Mission auf Leben und Tod
zu einem einzigen Zwischenfall gekommen. Wir haben letzte Woche den CBS-Bericht im Fernsehen gesehen. Unglaublich übertrieben. Wie immer …
Mack Bedford war 33 Jahre alt, eins neunzig groß, trug einen Vollbart, wog 100 Kilo und war ein SEAL-Teamführer, wie er im Buche stand. Wenn er sich seinen Bart abnahm, sah er wie der junge Clint Eastwood aus, hatte den gleichen offenen, harten Blick, ein kantiges Gesicht und schwarzes, wenngleich kurz geschnittenes Haar. Seitdem er zehn Jahre zuvor als Bester seinen Navy-SEAL-Ausbildungskurs absolviert hatte, galt er als einer der ersten Anwärter für die Führungsriege im SPECWARCOM.
Mack, Sohn eines Schiffbauingenieurs, stammte aus Maine und war ein hervorragender Schwimmer, er hatte sogar an den Landesmeisterschaften teilgenommen. Unter Wasser ließ er einen Delfin täppisch aussehen, an Land war er ein ausdauernder Läufer, er hatte Oberschenkel vom Umfang einer Eiche und Lungen von der Größe schottischer Dudelsäcke. An seinem Körper war kein Gramm Fett, und im unbewaffneten Zweikampf war er unschlagbar. Wie nahezu jeder SEAL war er eine intelligente Killermaschine.
In einer einsamen Bar in den Appalachen, wo er mit Anne – sie waren damals noch nicht verheiratet – auf einen Drink eingekehrt war, hatten einmal fünf einheimische Schlägertypen den wahrhaft erstaunlichen Entschluss gefasst, sich mit ihm anlegen zu wollen … Hey, der Typ ist ein Navy SEAL. Dann wollen wir doch mal sehen, wie hart der wirklich ist …
Drei von ihnen landeten im Krankenhaus, zwei mit einem gebrochenen Arm, einer mit einer Schädelfraktur. Die anderen beiden rannten um ihr Leben, in den Ohren dröhnten ihnen Macks Abschiedsworte: »Ihr könnt von Glück reden, ihr Mistsäcke, dass ich euch nicht versehentlich abgemurkst habe.«
Das war angeblich die einzige Privatschlägerei, in die Mack Bedford jemals verwickelt gewesen war. Aber er kannte alle militärischen Brennpunkte der Welt, vor allem Afghanistan und Irak. Er war ein brillanter Scharfschütze und war selbst zweimal angeschossen worden, beide Male am Oberarm, als er in den afghanischen Bergen um die Vorherrschaft über ein Paschtunen-/Taliban-Dorf gekämpft hatte. Ob im Dschungel oder in der Wüste, auf den Bergen oder in der Tiefsee, Lieutenant Commander Bedford war ein Vorzeige-SEAL – erfahren, verlässlich und darüber hinaus ein amerikanischer Patriot.
Am Ende seines Briefes kam er auf das Thema zu sprechen, das er und Anne kaum zu erwähnen wagten – auf ihren siebenjährigen Sohn Tommy und dessen schreckliche Krankheit, die laut Aussage seiner Ärzte das Nervensystem zerstörte:
Ich habe mir noch einmal die Krankenversicherung angesehen, Anne, die Navy ist einfach fantastisch. Wir sind abgedeckt, und Tommy ebenfalls. Wir müssen nur ein Krankenhaus in den USA finden, das sich bereit erklärt, die Operation an einem so kleinen Kind vorzunehmen. Hoffen wir also, dass sich die Diagnose nicht bestätigt oder die Ärzte in den nächsten Monaten einen Durchbruch erzielen. Ich muss jetzt Schluss machen, aber ich denke immer an dich. Und mach dir keine Sorgen um mich, es geht uns gut im Camp Hitmen. Die Sonne scheint! Und Charlie brät auf der Motorhaube des Jeeps Spiegeleier!
Alles Liebe, Mack
Der SEAL faltete das Blatt zusammen und schob es in einen Umschlag. Ihm ging einiges durch den Kopf, unter anderem die Raketen und Tommy. Eine Weile lang saß er nur auf dem übergroßen Kissen, sinnierte über das harte Los, das das Leben ihm zugeteilt hatte, und hoffte bei Gott, dass wenigstens den verdammten Iranern der Diamondhead-Vorrat ausgegangen war.
In diesem Moment wurde die Zeltklappe aufgeschlagen, und vier seiner Kumpel kamen herein: Chief Petty Officer Frank Brooks, Petty Officer Billy-Ray Jackson, Gunner’s Mate Charlie O’Brien und Chief Gunner Saul Meiers. Sie trugen alle Wüstentarnanzüge, dazu braun-olivgrüne Bandanas, die »Marsch-Lumpen«, wie sie im SEAL-Jargon genannt wurden. Alle vier schwitzten wie die Schweine, waren bewaffnet und trugen einen Vollbart – wie die meisten Spezialkräfte, die in muslimischen Ländern möglicherweise Undercover-Operationen durchzuführen hatten.
Die Vollbart-Verkleidung war jedoch eine zweischneidige Sache. Jeder El-Kaida-Führer wusste, dass ein vollbärtiger amerikanischer Soldat Mitglied der SEALs, der Rangers oder der Green Berets war; ein Soldat, um den man entweder einen weiten Bogen machte oder den man bevorzugt gefangen nahm, verhörte, folterte und dann
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