eisschollen glitzerten. Und dazwischen Arrigetch. Es schien keinen Weg durch diese Gegend zu geben.
Matt sah sich um. Inzwischen hatten ihre Verfolger sie fast wieder eingeholt, die Cessna lag nur noch ungefähr eine Viertelmeile zurück. Würden sie es wagen, der Twin Otter in dieses Labyrinth zu folgen?
Unter ihnen stürzte sich ein Bach aus zerklüfteten Höhen. Ein spärlicher Wald aus TaigaFichten stieg bis zur Baumgrenze empor und verschwand. Ab jetzt gab es keine Bäume mehr.
Matt wandte sich an Jenny, um doch noch einen Versuch zu starten, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Aber dann sah er das entschlossene Funkeln in ihren Augen und die zusammengezogenen Brauen. Es hatte keinen Sinn – sie würde sich nicht überreden lassen.
Inzwischen hatte ihr Vater Banes Hundehalsband an einem der Sicherheitsgurte befestigt. »Wir sind bereit, es kann losgehen«, meldete er.
Neben dem Inuk saß Craig aufrecht in seinem Sitz, die Augen starr nach vorn gerichtet. Seit er Arrigetch gesehen hatte, war er noch blasser geworden. Wenn man unten auf dem Erdboden stand, konnte einen der Anblick schon mächtig einschüchtern, aber von hier oben aus der Luft war es der reinste Horror.
Die Otter raste über den letzten felsigen Hang, hoch und unpassierbar.
»Da wären wir«, sagte Jenny.
»Und unsere Freunde ebenfalls«, ergänzte Matt.
Das Rattern des Maschinengewehrs übertönte das Heulen der Motoren. Auf dem Berghang geriet der lose Schiefer unter dem Kugelhagel ins Rutschen, aber da das Flugzeug noch zu weit weg war, um akkurat zielen zu können, befand sich die Twin Otter ein gutes Stück neben der Schusslinie. Ihre Gegner hatten sich offenbar zu dieser
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