Mission auf Leben und Tod
könnten Probleme auf uns zukommen.«
»Aber was habe ich mir denn zu Schulden kommen lassen?«
»Nichts. Trotzdem muss ich Sie warnen – hier mischen im Hintergrund auch die Politiker mit. Vielleicht wollen sie, dass Sie wegen irgendeiner kleinen Verfehlung schuldig gesprochen werden, dann kann man Sie entlassen.«
»Entlassen? Sie meinen, meine Karriere wäre zu Ende?«
»Möglich. Eine ehrenhafte Entlassung mit vollen Pensionsansprüchen zwar, aber dennoch eine Entlassung, möglicherweise wegen rücksichtslosen Verhaltens im Angesicht des Feindes.«
»Mein Gott – Sie meinen, sie können mich einfach so rauswerfen, ohne Berufungsverfahren?«
»Das können sie. Aber ich meine auch, dass niemand das will. Es hängt nur von dem Druck ab, den die verdammten Politiker auf die Navy ausüben. Den Leuten bedeutet das Leben und die Karriere irgendeines Marineoffiziers herzlich wenig. Sie wären nur ein kleines Opfer, damit die Friedensbemühungen für den gesamten Nahen Osten vorangetrieben werden können.«
»Ein kleines Opfer – für sie schon«, sagte Mack.
»Ja, aber nicht, wenn man zufällig Lieutenant Commander Mackenzie Bedford heißt, stimmt’s?«
Captain Dunning und seine vier Gremiumsmitglieder versammelten sich in einem kleinen Nebenraum hinter dem Gerichtssaal. Sandwiches und Mineralwasser wurden gereicht, draußen im Gang schoben zwei bewaffnete Navys Wache. Die Atmosphäre war sehr förmlich und unerklärlich angespannt. Kein Lächeln wurde ausgetauscht, während die Männer das Für und Wider abwägten, das die Karriere und das Leben eines der herausragendsten SEAL-Offiziere des Stützpunkts zerstören konnte.
»Gentlemen«, sagte Dunning, »ich möchte als Erstes auf den kritischen Punkt zu sprechen kommen, der zentral ist für die Anklage wegen Mordes. Es geht um die Frage nach der Kapitulation. Denn hätte lediglich ein Feuergefecht über den Fluss hinweg stattgefunden, hätte Mack niemals angegriffen.«
Alle nickten zustimmend.
»Allerdings liegen die Dinge hier etwas anders, wie uns allen klar ist.« Der Captain las von seinen Notizen ab und anschließend aus einer Akte, die er vor sich liegen hatte. »Die Genfer Abkommen erlauben Kriegslisten, um den Feind zu täuschen oder in die Irre zu führen. So viel steht fest, gleichgültig, ob wir Commander Surprenant hinsichtlich deren Relevanz in diesem besonderen Fall zustimmen oder nicht. Ich übrigens teile in diesem Punkt seine Meinung. Dennoch sind laut dem Ersten Zusatzprotokoll einige heimtückische Aktionen ausdrücklich verboten, dazu gehört, ich zitiere, ›das Vortäuschen der Absicht, unter einer Parlamentärflagge zu verhandeln oder sich zu ergeben‹. Der Kern dieser Aussage liegt auf der Hand. Heimtückische Handlungen wie diese sind strikt untersagt, da Soldaten ansonsten argwöhnen müssten, alle sich ergebenden Kombattanten würden ihnen nur etwas vorgaukeln. Was schreckliche Folgen nach sich ziehen würde; die schlimmste davon wäre wohl, dass niemand mehr wagen würde, überhaupt Gegner in Gefangenschaft zu nehmen, sondern sie gleich auf der Stelle tötet.«
Dunning hielt inne und sah sich um. Alle sahen ernst und nachdenklich aus und schienen gewillt, den Ausführungen des ehemaligen Atom-U-Boot-Kommandanten zu folgen.
»Es gibt zahlreiche Beispiele von irakischen Terroristen, die lediglich so taten, als wollten sie sich ergeben. Mack Bedford hatte allen Grund, vorsichtig zu sein und kein Risiko einzugehen. Ich erachte ihn im Anklagepunkt des Mordes für nicht schuldig. Ist jemand anderer Meinung?«
Jeder verneinte, wie Captain Dunning vorhergesehen hatte. Jedem musste klar sein, dass dieses Verfahren seinen eigenen Gesetzen folgte. Kein Militärgericht der Navy würde einen Lieutenant Commander wegen Mordes verurteilen. Nicht, wenn man es nicht auf einen offenen Aufstand der US-Streitkräfte ankommen lassen wollte.
Hinsichtlich der Genfer Konventionen sagte Dunning lediglich: »Surprenant hat schlicht und einfach recht. Das Abkommen kann nicht auf diese Mörderbande mit ihren illegalen Raketen angewandt werden. Mit Ihrer Zustimmung möchte ich anordnen, dass alle Anklagepunkte bezüglich des Kriegsrechts fallengelassen werden. Einverstanden?«
»Einverstanden.«
»Das führt uns zum letzten, untergeordneten Punkt, zum rücksichtslosen Verhalten im Angesicht des Feindes.« Deprimiert sprach Captain Dunning damit die ärgerliche Vorgabe an, den SEAL-Commander für irgendetwas zu verurteilen. Der Befehl dazu kam von
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