Mission auf Leben und Tod
Parkhaus in Saint-Nazaire.
Laut Fox News in den USA habe der französische Präsident persönlich zusätzlich 1000 Sicherheitskräfte nach Saint-Nazaire beordert, um Henri Foche zu schützen. Die Stadt war von bewaffneten Polizisten und Sicherheitskräften förmlich belagert.
Daneben lagen den Behörden weitere Informationen vor. Französische Militärexperten, die zu den ursprünglichen Ermittlungen hinzugezogen wurden, waren davon überzeugt, dass der Täter – er hatte den beiden Leibwächtern das Genick gebrochen – ein ehemaliges Mitglied von Spezialkräfteeinheiten wie der französischen Fremdenlegion, dem britischen SAS oder den US-SEALs sein musste.
Die Morde weisen sämtliche Kennzeichen eines Täters auf, der laut den Behörden in der brutalsten Form des unbewaffneten Nahkampfs ausgebildet worden war. Nach Ausführung des Anschlags soll der Täter hoch oben von einem Lagerhaus auf dem Werftgelände in die Loire gesprungen sein, was neben seinen Fähigkeiten als Scharfschütze ebenfalls auf einen Angehörigen von Spezialtruppen hinweist.
Alles spricht für diese Sichtweise. Henri Foche fiel einem kaltblütigen Täter zum Opfer, der mit höchster Präzision handelte. Im leeren fünften Stock des Lagerhauses, aus dem der Täter die tödlichen Kugeln abgefeuert hatte, wurden drei Sicherheitskräfte tot aufgefunden. Zwei von ihnen wiesen schwere Schädelverletzungen auf, dem dritten war die Kehle durchtrennt worden.
Kurz nach dem Mord an Foche wurde dessen neuer Sicherheitschef Raul Declerc aus Marseille vermutlich vom selben Täter durch das fragliche Fenster geschleudert, in Sichtweite der zahllosen dort versammelten Werftarbeiter, die Henri Foches Rede hören wollten. Er war nach dem Sturz aus 20 Metern Höhe sofort tot.
Der Rest des Artikels beschäftigte sich mit Hintergrundinformationen, nachdem Étienne Brix den Großteil der Nacht damit verbracht hatte, Einheimische und Polizisten zu interviewen.
Der Le-Monde -Aufmacher schloss mit den Worten:
Der große, vollbärtige Killer aus Genf ist noch immer auf freiem Fuß. Die Polizei warnt eindringlich davor, sich ihm zu nähern.
Die Schlagzeile der Le Monde lautete:
HENRI FOCHE BEI ATTENTAT GETÖTET
Polizeikordon kann den Gaullistenführer vor dem »vorhersehbaren« Mord nicht schützen.
Die Nachrichtenagenturen, die um 19.20 Uhr unter enormem Druck arbeiteten, kabelten:
Saint-Nazaire, Bretagne. Mittwoch. Henri Foche um 16.45 auf Saint-Nazaire-Maritime-Werft einem Attentat zum Opfer gefallen. Zwei tödliche Schüsse in Kopf und Brust. Gaullistenführer bei Einlieferung ins Krankenhaus bereits tot. Ehefrau Claudette bis zum Ende an seiner Seite. Attentäter noch flüchtig.
Um 19.30 Uhr hatte jede Nachrichtenredaktion weltweit die Geschichte aufgegriffen. Fox News in New York kam schnell in die Gänge und verwies CNN einmal mehr auf die Plätze, deren Mitarbeiter ein weiteres Dutzend Gründe suchten, um den republikanischen Präsidenten kritisieren zu können.
Fox unterbrach jede Sendung für die sensationelle und tragische Neuigkeit. Norman Dixon brüllte seine Anweisungen, Laxton war in der Leitung aus Paris mit den schnellsten Storys, die jemals geschrieben wurden und in denen er mit unheimlicher Prägnanz und großem Gespür Einzelheiten aus allen möglichen Quellen einarbeitete.
Die Ereignisse überschlugen sich derart, dass Dixon das »Talent« abzog und die junge Frau, die aussah, als käme sie vom Cover der Vogue , aus dem Geschehen nahm. Stattdessen stellte er einen jungen, äußerst aufgeweckten ehemaligen Sportjournalisten aus London namens John Morgan vor die Kameras.
»Wir brauchen einen, der das alles auf die Reihe kriegt«, grummelte Norman. »Wir brauchen einen mit schneller Auffassungsgabe, der Neues aufnehmen, erfassen, redigieren und eigene Kommentare anfügen kann, und das am besten alles gleichzeitig. Sporttypen können so was – rein mit dir, Morgan, los geht’s.«
Fox war um Längen voraus. Es war 13.30 Uhr an der amerikanischen Ostküste, kurz vor Ende des Mittagsbulletins. Neueste Meldungen! , blinkte auf dem Bildschirm, und dann kam John Morgan ins Bild und verkündete den Mord am vermeintlich zukünftigen französischen Präsidenten.
Eddie Laxtons Story strotzte vor Details, die sich zum größten Teil aus Étiennes zahllosen Anspielungen rekrutierten und bei denen der alte Fleet-Street-Profi zwei und zwei zusammengezählt hatte und schließlich auf 390 kam. Aber Eddie wusste, was er tat. Er hielt zwar
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