Mission auf Leben und Tod
»Touchdown!« In diesem Moment rappelte sich ein letzter, bereits im Sterben liegender Stammeskrieger aus den Trümmern auf und schoss ein Loch in Charlies Helm. »Foul, Foul!«, brüllte Charlie. »Das ist doch die letzte Arschgeige!« Und damit packte er sein Gewehr und erledigte den Krieger. »Verdammter Rüpel«, murmelte er.
Das Gelächter im Zelt legte sich allmählich, und Billy-Ray Jackson schlug vor, sie sollten sich doch mal auf die Suche nach diesem Schinkenbraten und den schwarzen Bohnen machen. Sie hatten sich kaum von ihren Kissen erhoben, als ein SEAL-Lieutenant ins Zelt gestürmt kam. »Mack, Mack! Die Jungs in Abu Hallah hat es schwer erwischt. Die Panzer und weiß Gott noch alles stehen in Flammen. Bobby ist tot. Die Jungs sind unter schwerem Beschuss. Wir müssen los. Gefechtsalarm!«
Die fünf SEALs sprangen auf und machten sich an den Munitionsschränken zu schaffen, griffen sich Magazine, Handgranaten und ein schweres Maschinengewehr. Sie zogen ihre Gurte straff, setzten die Helme auf und stürmten hinaus in die Hitze der irakischen Wüste. Charlie und Mack trugen zwischen sich das Maschinengewehr, und so rannten sie über den heißen Sand hin zu den aufgereihten Fahrzeugen. Die Alarmsirene des Camps übertönte noch das Röhren der gewaltigen Motoren, die bereits angelassen wurden. Dazwischen das Gebrüll der Bodenmannschaften. Panzerfahrer und Kommandeure überprüften die Anzeigen, Richtschützen luden Granaten, die gepanzerten Transporter stießen zurück, um Platz zu schaffen für die vier Panzer, die sich dröhnend in Bewegung setzten.
Billy-Ray und Charlie kletterten an Bord des ersten; Frank Brooks und Saul Meiers hievten sich durch die Luke des zweiten. Mack Bedford lud das Maschinengewehr und schwang sich auf den Beifahrersitz des gepanzerten Führungsfahrzeugs, das von seinem üblichen Fahrer, Jack Thomas aus Nashville, Tennessee, gesteuert wurde.
Bedfords Fahrzeug setzte sich an die Spitze des Konvois und wartete, bis die Panzer eine Art mobile Schlachtordnung eingenommen hatten, bevor sie sich dem Ausgang zuwandten, einem massiven, stahlverstärkten Holztor. Es hatte dem Einschlag von Granaten und Kugeln standgehalten und einmal sogar dem Anschlag eines wahnsinnigen Selbstmordattentäters, der es fertiggebracht hatte, sich selbst und seinen Wagen in die Luft zu jagen, sonst aber nichts.
Nach vier weiteren Minuten war der Konvoi startklar. Im letzten Moment schwangen die Wachen die Tore zurück, und hoch oben über dem Ausgang belegten Ranger mit Maschinengewehren den 100 Meter entfernten Grenzzaun jenseits des Niemandslandes mit ihrem Feuer, nur für den Fall, dass Aufständische auf dumme Ideen kommen sollten.
Mack Bedford streckte den rechten Arm aus dem Fenster und gab dem Führungspanzer das Startzeichen; in ihm befanden sich Billy-Ray Jackson, Charlie O’Brien, die Panzerbesatzung und genügend Munition, um eine zweite Operation Desert Storm zu beginnen. Sie ratterten durch den äußeren Bereich bis zu einer Stahlschranke, die automatisch nach oben glitt. Als alle fünf Fahrzeuge durch waren, senkte sie sich wieder und aktivierte ebenso automatisch vier Bodenminen, die, strategisch platziert, jeden Angreifer auslöschen konnten.
Sie bogen nach rechts und folgten der Sandpiste in südöstlicher Richtung, immer am Euphrat entlang, durch die sengend heiße Schwemmebene, in der die Temperaturen 50 Grad Celsius erreichten. Dieses flache, ausgedörrte Gebiet, in dem im Jahr nur 200 Millimeter Niederschläge fielen, war einst die Wiege der mesopotamischen Kultur gewesen. Heute war es eine Region, in der fanatischer Hass und rachsüchtige Gewalt herrschten.
Der mächtige, über 2700 Kilometer lange Fluss hatte an diesem Punkt bereits das Taurusgebirge im Osten der Türkei und ganz Syrien durchquert, hatte sich durch die Kalksteinfelsen des westlichen Irak gewunden und war nun hier, südlich der Wüstenstadt Hit, zu einem breiten, gemächlich strömenden braunen Wasserlauf geworden. Gelegentlich säumten Dattelpalmen den Weg der SEALs. Sie vermittelten ein beinahe biblisches Bild – nichts Biblisches allerdings war an den veralteten russischen Maschinengewehren zu finden, mit denen vorüberfahrende amerikanische Fahrzeuge immer wieder beschossen wurden. Manchmal waren sie mitten zwischen den Palmen postiert, meistens jedoch befanden sie sich am entfernten Ufer des Flusses.
Bedfords Männer waren auf der gesamten, acht Kilometer langen Strecke nach Abu Hallah in höchster
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