Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
weiter unten. Es war ein seltsames Gefühl – als wäre die Station aus einem langen Winterschlaf wieder zum Leben erwacht.
Immer rundherum stieg Amanda die Treppe hinunter, an Ebene zwei und drei vorbei. Dort befanden sich kleine Forschungslabore und die technischen Einrichtungen der Basis.
Ansonsten gab es nur noch zwei weitere Ebenen. Die unterste war die kleinste, verschlossen von einer einzigen wasserdichten Tür. Sie enthielt die alte Anlegestelle für das russische U-Boot, das jetzt halb überflutet und gefroren war. Durchs Eis konnte man gerade noch den Kommandoturm erkennen.
Aber Amandas Ziel lag auf der vierten Ebene, die sich deutlich von den anderen unterschied. Es gab keinen gemeinsamen zentralen Arbeitsbereich. Die Treppe führte in einen langen Korridor, der die Ebene bis zum Rand durchschnitt und in einer einzelnen Tür endete. Sonst gab es keinen Zugang zu dieser Ebene.
Sie trat in den Gang und entdeckte gleich die beiden uniformierten NavyWachen, die ein paar Schritte weiter weg im Korridor standen. Sie trugen Gewehre über den Schultern.
Der Dienst habende Unteroffizier im Rang eines Petty Officers nickte ihr zu. »Dr. Reynolds.« Der andere, ein Seaman Second Grade, beäugte ihren engen Taucheranzug und taxierte ihre Figur von oben bis unten.
Sie wandte sich an den Unteroffizier. »Haben Sie Dr. Ogden gesehen?«
»Ja, Ma’am. Er hat schon erwähnt, dass Sie kommen würden, und uns gebeten, niemanden aus dem Kriechkeller herauszulassen, bis Sie da sind.« Die Wache deutete zum andere Ende des Korridors.
Auch dort war eine Tür, aber sie führte nicht in das auf dieser Ebene liegende Labor. Es war ein Ausgang, eine Pforte ins Herz der Eisinsel. Dahinter lag ein Labyrinth von natürlichen Höhlen und von Menschenhand ins Eis gehauenen Tunneln, ein Labyrinth, dem die Wissenschaftler den Spitznamen Kriechkeller gegeben hatten.
Diese Region zauberte auf die Gesichter sämtlicher Glaziologen und Geologen ein seliges Lächeln. Sie hatten Proben genommen, Temperaturen gemessen und noch andere, geheimnisvollere Untersuchungen angestellt. Natürlich konnte Amanda ihnen ihre Aufregung nicht vorwerfen. Wie oft bekommt man schon die Chance, das Innere eines Eisbergs zu erforschen? Sie hatte gehört, dass ein ganzes Lager von so genannten Einschlüssen gefunden worden war – so bezeichneten die Geologen Steinbrocken und andere terrestrische Fremdkörper. Aufgrund dieser Funde war das gesamte Geologenteam von Omega hierher umgezogen.
Warum aber der Zusammenstoß mit den Biologen? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
»Danke«, sagte sie zu der Wache.
Während sie den Korridor durchquerte, war sie froh, den abgeschlossenen Bereich hinter sich zu lassen. Es war ihr schwer gefallen, mit den Wachen Blickkontakt zu halten. Ihr Wissen lastete schwer auf ihr. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, was ihre Freude an den anderen Entdeckungen, die hier gemacht wurden, empfindlich dämpfte.
Unter den Forschern kursierten die wildesten Gerüchte und Spekulationen darüber, was auf Ebene vier untergebracht war: außerirdische Raumschiffe, Nuklearwaffen, Experimente zur biologischen Kriegsführung. Manchmal wurden im Flüsterton sogar Andeutungen gemacht, die der Wahrheit näher kamen.
Noch mehr Leichen.
Die Wahrheit war weit grässlicher als die wildesten Spekulationen.
Als sie das Ende des Korridors erreichte, schwang die Doppeltür vor ihr auf. Eine Gestalt in einem schweren gelben Parka kam herausgetrottet. Amanda spürte den kalten Hauch, der aus der offenen Tür drang, ein Hauch aus dem Herzen der Eisinsel.
Die Gestalt warf ihre Kapuze zurück und legte das frostige Gesicht frei. Dr. Henry Ogden, der fünfzigjährige HarvardBiologe, sah überrascht aus, Amanda hier vorzufinden. »Dr. Reynolds!«
»Henry.« Sie nickte ihm zu.
»Guter Gott!« Mit den Zähnen zog er sich einen Handschuh aus und warf einen Blick auf seine Uhr. Dann strich er sich über die Glatze. Außer den Augenbrauen waren ein dünner brauner Schnauzbart und ein winziges Unterlippenbärtchen, ein so genannter »Soul Patch«, das Einzige, was auf seinem Kopf an Haaren gedieh. Gedankenverloren zupfte er an Letzterem herum. »Tut mir Leid. Ich hatte gehofft, Sie oben zu treffen.«
»Was hat das denn alles zu bedeuten?«
Er blickte zurück zur Tür. »Ich … ich hab was gefunden … etwas wirklich Erstaunliches. Sie sollten …« Den Rest bekam Amanda nicht mehr mit, weil Ogden sich abwandte und sie seine Lippen nicht mehr lesen konnte.
»Dr.

Weitere Kostenlose Bücher