Mission auf Leben und Tod
spontane Erwiderung der SEALs zerschnitt die Morgenluft und hallte am klaren Himmel nach – Hoo-jaa, Mack Bedford! Ein Schrei aus tiefster, verstörter Seele. Das letzte Hoo-jaa .
Mack Bedford sah weder nach links noch nach rechts. Doch als er das Tor erreichte und die Schranke hochging, drehte er sich ein letztes Mal um und salutierte ihnen allen. Dann wandte er sich zum wartenden Wagen. Und keiner sah, wie er mit den Tränen zu kämpfen hatte.
Schweigend fuhren sie die vertraute Strecke hinaus nach North Island. Sie hielten am Verwaltungsgebäude und traten in den Wartebereich. Die Motoren der Lockheed Aries liefen bereits, und Lieutenant Mason trug Macks Tasche zu den Stufen, die zur Kabine hinaufführten. Er reichte sie ihm. Daneben stand Jack Thomas, der sichtlich bewegt war.
Mack setzte die Tasche ab und umarmte ihn. »Danke, Jack«, sagte er. »Danke für alles.«
Jack brachte nur ein »Auf Wiedersehen, Sir«, heraus.
Der Lieutenant Commander nahm die Tasche in die linke Hand und ging zu Barry Mason. »Auf Wiedersehen, Junge«, sagte er. »Es war mir eine Ehre, mit dir dienen zu dürfen.«
Lieutenant Mason schüttelte Mack die Hand. »Für mich werden Sie immer ein Held sein, Sir.«
Und damit verließ Mackenzie Bedford sie, schritt schnell die Stufen hinauf und nahm auf der rechten Seite der Maschine Platz. Die Tür wurde geschlossen, und sofort rollte das Flugzeug ans Ende der Startbahn. Beide SEALs sahen der Maschine nach, die über den Asphalt raste, bis sie mit 320 Stundenkilometern abhob, nach Südwesten abdrehte und den großen Militärfriedhof Point Loma steuerbords zurückließ.
Oben starrte Mack aus dem Fester auf die endlos wirkenden Reihen weißer und grauer Grabsteine und musste an Frank und Charlie und Billy-Ray und die anderen denken. Die Trauer schien ihn zu überwältigen. Erneut spürte er, wie die »Stunde des Wolfs« anbrach, die Wut, die Verärgerung, das Bedürfnis nach brutaler Rache. Doch dafür war es zu spät. Viel zu spät.
Unten standen Barry und Jack am Rand der Rollbahn in Habachtstellung. Als die Maschine abhob, salutierten sie dem SEAL-Commander ein letztes Mal. Dann schüttelte Barry Mason den Kopf und sagte: »Hoo-jaa, Mack. Du warst ein großartiger Offizier.«
Die Aries drehte scharf nach links über die westlichen Ausläufer der San Diego Bay und ging auf Kurs über den südlichen Abschnitt der Stadt und dann über die nördlichen Gipfel der Sierra Madre. Von hier aus ging es nach Osten, direkt über Arizona, New Mexico, Nordtexas und Oklahoma hinweg. Mit etwa 800 km/h erreichten sie Tennessee, flogen nördlich von Memphis und Nashville vorbei, überquerten die Appalachen und gingen über North Carolina auf 6000 Meter herab, bevor sie in Norfolk landeten, der großen US-Marinebasis gleich an der Südgrenze des Bundesstaates Virginia.
Es war 18 Uhr, sie waren pünktlich eingetroffen. Macks Weiterflug, eine weitere Aries, wartete bereits mit laufenden Motoren, als könnte es die Navy kaum erwarten, Mackenzie Bedford loszuwerden.
Mack nahm sich seine Tasche, ging die Stufen der einen Maschine hinunter und stieg 50 Meter weiter die Stufen zur nächsten hinauf. Keiner begleitete ihn, keiner sprach ihn an oder nahm Kontakt auf. Außer der Besatzung war in der zweiten Maschine niemand an Bord. Sie hoben für den 1000 Kilometer langen Flug in den nordöstlichsten Bundesstaat der USA sofort ab.
Der Flug dauerte gut zwei Stunden. Als die Maschine aufsetzte, gegen 21 Uhr, war es bereits dunkel. Der letzte Bus von Brunswick über die malerische Route 127 nach Georgetown und Bay Point war längst fort. Mack wurde ein Offizierszimmer zugeteilt, in dem er die Nacht verbrachte. Am folgenden Morgen, kurz nach sieben Uhr, verließ er den Stützpunkt und ging zur Bushaltestelle.
Es war bereits warm, Seemöwen drehten ihre Kreise und stürzten auf den mächtigen Kennebec River nieder, den längsten Fluss in Maine, eine große Wasserstraße, auf der vier Jahrhunderte lang die in Maine gebauten Schiffe zum Meer gebracht worden waren.
Macks Bus kam pünktlich. Es war ein älterer Eindecker, der ihn auf der wenig befahrenen Straße zu seinem Zuhause in den Vororten der Kleinstadt Dartford am Ostufer des Flusses bringen würde. Dartford lag 16 Kilometer flussabwärts der großen Werftstadt Bath, dem Sitz der jahrhundertealten Bath Iron Works (BIW), deren Motto »Früher und günstiger als geplant« lautete.
Große Jachten, Kreuzer und Kriegsschiffe waren hier auf Kiel gelegt und in
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