Mission auf Arachnae
er sicher, daß es doch ein Spiel war, das die Wissenschaftlerin trieb. Selbst ihre Verzweiflungsausbrüche waren geschauspielert. McCoy unterdrückte den Wunsch zu applaudieren. Tremain hatte es fertiggebracht, ihn und Chapel zu verwirren, und dabei keinen Augenblick die Kontrolle über sich verloren. McCoy hatte nichts aus ihr herausbringen können, wie er es gehofft hatte. Wieder befand er sich in einem Konflikt mit sich selbst. Einerseits begehrte er diese Frau, andererseits mußte er sich fragen, ob er nicht einen Fehler machte, indem er sie nicht einer entwürdigenden Prozedur unterwarf, wie es vielleicht seine Pflicht gewesen wäre.
Wenn Tremain erst einmal in der Sigmund-Zelle steckte, würde er vielleicht endlich erfahren, was mit ihr los war.
Die psychoanalytische Untersuchung eines neuen Besatzungsmitglieds war seit den Pionierjahren der interstellaren Raumfahrt ebenso selbstverständlich wie die medizinische und mußte bei jeder Person durchgeführt werden. Die Besatzung eines Raumschiffs wie der ENTERPRISE war ein komplexes Gefüge, und eine einzige Person konnte dieses Gefüge durcheinanderbringen und das Schiff ins Chaos stürzen. Dies war der Grund für den Befehl, jeden Neuen an Bord daraufhin zu untersuchen, ob er als solcher Katalysator auf die Mannschaft einwirken und die so mühsam im Gleichgewicht gehaltene Ordnung zerstören konnte. Und es gab kein schlimmeres Gift für eine Schiffsbesatzung als Haß und Fanatismus. Katalya Tremain war eine lebende Zeitbombe, was die ENTERPRISE betraf. Da sie aber nun einmal an Bord war, war es McCoys Aufgabe, sie so gut wie möglich den Gegebenheiten an Bord anzupassen und zu befähigen, sich in dieses komplexe Gefüge einzupassen.
Der »Sigmund« war nichts anderes als eine Psychoanalysemaschine, eine kleine ovale Kammer, deren Innenwände dezent angestrichen waren. In ihr war lediglich Platz für eine Couch und einen Computer. Die Decke war niedrig und gewölbt, als wolle sie den Körper desjenigen, der sich der Untersuchung zu unterziehen hatte, umschließen. Die Kammer war schallisoliert. Tremain würde nichts außer der Stimme des Computers hören, wenn sie bequem auf der Couch lag und je nach Notwendigkeit durch Drogen dazu gebracht wurde, jenen Widerstand zu brechen, der ihr Unterbewußtsein wie ein stählerner Mantel umschloß.
Teil eins des Tests war relativ einfach: Fragen über die Lebensverhältnisse Tremains, ihre Vergangenheit, ihre Vorlieben und Probleme, soweit sie oberflächlicher Natur und ihr selbst bewußt waren. Dann kam der zweite Schritt: eine Menge Fragen und Antworten, die Aufschluß über ihre Neurosen und Psychosen geben sollten – über all das, was sie unbewältigt in ihrem Unterbewußtsein mit sich herumtrug.
Doch erst vom dritten Teil der Untersuchung versprach McCoy sich einiges. Er stellte den eigentlichen Vorstoß ins Unterbewußtsein Tremains dar und sollte das freilegen, was sie selbst verdrängt hatte und an das sie keine Erinnerung mehr hatte, den blinden Fleck tief im Bewußtsein eines jeden Menschen.
Diesen Teil der Untersuchung würde McCoy nicht dem Computer überlassen, sondern selbst in die Hand nehmen, selbst die Fragen stellen und mit ein wenig Glück allmählich das zum Vorschein bringen, was so unheilvoll in Tremain schlummerte. Daß es schwer sein würde, wußte er. Sie würde sich selbst in dieser Phase des Tests mit aller Kraft wehren.
Tremain betrat die Kammer mit selbstsicherem Gesichtsausdruck, fast so, als ob sie McCoy und der ganzen Welt beweisen wollte, daß sie »immun« gegen die Tests war. Vielleicht betrachtete sie auch dies als ein Spiel, in dem sie ihre Überlegenheit unter Beweis stellen konnte. Aber McCoy war ebenso entschlossen, bis zum Grund ihrer Seele vorzustoßen und herauszufinden, weshalb sie die Vulkanier so sehr haßte und fürchtete, und wenn er Tage oder Wochen dafür brauchen würde. Vorerst ging es darum, sie zur Zusammenarbeit mit Spock zu bringen und ihr die Hysterie auszutreiben.
Chapel befestigte die automatische Injektionsvorrichtung, die der Wissenschaftlerin die verschiedenen Drogen zuführen würde, an Tremains Arm, und verließ die Kammer. Tremain lag ruhig und erwartungsvoll, fast triumphierend auf der Couch.
McCoy brauchte nun nur noch einen Knopf zu drücken, und der Prozeß würde beginnen, aber er zögerte. Die nächsten Stunden würden ihm vielleicht mehr über die Frau in der Kammer verraten, als er wissen wollte, und sie ihrerseits könnte nach
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