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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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anderen Weg hinaus, den man von hier aus nicht sieht. Wenn Lacy versucht hat, sich …«
Amanda starrte auf das viele Blut. Es erschien ihr hoffnungslos, trotzdem ließ sie das PolySeil von der Schulter auf den Boden rutschen. »Ich bin leichter. Sie können mich halten, also geh ich da runter und sehe mich um.«
Zwar machte Connor den Eindruck, als würde er am liebsten einfach so über die Klippe springen, aber er nickte wortlos.
Amanda warf eine Länge Seil in die Grube. Connor setzte sich ein Stück vom Rand entfernt, die Beine gespreizt, die Spikes in den Boden gerammt. Dann schlang er das Seil um seinen Rücken, unter den Achseln hindurch. Zur Probe zog er noch kräftig daran.
»Alles klar?«, fragte Amanda.
»Eine halbe Portion wie Sie werde ich schon nicht fallen lassen«, brummte er. »Bitte finden Sie Lacy.«
Amanda nickte. Sie steckte die Taschenlampe ein, packte das Seil und begann sich in die Grube hinunterzulassen, Hand über Hand, die Füße mit den Spikes an die Wand gedrückt. Kurz darauf hatte sie den Grund der Spalte erreicht.
»Leinen los!«, rief sie hinauf, als ihre Zehen den Boden berührten.
Das Seil tanzte, als der große Mann an den Rand gekrochen kam, das Tauende noch immer um den Brustkorb geschlungen. Nervös starrte er auf sie herunter und sagte etwas, aber mit seinem dicken Bart und im Gegenlicht seiner Grubenlampe konnte Amanda ihn nicht verstehen.
Doch statt das zuzugeben, winkte sie ihm einfach nur zu und zog ihre Taschenlampe heraus.
Während sie das Licht über ihre Umgebung wandern ließ, stieg ihr auf einmal ein ranziger Geruch in die Nase. Er schien auf dem Boden der Grube zu hängen wie schlechte Luft in einer Höhle – schwer, dick, erstickend. Amanda schluckte mühsam. In Stanford hatte sie einmal im Sommer im Zwinger einer Tierforschungseinrichtung gearbeitet. Der Gestank hier erinnerte sie lebhaft daran: Blut, Exkremente, Urin. Ein Geruch, den sie sofort mit Angst assoziierte.
Vorsichtig folgte sie der Blutspur mit der Taschenlampe. Sie führte zu einer Öffnung in der Eiswand, einem horizontalen Schlitz, auf gleicher Höhe wie der Grubenboden, ähnlich wie ein Gully, der ins unterirdische Abwassersystem einer Stadt führte. Der Schlitz war nicht höher als ihr Knie, aber fast so lang wie ihr Körper.
Ein ziemlich großer Gully.
Sie ging darauf zu und rief: »Lacy!«
Da sie ja taub war, sah sie zu Connor hinauf, ob er eine Reaktion hörte. Er kniete noch immer am Rand der Klippe, aber er starrte in den Tunnel und nicht zu ihr in die Grube.
Ihr Zeh stieß gegen etwas Hartes und unwillkürlich senkte sie ihren Blick zu Boden. Es war Lacys Stiefel, der sich von ihrem Tritt drehte wie ein Kreisel. Instinktiv folgte sie ihm mit dem Licht der Taschenlampe. Schließlich traf er die Wand und blieb liegen. Aus diesem Winkel fiel der Schein der Lampe in sein Inneres.
Er war nicht leer. Aus dem Stiefel ragte ein heller Knochen, am Ende gesplittert.
Sie schrie auf, aber es kam kein Laut heraus. Oder vielleicht doch, sie wusste es nicht. Sie rutschte rückwärts auf dem Eis, dabei funktionierten ihre Steigeisen wie Schlittschuhe.
Sie reckte den Hals zum Rand der Grube hinauf.
Doch da war niemand.
»Connor!«
Sie sah Licht dort oben, tiefer im Tunnel. Aber es flackerte und flimmerte in der Gegend herum wie bei einem schottischen Volkstanz. Sogar das Seil, das sich über die Klippenwand schlängelte, hüpfte wild hin und her.
»Connor!«
Dann hörte das Licht auf einmal zu wackeln auf, als hätte es Amandas Rufen gehört. Es kam zur Ruhe und leuchtete zur Tunneldecke hinauf. Auch das hüpfende Seil erschlaffte.
Amanda ging ein Stück zurück und versuchte, aus größerer Entfernung weiter in den Tunnel hineinzuspähen. Sie richtete die Taschenlampe nach oben. Aber ihre Kehle war wie zugeschnürt und das Blut pochte in ihren nutzlosen Ohren. Sie machte sich nicht die Mühe, noch einmal zu rufen.
Etwas bewegte sich über die Grubenlampe des Geologen und warf einen Schatten an die Decke. Etwas Großes, Buckliges …
Jetzt hielt sie die Taschenlampe in beiden Händen vor sich ausgestreckt, wie eine Waffe. Es war bestimmt nur Connor. Aber weil sie taub war, konnte sie es nicht mit Sicherheit wissen. Vielleicht rief er nach ihr.
Angst krampfte ihren Magen zusammen.
Der Schatten kam näher.
Amanda wartete nicht auf ihn.
Sie floh übers Eis, auf Lacys blutiger Spur, auf ihre einzige Rettung zu. Sie stolperte und landete auf dem Bauch, aber das war ihr egal. Wenig elegant schlidderte sie auf den

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