Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
ihn wie einen gelben Torpedo durch das offene Fenster. Er war definitiv noch bei Bewusstsein, denn Mack hörte ihn schreien, bis er mit einem dumpfen, tödlichen Schlag unten auf dem freien Platz aufprallte.
Schritte waren nun aus dem Treppenhaus zu hören, Stimmen und Schreie. Mack verriegelte die Tür, was ihm weitere wertvolle Sekunden bringen würde. Dann packte er seinen Werkzeugkasten, klemmte sich das Angriffsboard unter den Arm und stieg durch das hintere Fenster.
Er starrte auf das Wasser, das 20 Meter tief unter ihm lag. Es war hoch hier, verdammt hoch, aber nicht so hoch wie auf der Ölplattform damals im Golf. Und von der war er auch gesprungen. Zum ersten Mal hatte er Angst. Er richtete sich auf dem Fenstersims auf und nahm allen Mut zusammen. Es gab kein Zurück mehr. Er musste springen oder sterben. Wenn die Tür aufging, würden sie ihn erschießen.
Fünf Sekunden lang musste er so dagestanden haben, dann hörte er hinter sich einen gewaltigen Knall. Die Stahltür wurde aus ihren Angeln gesprengt und durch den Raum geschleudert. Alles war voller Qualm, durchzogen vom Geruch nach Kordit. Jemand rief: »Hier rein, Jungs, er ist hier drin!«
Eine Maschinenpistole eröffnete das Feuer und schoss blindlings in den Rauch. Mack holte tief Luft, zog die Maske nach
unten und sprang – flog kerzengerade durch die Luft wie ein olympischer Turmspringer, nur zeigten seine Füße in den französischen Arbeitsstiefeln geradewegs nach unten, und unter dem einen Arm hielt er den Werkzeugkoffer, unter dem anderen das schlanke Angriffsboard. Nur der Werkzeugkasten ließ das Wasser aufspritzen, als er auf der Oberfläche aufschlug und mit angespannten Muskeln, den gesamten Körper versteift, eintauchte, ohne das Wasser aufspritzen zu lassen.
Ein Wachposten an der niedrigen Hafenmauer hinter dem Lagerhaus nahm nur eine vorbeihuschende Gestalt wahr, deutlich erkannte er daraufhin nur den Strudel, den Mack und sein Werkzeugkasten auf der Wasseroberfläche hinterließen. Er deutete auf die Stelle und blies dreimal laut in seine Pfeife. Die Sicherheitskräfte kamen angerannt.
In zehn Meter Tiefe, kurz über dem Boden des Gezeitenbeckens, wurde Mack trotz des SEAL-Anzugs, der den Großteil der Wucht beim Aufprall abgefedert hatte, kräftig durchgeschüttelt. Er öffnete den Werkzeugkasten und ließ Wasser einströmen, ließ ihn dann los und sah ihm nach, wie er zu Boden schwebte. Dann nahm er den Dräger-Schlauch in den Mund, drehte das Ventil auf und begann normal zu atmen, trotz seines Herzschlags, der bei 7000 pro Minute liegen musste.
Er befreite sich von den Arbeitsstiefeln, löste die großen Flossen und zog sie an. Im fahlen Licht unter Wasser konnte er noch immer die aufgemalte BUD-Nummer erkennen, Class 242. In diesem Augenblick setzte der Kugelhagel ein.
Unter dem persönlichen Befehl von Pierre Savary eröffneten die Sicherheitskräfte an der Hafenmauer das Feuer auf die Wasseroberfläche. »Ich hab ihn gesehen«, rief einer. »Etwas ist da ins Wasser getaucht. Ich bin mir sicher, er war es.«
Salve auf Salve feuerten sie in das Hafenbecken, die Geschosse tauchten tief ein und zogen ihre weißen Spuren durch das Wasser. Dabei verloren sie aber enorm an Geschwindigkeit. Bis sie in
Mack Bedfords Tiefe ankamen, hätte er sie mit der Hand auffangen können.
Savary befahl seinen Männern, sich entlang des gesamten Hafenbeckens aufzustellen, bis zum Ausgang zur mächtigen Loire, und dabei weiter zu feuern, egal was geschehen mochte. Das Problem war nur: Den Sicherheitskräften mangelte es an jeder Erfahrung mit Gewässern. Sie waren nicht in ihrem Element, hatten es aber mit einer Unterwassermaschine namens Mack Bedford zu tun.
Er tauchte zum Grund hinab, fand den Werkzeugkasten, klappte ihn zu und schob ihn in den Schlick und Sand. Die Gezeiten machten sich in dem abgegrenzten Bereich kaum bemerkbar, die Wahrscheinlichkeit war daher sehr gering, dass er jemals gefunden wurde, wenn man nach seiner Leiche suchen sollte.
Dann hielt er das Angriffsboard vor sich und wandte sich nach Süden, überprüfte die Instrumente und richtete sich aus, bis der Kompass nach Südwesten in Richtung Hafeneingang zeigte. Noch immer schossen die Kugeln durchs Wasser, sodass Mack in der Tiefe blieb und sich mit gleichmäßigen, langsamen Flossenschlägen zum großen Fluss hin in Bewegung setzte.
Lange Unterwasserstrecken erfordern ungeheure Disziplin. Unbedingt gilt es zu vermeiden, dass man überhastet nach Luft schnappt, dass
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