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Mission auf Leben und Tod

Mission auf Leben und Tod

Titel: Mission auf Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Einsatzplanung. Aber ich wäre nie aufgestiegen, damit ist es vorbei, wenn einem ein GOMOR aufgebrummt wird. Außerdem kenne ich nichts anderes als Kampfeinheiten, und die sind mir jetzt verwehrt.
    Für einen arbeitslosen Teamführer ist hier kein Platz. Deshalb heißt es, Sayonara SEALs. Weiß Gott, was mit uns jetzt geschieht. Einige sehr hochrangige Jungs haben mir ihre Hilfe angeboten. Aber ich denke, wir sollten uns jetzt erst einmal auf Tommy konzentrieren und dafür sorgen, dass er gesund wird. Sag ihm, er soll sich schon mal darauf gefasst machen, dass er mit seinem Dad jetzt öfter zum Angeln muss.

    Alles Liebe, und bis nächste Woche
    Mack
    Nach den vielen Jahren war es der letzte Brief, den er an diesem doch so sehr vertrauten Ort aufgab. Mack würde am Dienstag von der North Air Station mit einer Navy-Maschine nach Norfolk, Virginia, fliegen und von dort weiter zur New Brunswick Navy Station in Maine. Von dort würde ihn ein Bus nach Hause bringen.
    Auf dem Rückweg vom Briefkasten kam er an zwei jungen SEALs vorbei, die zum Teil noch von ihm ausgebildet worden waren. Beide salutierten zackig, aber es war nicht mehr wie früher. Etwas lag in ihrem Blick, etwas Argwöhnisches, Vorsichtiges, als würden sie ihren militärischen Gruß der falschen Person entrichten, einem Ausgestoßenen, der eigentlich gar nicht mehr hier sein durfte.
    Jeder wusste, dass Mack Bedford erledigt war, warum, das wussten allerdings nur die wenigsten. Diese wenigen neigten dazu, in diesen letzten Tagen zu ihm auf Distanz zu gehen. Sie hielten sich von dem Mann fern, dem man das Herz gebrochen hatte. Einem Mann, dessen Trauer und Kummer auf einem Marinestützpunkt fehl am Platz waren – hier, wo junge Tiger auf Touren gebracht wurden, um dem Feind gegenüberzutreten.
    Mack Bedford verstand es. Seine Freunde waren tot. Seine Bekannten hielten Abstand. Es gab nicht mehr viel zu sagen an diesem Ausbildungsstützpunkt, wo nur Siege auf dem Schlachtfeld für Freude sorgten und Niederlagen keinen Platz hatten. Lieutenant Commander Bedford war zur Verkörperung einer solchen Niederlage geworden.
    Er nahm die Mahlzeiten allein auf seinem Zimmer ein, hauptsächlich deshalb, weil ihm die Gespräche mit den anderen mehr und mehr lästig wurden. Wie oft konnte man es ertragen, von anderen SEALs zu hören, wie leid es ihnen tue, dass das alles geschehen war, und wie sehr man ihn vermissen würde?
    Was gab es noch zu sagen? Sicherlich nicht die schwer verdauliche Wahrheit, dass er in den dunklen Momenten seiner Verzweiflung mehr als einmal daran gedacht hatte, sich das Gehirn wegzublasen. Und wäre er nicht mit der außergewöhnlich schönen Anne verheiratet gewesen, hätte er nicht einen kleinen Jungen gehabt, der ihn so dringend brauchte, dann hätte er es vielleicht getan. SEALs tragen ihre Seele nicht zur Schau. Selbstreflexion ist in ihrem Gewerbe nicht sonderlich gefragt. Sie werden dazu ausgebildet, persönliche Gefühle und Bedürfnisse zu ignorieren – und jeden Einsatz erfolgreich zu beenden. Sie werden körperlich so hart rangenommen, dass sie fast daran zerbrechen. Und sie werden dazu ausgebildet, zu töten. Den Feind gefangen zu nehmen oder zu töten, im Dienst für die Vereinigten Staaten von Amerika, nichts anderes. Solche Männer haben meist nicht viel dafür übrig, sich selbst zu bedauern.
    »Ach, zum Teufel, es geht mir gut.« – »Macht euch um mich mal keine Sorgen. Ich hab einige Sachen in Aussicht.« – »Vielleicht ein Sicherheitsunternehmen oder Teilhaber auf einem Fischerboot in Maine. Es gibt mehrere Möglichkeiten.« – »Wie auch immer, ich war wahrscheinlich lang genug in der Navy.«
    Lang genug? Wie konnte es jemals lange genug sein? Wie lang wäre das? 1000 Jahre? Weil es sicherlich 1000 Jahre dauern würde, bis er den Ehrenkodex der SEALs in einen dunklen Winkel seines Gedächtnisses verbannt hätte.
    Mack Bedford konnte sich kaum mehr an ein anderes Leben erinnern. Er kannte nur Disziplin und nicht hinterfragbare Verhaltensnormen: Was wurde von ihm erwartet, und, als er allmählich immer höher aufstieg, was erwartete er von den jungen Männern, die an seiner Seite kämpften?
    Er hatte einmal das Buch von John Bertrand gelesen, das ihn nachhaltig beeindruckt hatte. Bertrand war Steuermann auf der siegreichen australischen Jacht beim America’s Cup 1983 gewesen. Der Australier schrieb über die Crew auf seiner Rennjacht, von den Männern, die unter den Augen eines weltweiten Publikums gegen die Amerikaner

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