Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
ihr ein geradezu herzogliches Leben ermöglichte, müsste sie doch darüber hinwegsehen können. Schließlich war sie nichts anderes als ein ehemaliges Flittchen, und nach Foches Ansicht wog das stärker als jedes Ehegelübde.
Es gab, glaubte er, ein universales Naturgesetz, das die Ordnung der Dinge garantierte, und er, Henri, hatte sich ein Rasseweib geangelt, das in jeder Hinsicht unter ihm stand. Alles, was er von ihr wollte, war Dankbarkeit, grenzenlose Dankbarkeit. Nicht Aufsässigkeit und hintertriebene Bemerkungen. War das zu viel verlangt?
Der Konvoi raste nach Süden. Die beiden Motorräder an der Spitze hatten die ganze Zeit das Blaulicht eingeschaltet. Die anderen Polizeifahrzeuge sollten Blaulicht und Sirenen erst aktivieren,
wenn sie die Vororte von Saint-Nazaire erreichten. Das gehörte zu Pierre Savarys Plan, um den Attentäter einzuschüchtern.
Foche las das Manuskript seiner Rede und machte sich gelegentlich Anmerkungen. Claudette versuchte zu schlafen, obwohl sie insgeheim fürchtete, es könnte ihr letzter Tag auf Erden sein. Mein Gott, wie hasste sie Henri! Aber in ihrem innersten Wesen war sie eine äußerst treue Seele. Wenn er sich in den Rachen des Todes werfen und sie dabeihaben wollte, würde sie mit ihm gehen.
Gegen 16 Uhr erreichten sie Nantes. Der Polizeibeamte auf dem Beifahrersitz telefonierte mit Raul Declerc und gab ihre Geschwindigkeit und Position durch. Und Raul ordnete auf der Werft die letzte Durchsuchung der Gebäude an, die unmittelbar am Platz standen.
Vor allem machte ihm das Trockendock Sorgen. Dort, auf dem Rumpf eines neuen Frachters, hielten sich viele Arbeiter in blauen Overalls auf, die alle gleich aussahen. Stahlarbeiter, Lackierer, Installateure und Elektriker. Die Männer arbeiteten auf den Aufbauten, Dutzende weitere im Rumpf. Woher zum Teufel sollte er wissen, ob nicht einer irgendwo im Trockendock eine Waffe versteckt und nun vorhatte, auf den Gaullistenführer zu feuern?
Diese Abschnitte beunruhigten ihn. Die abgelegenen, weiter entfernten Stellen würden akribisch durchsucht werden und waren leichter zu kontrollieren. Um den Hauptplatz herum begannen sich nun die Sicherheitskräfte in Mannschaftsstärke zu versammeln. Ihr Befehl war ganz klar: jeden Quadratzentimeter der Umgebung nach einem versteckten Attentäter oder einer Waffe zu durchforsten. Die Unterseite des Podiums sollte auf Rauls Befehl hin alle 20 Minuten mit Metalldetektoren abgesucht werden. Die Straße hinter der Werft war für Autos und Fußgänger gesperrt.
Wenn an diesem heißen Sommernachmittag Henri Foche das Podium betrat, würde er von einem Kordon aus 40 Sicherheitskräften umgeben sein. Niemand in ganz Frankreich würde an diesem Tag schwieriger umzubringen sein – davon waren Raul und Pierre Savary überzeugt.
Oben im fünften Stock des Lagerhauses begann Mack Bedford sich umzuziehen. Den Plan, sich als Arbeiter wieder davonzustehlen, hatte er fallenlassen, weil es dafür zu spät war. Foche würde in einer halben Stunde eintreffen. Mack schlüpfte aus seinem blauen Overall und warf ihn hoch auf das Regal. Er wusste nun nicht mehr, wohin mit der Taschenlampe, denn der SEAL-Taucheranzug hatte nur eine schmale Lasche am Oberschenkel für das Kampfmesser.
Er legte die Jeffery-Simpson-Perücke, die Brille und das Bärtchen ab und stopfte sie in die wasserdichte Innentasche des Taucheranzug-Oberteils. Dann holte er den Werkzeugkasten vom Regal und setzte das Gewehr zusammen, das Mr. Kumar in Southall so hingebungsvoll gebaut hatte.
Er legte alle sechs chromüberzogenen Patronen ein, eine davon gleich direkt in die Kammer. Er schob das Teleskopvisier auf, schraubte den Schalldämpfer an den Lauf und hielt das Gewehr in Schussposition, liebkoste es fast, während er den Schaft gegen die Schulter drückte und durch das Visier sah, das Gewehr balancierte und den Körper ins Gleichgewicht brachte für den Schuss, der auf der ganzen Welt widerhallen würde.
Erneut machte er sich im Werkzeugkasten zu schaffen, holte das Dräger heraus, das Kreislauftauchgerät, und schnallte es sich nicht wie üblich an die Brust, sondern auf den Rücken, wo es ihn nicht behinderte. Dann streifte er sich die Kapuze über den Kopf.
Er holte die große Taucherbrille heraus und setzte sie sich auf die Stirn, damit er sie sofort nach unten ziehen konnte, sobald er im Wasser war. Das letzte Mal, als er das getan hatte, hatte er gerade Saddams Bohrinsel gestürmt und zerstört.
Dann nahm er das
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