Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
Er benötigte ihren Schutz.
Während die Minuten verstrichen, wurden ihm zunehmend seine schmerzenden Glieder und sein knurrender Magen bewusst. Er würde in den nächsten Stunden mehr als nur einen Cracker zu essen brauchen. Er könnte aus einem Ast einen einfachen Speer basteln, indem er das Messer mit Stoffstreifen von seiner Kleidung daran festband. Er musste ja nicht gleich ein Wildschwein erlegen, aber ein Kaninchen wäre genau das Richtige oder ein Känguru.
Bei dem Gedanken hielt Modo inne. Er wollte doch nicht allen Ernstes ein Känguru verzehren? Es würde sich falsch anfühlen, ein Wesen zu töten, das auf zwei Beinen stand und einem in die Augen sehen konnte. Er wusste nicht einmal, ob es in dieser Gegend Australiens überhaupt Kängurus gab.
Plötzlich fiel ihm auf, dass im Wald erneut Stille herrschte. Instinktiv hielt er den Atem an und verlangsamte seinen Herzschlag, sodass er nur noch aus Augen und Ohren zu bestehen schien. Der Schrei einer Eule ertönte – ein merkwürdiger Laut am helllichten Tage. Der Ruf war einige Hundert Meter hinter ihm erklungen. Ein Kreischen ließ fünfzig Meter rechts von ihm die Zweige erzittern. War das vielleicht ein Affe? Ach, er hätte sich mit den einheimischen Tieren beschäftigen sollen! Darwin oder irgendein anderer Naturforscher hatte bestimmt über die Flora und Fauna Australiens geschrieben. Ein weiterer Schrei. Modo sträubten sich die Nackenhaare. Im ersten Augenblick hielt er das lediglich für eine natürliche Reaktion: Die Angst beschleunigte seinen Puls. Aber dann erklang der nächste Eulenschrei, sogar noch näher.
Das waren Menschen, die Tiere nachahmten! Es bestand kein Zweifel! Sie kommunizierten miteinander – wahrscheinlich waren sie dabei, ihn zu umzingeln.
Modo zog sein Messer aus der Scheide, als zischend etwas an ihm vorbeischoss, dann hörte er einen leisen, dumpfen Aufprall. Er drehte sich um. Ein zitternder Speer steckte im Stamm der Würgefeige. Mit einem Satz sprang er nach vorn, und drei weitere Speere verfehlten ihn nur um Zentimeter. Seine Angreifer mussten sich zur Linken befinden, also stürzte er Hals über Kopf durch das tief hängende Geäst nach rechts.
Wilde! Mr Socrates hatte während ihrer Reise von solchen Stämmen gesprochen, die auf den karibischen Inseln, in Afrika und hier in Australien lebten. In den Groschenheftchen hieß es, sie töteten zum Vergnügen und aßen Menschenfleisch. Kannibalen!
Es war wichtig, jetzt nicht in Panik zu verfallen. Panik war ein schlechter Ratgeber. Modo bemühte sich, trotz seines eigenen Keuchens und Getrampels zu lauschen. Keine Schritte hinter ihm. Ein erneuter Eulenschrei ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Er schlug einen Haken nach links und nahm gerade noch das Geraschel zwischen den Ästen wahr. Mehrere Schreie ertönten. Sie trieben ihn vor sich her! Er wollte nach rechts entkommen, doch da erblickte er verschwommen ein weiß bemaltes Gesicht. Der Mann sprang mit erhobenem Speer auf ihn zu. Modo packte die Halskette des Angreifers, an der Schrumpfköpfe zu baumeln schienen, und nutzte seinen eigenen Schwung, um ihn zu Boden zu werfen. Der Speer traf seine Maske, rutschte aber daran ab.
Aus den Augenwinkeln sah er zu beiden Seiten Männer neben sich herlaufen, schattenhafte Gliedmaßen und verschwommene Gesichter, die Körper hinter Laubwerk verborgen. Es blieb Modo nur eine Richtung zur Flucht. Falls er kehrtmachte, wäre er einen Wimpernschlag später von Speeren durchbohrt. Die Männer trieben ihn weiter, aber wohin?
Modo sprang über einen umgefallenen Baum und wäre beinahe über den verrotteten Stamm gestolpert. Das Rauschen eines Wasserfalls drang an seine Ohren. Vielleicht befand sich am unteren Ende ein Becken, in das er springen könnte, um so zu entkommen! Er stürzte über eine weite, offene Lichtung und begriff eine Sekunde zu spät, dass er einen entsetzlichen Fehler begangen hatte. Der überwucherte Boden hatte einen festen Eindruck gemacht, aber gab nun unter seinen Füßen nach und schreiend stürzte Modo in einen Schacht. Es war gerade so hell, dass er während des Falls den Grubenboden erkennen konnte: Er war mit spitzen Pfählen übersät.
V ierzehn Monate zuvor hing der Abenteurer und Entdecker Alexander King gerade an eine steile Felswand im Kilimandscharo-Massiv geklammert, als sein Kletter-Gefährte beiläufig das Gottesgesicht erwähnte. Noch eine Tagesetappe trennte sie von ihrem Ziel, dem niedrigsten der drei Gipfel des
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