Mission auf Leben und Tod
die Werkzeugabteilung ausfindig, wo Hammer, Schraubenschlüssel, Meißel, Zangen und so weiter verkauft wurden. Ganz hinten fand er ein Regal mit Arbeitsschuhen und Arbeitskleidung in Grün und Blau. Das Blau war das Blau der Werft, wie er es auf den Fotos der Le Monde gesehen hatte.
Mit übergestreiften Autohandschuhen wählte er einen XXL-Overall und die größten verfügbaren Arbeitsstiefel. Dann eilte er in die Elektroabteilung, entschied sich für eine kleine, starke Taschenlampe, einen dünnen Taschenrechner und drei kleine Batterien. Im gleichen Gang befanden sich Sport- und Jagdartikel mit Gewehren (allesamt durch Schlösser gesichert), Angelruten, Messern und Kleidung, darunter grüne Gummistiefel, Socken, Mützen und Gürtel. Er nahm sich ein Fischermesser mit Scheide, eine Mütze und zwei Paar Socken.
Er ging zur Kasse, schob das Messer in einen der Stiefel, darüber stopfte er eines der Sockenpaare und verstaute das zweite Paar Socken im anderen Stiefel. Er zahlte alles bis auf das Messer, das der Kassiererin entging. Auf seinem Weg nach draußen legte er die Mütze und die Socken in ihre Regale zurück, was ihm als gerechter Tausch erschien.
Erleichtert verließ er den Laden. Sah man von dem Scharfschützengewehr ab, das für Notsituationen natürlich völlig ungeeignet war, war er seit mehreren Tagen unbewaffnet gewesen.
Das war Mack nicht gewohnt. Ohne Dienstwaffe und Messer zog er normalerweise nie in den Kampf. Natürlich konnte die Operation in Frankreich keineswegs mit SEAL-Einsätzen verglichen werden, trotzdem: Er brauchte etwas. Er schreckte nicht davor zurück, zwei Attentätern mit Maschinenpistolen entgegenzutreten, solange er mit einer vernünftigen Klinge bewaffnet war, mit der er sich … nun ja … verteidigen konnte.
Allerdings konnte er gut und gern darauf verzichten, dass eine Kassiererin der französischen Polizei erzählte, ein groß gewachsener Ausländer habe in einem Haushaltswarenladen in Saint-Nazaire ein potenziell tödliches Fischermesser erworben. Daher das aufwendige Täuschungsmanöver an der Kasse.
Er stopfte Messer, Overall, Stiefel und Taschenlampe in seine Tasche und ging zu einem Zeitungsladen, wo er sich eine Straßenkarte von Saint-Nazaire kaufte. In einem Café ließ er sich an einem Ecktisch nieder und studierte die Karte. Er blieb nur zehn Minuten, bestellte ein Baguette mit jambon et fromage und eine Flasche Perrier, die er mit nach draußen nahm, wo er das erstbeste Taxi anhielt. Er ließ sich zum Busbahnhof in Saint-Brévinles-Pins am Südufer des Flusses bringen, eine Strecke von sechs Kilometern.
Erst als sie auf die gut drei Kilometer lange Saint-Nazaire-Brücke auffuhren, die die Loire überspannte, wurde Mack so richtig bewusst, wie breit die Mündung wirklich war. Links und rechts von ihm erstreckten sich die am Nordufer gelegenen Werften. Er musste an die sonnenbeschienenen Gewässer unter sich denken und die Aufgabe, die ihm aller Voraussicht nach am nächsten Spätnachmittag bevorstand. Am Busbahnhof bezahlte er den Taxifahrer und stieg mit der Tasche und dem Werkzeugkasten aus.
Sofort marschierte er zu den hinter großen Glasscheiben aushängenden Abfahrtsplänen. Zwei, drei andere Personen gingen ebenfalls die Listen durch, sodass Mack ein wenig warten musste, bis er die Abfahrtszeiten der Abendbusse ins nahe gelegene Nantes in Augenschein nehmen konnte. Die exakten Abfahrtszeiten waren ihm dabei gar nicht so wichtig; es kam ihm vor allem darauf an, dass sie regelmäßig fuhren.
Daraufhin ging er nach drinnen, sah sich nach einem öffentlichen Telefon um und suchte im ausliegenden Telefonbuch nach der Nummer des Bahnhofs in Bordeaux. Er warf seine Euro-Münzen ein, rief dort an und erkundigte sich, wann der letzte Zug aus Nantes in Bordeaux eintraf.
… douze heures et demie, Monsieur. Gare St. Jean, à cours de la Marne.
»Et départe Nantes?«, radebrechte Mack.
Huit heures et demie.
»Merci beaucoup, Madame«, erwiderte Mack. Also halb neun in Nantes. Großer Gott, den Bus sollte ich nicht verpassen.
Er verließ den Busbahnhof, insgeheim zufrieden, dass er das Transportproblem von hier nach Nantes gelöst hatte, ohne ein verräterisches Telefonat geführt oder mit jemandem in Nantes darüber gesprochen zu haben. Niemand würde sich bei einer möglichen Befragung durch die Polizei an einen Ausländer erinnern können, der vorhatte, die Stadt zu verlassen.
Dann machte er sich auf den Weg, immer entlang der Straße, die ins 70
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