Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
war außer Atem. Als er sich allerdings an den Aufstieg machte, grummelte er nur: »Los, Mack, mach schon!« Er gab alles, seine Arme pumpten, die Kampfstiefel knallten auf den Teer. Plötzlich sah er vor sich einen Radfahrer in professioneller Radfahrerhose, der dennoch schwer mit dem Aufstieg zu kämpfen hatte. Und Mack stellte sich vor, der Radfahrer sei Obama bin Laden, der vor ihm abhauen wollte. Die Wut, die er damit weckte, trieb ihn an, er tat jeden Schritt, als wäre es sein letzter, um den Radfahrer einzuholen, ihn zu überholen, jeder Meter wurde zum schwersten Meter, den er jemals zurückgelegt hatte.
Der Radfahrer, ein junger Lehrer an der örtlichen Schule, starrte nur erstaunt Mack Bedford an, als er an ihm vorbeigekeucht kam. Kurz ging ihm durch den Kopf, dass dieser bescheuerte Typ irgendwie ein Verbrechen begangen haben musste – gewöhnliche Jogger waren normalerweise nicht von solch rasender Verzweiflung getrieben. Frustriert trat er in die Pedale, während Mack den Berg hinaufstürmte und anschließend hinter dem Bergkamm verschwand, um auf der anderen Seite wieder hinunterzujagen und nach einem Blick auf die Uhr die Fünf-Kilometer-Marke in Angriff zu nehmen.
Irgendwann auf der anderen Seite bekam er die zweite Luft, die Schmerzen ließen ein wenig nach. Er entspannte sich und schaffte die sieben Kilometer in 28 Minuten. Nicht schlecht. Sofort, ohne Pause, drehte er um, er schwitzte ausgiebig und war sehr zufrieden mit sich.
Nach gut 500 Metern begegnete er wieder dem Radfahrer, er hob die rechte Hand und grüßte ihn. Der Radfahrer allerdings war erschöpfter als Mack und konnte den Gruß kaum erwidern. Ihm schoss nur der Gedanke durch den Kopf, dass
der Verrückte jetzt also zum Ort seines Verbrechens zurückkehrte.
Mack hielt sein Tempo aufrecht, lief gleichmäßig weiter, achtete bewusst auf jeden Schritt, trieb seinen Körper an die Grenze, wie er es so vielen Rekruten am Sandstrand von Coronado beigebracht hatte. Es gab keinen anderen Weg, man musste sich quälen, sich weiterzwingen, die Schmerzen auf sich nehmen, weil man wusste, dass irgendwann der Tag kam, an dem man das alles brauchte, an dem man sich auf seinen Körper verlassen musste – immer weiter, immer weiter, bis es wehtat .
Er wusste bereits, wie er die letzten 400 Meter zurücklegen wollte, so eisern war seine Entschlossenheit, dass er sich bereits jetzt davor fürchtete. Jeder normale Sterbliche hätte es gut sein lassen und wäre zufrieden nach Hause gejoggt. Aber nicht Mack Bedford. Er bog auf die leicht aufwärts führende Schlussgerade ein und gab noch einmal alles. Ein letzter Sprint, bei dem er glaubte, die Lunge würde ihm platzen, bei dem er so schnell lief wie auf der gesamten Strecke nicht. Er jagte die Straße entlang, bis er kurz vor einer Ohnmacht stand, bog in den Garten und brach nach Luft ringend auf dem Boden zusammen. Anne glaubte, er liege im Sterben – oder hätte es zumindest geglaubt, wenn sie es nicht bereits unzählige Male miterlebt hätte.
Tommy jedoch war dieser Anblick fremd, er kam aus dem Haus gesprungen und brüllte: »Mom! Mom! Dad ist tot! Ich glaube, die Deadheads haben ihn erwischt!«
Worauf Mack aufsprang und sich Tommy packte, ihn hochhob und rief: »Die erwischen mich nie! Ich hab die gottverdammten Deadheads niedergemacht!«
Mack ließ ihn nicht herunter, und Tommy lachte und wollte wissen, wo die niedergemachten Deadheads jetzt waren. Die liegen alle unter dem Bett, behauptete Mack. Und so ging es weiter, ein kleiner Junge und sein Dad, der scheinbar nichts, aber
auch gar nichts mit einem heimtückischen Mordkomplott zu tun hatte.
Danach spielten sie eine Weile lang Baseball, bis Anne Tommy zu seinem Nachmittagsschläfchen rief. Mack ging in die Garage und holte eine 1,5 Meter lange Eisenstange heraus, ging damit zu einem Apfelbaum im Garten hinter dem Haus und verkeilte sie zwischen zwei Astgabeln, etwa 60 Zentimeter über seinem Kopf.
Klimmzüge, die Killer-Übung der SEALs, bei der man sich an die Stange hängt, sich langsam nach oben zieht, bis das Kinn über der Stange ist, diese Stellung hält und sich dann langsam wieder nach unten lässt. Eine untrainierte Person schafft vielleicht zwei davon, ein junger Sportler möglicherweise neun, und ein durchtrainierter SEAL an die 15. Mack Bedford schaffte 32, heute jedoch musste er bei 29 aufgeben. Es ist eine Disziplin, an der man sich jeden Tag, vorzugsweise zweimal, versuchen sollte.
Er begann langsam, absolvierte
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