Mission auf Leben und Tod
bestand vorwiegend aus Papier und Gummi, sodass die alte Ledertasche unbeanstandet durchging.
Kein Alarm wurde ausgelöst, als Mack den Metalldetektor passierte, und drei Minuten später war er in einem Zeitungsladen und kaufte sich eine Ausgabe von Le Monde .
Er trat in die First-Class-Lounge und ließ sich in einem Armsessel am Tisch in der Ecke nieder, ganz in der Nähe des Fernsehers. Die irische Angestellte bot an, ihm einen Kaffee und, falls er es wünsche, ein Sandwich zu bringen, auch müsse er nicht auf die Durchsagen achten. Sie würde ihn zur angemessenen Zeit zum Flugzeug begleiten.
Es war nicht viel los in der Lounge, die Maschine nach Dublin war der einzige Aer-Lingus-Flug an diesem Abend. Sechs andere Personen hatten es sich bequem gemacht, Mack allerdings war der Einzige, der das Baseball-Spiel im Fenway Park verfolgte.
Das Sandwich mit Räucherlachs, echtem irischem Wildlachs, war wahrscheinlich die beste Mahlzeit, die er seit Annes Abreise in die Schweiz zu sich genommen hatte. Als die Red Sox ihre Läufer auf der ersten, zweiten und dritten Base hatten und anschließend mit 3 zu 0 in Führung gingen, kam er zu dem Schluss, dass das Leben, alles in allem, gar nicht so schlecht war. Die Red Sox hatten eine 5 : 3-Führung herausgearbeitet, als Mack an Bord der Maschine musste. Drinnen nahm er auf seinem komfortablen Sitz Platz. Er zog die Jacke aus, denn es war ziemlich warm, und die Stewardess fragte ihn, ob er vor dem Abflug einen Black Velvet haben wolle.
»Black Velvet?«, fragte er.
»Guinness mit Champagner«, antwortete sie. »Irisches Lebensblut.«
Mack lehnte ab. Bevor Henri Foche nicht tot und er unbeschadet zu Hause war, würde er keinen Tropfen anrühren.
Sie starteten pünktlich. Zum Abendessen verspeiste Mack ein irisches Filetsteak, medium, las die Zeitung und frischte mit Le Monde sein Französisch auf. Auf Seite acht fiel ihm ein Foto von Foche auf. »Schweinepriester«, murmelte er und bemühte sich, den Inhalt des Artikels zu erfassen. Es wurde nicht viel über den französischen Politiker gesagt, nur dass er am darauffolgenden Tag in seiner Heimatstadt Rennes eine Rede halten wollte. Die Zeitung war auf mercredi datiert, der Auftritt dürfte daher schon stattgefunden haben. Aber Mack war zufrieden. Die Auftritte des Gesuchten schienen den landesweiten Medien mittlerweile eine Meldung wert zu sein – der hinterhältige Dreckskerl kann sich nicht mehr vor mir verstecken.
Mack verschlief den Großteil des Fluges. Fünf Stunden später – er schlief noch immer – weckte ihn die Flugbegleiterin und bot Rührei mit irischem Schinken und Sodabrot zum Frühstück an. In 35 Minuten würde man in Dublin landen.
Erfrischt von einem großen Glas Orangensaft, rückte »Jeffery Simpson« seine Perücke zurecht und genoss das großartige Frühstück. Zum Teufel mit Joghurt und Frühstücksflocken, dachte er. Das ist ganz nach meinem Geschmack.
Am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr Ortszeit landeten sie in Dublin. Mack griff sich seine Tasche und unterzog sich am Immigrationsschalter dem ersten ernsthaften Test. Er stellte sich an und legte seinen US-Pass vor. Der Beamte hinter dem Schalter lächelte ihn an, schlug den Pass auf, verglich das Foto mit Macks Gesicht und fragte: »Wie lange werden Sie in Irland bleiben, Mr. Simpson?«
»Eine Woche vielleicht.«
Der Beamte stempelte den Pass, bestätigte Dublin als Ort der Einreise und sagte: »Willkommen, Sir. Haben Sie einen angenehmen Aufenthalt.«
Mack ging nach draußen, nachdem er vorher in einer Toilette die Jeffery-Simpson-Verkleidung abgelegt hatte, und stellte sich in die kurze Schlange für die Taxis. Es herrschte kaum Verkehr, und nach 20 Minuten fuhren sie durch die Vororte der irischen Hauptstadt. Sie überquerten den Liffey, bogen nach links und folgten dem Südufer zu den Außenbezirken von Balalsbridge. Vor sich entdeckte Mack genau das, wonach er Ausschau gehalten hatte – einen großen Gebrauchtwagenhändler, bei dem einiges los zu sein schien.
Er ließ den Taxifahrer 400 Meter weiterfahren und sagte dann in seinem besten irischen Akzent, zu dem er fähig war: »Könnten Sie gleich hier anhalten, Sir. Ich denke, ich werde kurz mal bei meiner Tante auf einen Kaffee vorbeischauen.«
»Kein Problem. Das macht 24 Euro.«
Mack zog ein paar Scheine aus der Tasche und reichte dem Fahrer 30 Euro. Er stieg aus, ging zu dem Gebrauchtwagenhändler zurück und schlenderte langsam zwischen den Wagen herum, um nicht die Aufmerksamkeit
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