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Mission auf Leben und Tod

Mission auf Leben und Tod

Titel: Mission auf Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Stämme auf den Sand donnerten, er hörte den vertrauten dumpfen Aufprall und dann das alte SEAL-Ritual.
    Führer der Klasse: Ausbilder Mills!
    Worauf die Gruppe sofort losbrüllte: Hoo-jaa, Ausbilder Mills!
    Keiner konnte sich daran erinnern, wann dieser Ausdruck der US Navy SEALs eingeführt worden war: »Hoo-jaa.« Damit grüßte die Gruppe ihren Ausbilder, man sagte es, wenn man »Verstanden, wird gemacht« meinte, man benutzte es statt »jawohl« und »sofort, Sir«.
    Mack Bedford, der nach Luft ringend am Strand stand, erinnerte sich an seine eigene Zeit als SEAL-Ausbilder. Er hatte den Jungs eine Heidenangst eingejagt, sie angetrieben, gedemütigt, auf die Probe gestellt, um herauszufinden, wie viel Schikane jeder von ihnen ertragen konnte, ohne zusammenzubrechen. Wie bewegend war es gewesen, wenn am Ende die Überlebenden verstanden, dass er für sie nur das Beste wollte.
    Hoo-jaa, Ausbilder Bedford!
    Das war jetzt vorbei. Er ging den Strand zurück, vorbei am »Schleifstein«, dem asphaltierten Rechteck, auf dem Generationen von Rekruten alles gegeben hatten, um richtige SEALs zu werden. Auf diesem Rechteck wurden auch die goldenen Dreizacke überreicht. Hier war Mack Bedford, Bester seiner Ausbildungsklasse, von einem SEAL-Admiral der Dreizack überreicht worden. Nie hatte er mehr Stolz empfunden als in diesem Augenblick.
    Am Abend aß er allein in seinem Zimmer. Er hätte die Gesellschaft anderer nicht ertragen, ihr Verständnis, ihre Fragen, ihre Unterstützung, ihr Mitgefühl. Nicht heute Abend. Er saß in der Einsamkeit und versuchte sich damit abzufinden, dass er innerhalb von fünf Wochen von einem hoch angesehenen Lieutenant Commander zu einem Zivilisten geworden war, dem für alle Zeit sein Disziplinarverfahren nachhängen würde.
    Captain Dunning hatte das Wort »Panik« erwähnt. Welch entsetzlicher Vorwurf. Wäre Mack gefragt worden, hätte er sich für »blinde Wut« entschieden. Aber nicht »Panik«. Er griff nach seinem Lexikon, das er immer im Zimmer hatte. Die Definition, die er darin zu lesen bekam, verschlimmerte alles nur: Panik – Gefühl von Furcht und Angst. Wenn jemand auf der Brücke in Panik geraten war, dann ganz bestimmt nicht er. Man hätte ihn vielleicht zu Recht anklagen können, dass er Rache für seine toten Freunde genommen hatte, vielleicht sogar, dass er zu unverhältnismäßiger Gewalt gegriffen hatte. Schließlich war alles in seiner »Stunde des Wolfs« geschehen. Aber nicht Furcht und Angst. Zum Teufel damit.
    Mack machte die ganze letzte Nacht lang in seiner Alma Mater, im SPECWARCOM, kein Auge zu. Eine Nacht, von der er niemals gedacht hatte, dass sie jemals kommen würde. Sollte er einschlafen, würde er als Zivilist wieder aufwachen. Vielleicht war das der Grund, warum er wach lag, an die Decke starrte und sich das Gehirn mit den Ereignissen zermarterte, auf die er keinen Einfluss mehr hatte. Bei Anbruch der Morgendämmerung stand er auf, duschte und zog sich Zivilkleidung an. Ein sauberes weißes Hemd, dunkelgraue Hose, Halbschuhe und einen blauen Blazer. Keine Krawatte, trotzdem sah er von Kopf bis Fuß wie ein Offizier aus. Er nahm die Morgenzeitung zur Hand und trank eine Tasse Kaffee, schwarz mit Zucker, und dann wartete er, dass es 7.30 Uhr wurde, damit Lieutenant Barry Mason ihn abholen und mit ihm zum gepanzerten Fahrzeug gehen würde, das ihn zum Flugplatz brachte. Er kam sich vor wie jemand, der auf seinen Henker wartete.
    Barry Mason war pünktlich zur Stelle und griff sich die Ledertasche. Keinem der beiden war zum Reden zumute. Der junge Lieutenant nickte nur und sagte: »Mack, das ist wahrscheinlich der beschissenste Tag in meinem Leben.«
    »Meiner auch«, sagte der Boss.
    Sie traten ins Morgenlicht und machten sich auf den 200 Meter langen Weg zum Haupttor. Erst jetzt bemerkten sie die vielen Menschen, die sich um den Eingang drängten, wo das Fahrzeug auf ihn wartete. Schnell wurde klar, dass sie eine Art Formation bildeten und alle aus dem SPECWARCOM, Offiziere wie andere Dienstgrade, an diesem Morgen am Tor angetreten waren.
    Schweigend standen sie da. Es war, unverkennbar, ihr stiller Protest gegen die »Gerechtigkeit«, die dem SEAL-Offizier widerfahren war. Mack und Barry schritten durch die beiden vier Mann tief stehenden Reihen, zwischen den Männern hindurch, die keine Miene verzogen, bis plötzlich ein Chief Petty Officer in voller Lautstärke brüllte: Lieutenant Commander Mackenzie Bedford! Die dröhnende, so oft eingeübte und dennoch

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