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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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vertraute Gestalt im Parka, die sich in Position brachte und den Granatwerfer schulterte.
Er drehte sich zu Jenny um. Zwar wusste er, dass er seine nächsten Worte irgendwann bereuen würde, aber er wusste auch, dass sie den Kamm nicht überwinden konnten, ehe ihre Gegner schussbereit waren. »Flieg zurück!«
»Wir haben nicht genug Zeit!«
»Tu’s einfach.« Matt schnallte sich ab, stieg aus dem Kopilotensitz und kletterte zu dem Fenster hinüber, das dem anderen Flugzeug zugewandt war.
Jenny schwenkte zurück ins Felsenlabyrinth, zurück nach Arrigetch.
Matt entriegelte das Fenster und schob es hoch. Ein Windstoß fuhr in die Kabine. Bane bellte aufgeregt auf dem Hintersitz und wedelte wild mit dem Schwanz. Der Wolf flog für sein Leben gern.
»Was machst du denn da?«, fragte Jenny.
»Kümmere du dich um die Fliegerei!«, schrie er zurück, während er sich daranmachte, die Notfallbox neben der Tür aufzubrechen. Er brauchte eine Waffe und hatte keine Zeit, Jennys Dienstwaffe aus ihrer Verankerung zu lösen und zu laden. Also schnappte er sich die Leuchtpistole aus dem Notfallkasten, zwängte sie durch die Fensteröffnung und richtete sie auf das andere Flugzeug. Mit dem Wind, dem Propellersog und den ständig wechselnden Positionen der beiden Flugzeuge war es ein Schuss ins Blaue.
Aber er zielte, so gut er konnte, und drückte ab.
Die Funken sprühende Leuchtkugel flitzte in hohem Bogen über das Kar hinweg und spiegelte sich im Bergsee. Matt hatte auf die Gestalt im Parka gezielt, aber der Wind trug die Leuchtkugel zur Seite. Sie explodierte mit einem hellen Lichtblitz, als sie gerade an der Nase des Flugzeugs vorbeizischte.
Der CessnaPilot, an dem die Jagd durch die Krallen von Arrigetch ganz offensichtlich nicht spurlos vorübergegangen war, riss seine Maschine abrupt zur Seite. Die ParkaGestalt in der Tür verlor den Halt und torkelte aus der offenen Tür, wild mit den Armen um sich schlagend. Nach ein paar Metern blieb er hängen und schaukelte unter dem Bauch der Cessna hin und her – offenbar war er an den Türrahmen gebunden.
Die Ablenkung musste genügen.
»Nichts wie weg hier!«, schrie Matt und knallte das Fenster wieder zu. Dann kroch er zurück auf den Kopilotensitz.
Als er an Jennys Vater vorbeikam, klopfte dieser ihm anerkennend auf die Schulter. »Guter Schuss.«
Matt deutete mit dem Kopf auf Craig. »Eigentlich war es seine Idee.« Als Matt den Reporter vor ein paar Tagen aus dem abgestürzten Flugzeug hatte retten wollen und dieser geistesgegenwärtig die Leuchtpistole auf ihn gerichtet hatte, war ihm nämlich die Lektion wieder eingefallen, die ihm sein alter Sergeant auf den Weg gegeben hatte: Benutz immer das, was du gerade bei der Hand hast … gib den Kampf niemals auf.
Als er sich wieder anschnallte, fühlte er sich ein bisschen besser.
Inzwischen flog Jenny schon wieder durch das Felslabyrinth. »Sie sind hinter uns«, sagte sie.
Überrascht fuhr Matt herum, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der hilflos mit den Armen rudernde Mann im Parka losgeschnitten wurde, durch die Luft taumelte und in dem blauen Bergsee landete.
Sprachlos drehte Matt sich wieder nach vorn. Diese Leute hatten kaltblütig ihren eigenen Mann geopfert, weil er sie bei der Verfolgungsjagd behinderte.
Jenny ließ die Otter erneut über einen Flügel wegkippen und sauste zwischen den Felsnadeln hindurch. Aber diesmal gelang es ihr nicht, die Cessna abzuschütteln.
Außerdem wurde sie allmählich müde. Matt sah, dass ihre Hände zitterten. Die unerschütterliche Entschlossenheit war aus ihrem Blick gewichen, hatte einem eher verzweifelten Glanz Platz gemacht. Ein einziger Fehler und sie waren alle tot.
Genau in dem Moment, als Matt dieser Gedanke durch den Kopf ging, passierte es.
Jenny lenkte die Otter scharf um eine schroffe Felssäule.
Und plötzlich war vor ihnen eine Steinwand, die die gesamte Welt ausfüllte.
Eine Sackgasse.
Sie konnten nicht rechtzeitig abbiegen. Matt machte sich darauf gefasst, dass Jenny es wenigstens versuchen würde, stattdessen gab sie Vollgas.
Matt schnürte es die Kehle zu. Plötzlich dämmerte ihm, wo sie waren und was sie vorhatte. »Nein, nein, nein …!«
»O doch«, erwiderte sie. Die Nase des Flugzeugs senkte sich so schnell, dass einem schlecht werden konnte. Jenny ging kurz in die Spirale und wieder zurück.
Am Fuß der Klippe entsprang ein Fluss. Vor Jahrtausenden hatte ein Erdbeben Arrigetch erschüttert und einen Felsgipfel gegen den anderen gekippt. So war ein Teufelspass

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