Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
auch so ein Kerl. Ein völlig verrückter Kerl. 1989 hatte er mich zum Cheftrainer bei Bayer Leverkusen gemacht. Als wir 1990 die erste Meisterschaft geholt hatten, hatte er sich bei unserer Feier nachts um zwei Uhr zu mir gesetzt und gesagt: »Dirk, jetzt müssen wir nach Europa.« Hätte er diese Vision nicht gehabt, hätten wir Leverkusen nie zu dem Serienmeister gemacht, der er von 1990 bis 1997 wurde. Noch in der gleichen Nacht hatten wir, völlig angefixt von der Idee, uns mit dem Sportbeauftragten von Bayer getroffen und ihm unsere Vision erzählt. Bei Bamberg, wo ich später von 2001 bis 2008 Trainer gewesen war, war Wolfgang Heyder mein Mitstreiter, der groß dachte und groß handelte. Genau solche Typen brauchst du an deiner Seite. Wenn du alleine kämpfst, scheiterst du. Du musst mit vereinten Kräften gegen jegliche Blockade ankämpfen, sonst bist du nachhaltig nicht erfolgreich. Interessanterweise wurden sowohl Otto Reintjes als auch Wolfgang Heyder von den Medien jeweils als »Uli Hoeneß des Basketballs« bezeichnet. Das sind sie beide sicher auch auf ihre unterschiedliche Art und Weise. Mit diesem Vergleich wird man Uli Hoeneß aber nicht gerecht. Heyder ist derzeit der erfolgreichste Manager im deutschen Basketball, doch die Titelsammlung von Uli Hoeneß ist um ein Vielfaches größer. Auch Otto Reintjes hat eine Ära geprägt. Er war ohne Zweifel lange Zeit sehr erfolgreich. Aber Otto haben irgendwann ein wenig die gestalterischen Kräfte verlassen. Was alle drei jedoch eint, ist das Engagement, ihr Fleiß und ihre Wärme, mit der sie an Aufgaben herangehen. Jeder von ihnen ist ein perfekter Mitstreiter, wenn es um das Erreichen von Visionen geht.
Bayern wollte mich also. Aber wollte ich auch wirklich? Ich war Bundestrainer mit großer Freude und Genugtuung, hatte meinen Traumjob. Meine Reputation war groß. Neun nationale Meistertitel, vier Pokalsiege, viermal als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Was sollte ich in der zweiten Liga? Darauf hatte ich ehrlich gesagt überhaupt keine Lust. Nach allem, was ich in meiner bisherigen Karriere erlebt hatte, erschien sie so schmackhaft wie ein vertrocknetes, hartes Brötchen vom Vortag. Es lag vor mir auf dem Teller, aber ich wollte nicht reinbeißen. Wegschieben konnte ich es allerdings auch nicht. Ich war hin- und hergerissen zwischen der Sorge, einen irreparablen Kollateralschaden zu erleiden, und der Lust, dieses wahnsinnige Projekt mit Hoeneß, Rauch und Co. anzupacken.
Ein Freund von mir sagte einmal: »Wenn man einen Job annimmt, muss man schon anfangen, die nächsten beiden vorzubereiten. Eine Runde Golf hier, ein Abendessen da, Hauptsache Networking und Vorarbeit leisten.« So ticke ich aber überhaupt nicht. So einen Ansatz habe ich nie verfolgt. Mein einziger Ansatz bei jeder Jobentscheidung war immer: Ich muss große Lust darauf haben. Die Aufgabe muss mich faszinieren. Ob der Schritt dann logisch ist oder nicht, interessiert mich weniger. Sonst hätte ich mich letztlich niemals für den FC Bayern entscheiden können oder früher auch nie die beiden Angebote aus Griechenland wahrnehmen dürfen.
Ich orientiere mich nicht an Wahrscheinlichkeiten, scheitern zu können. Man muss mutig sein und Risiken eingehen. Mein Mentor Ed Gregory hatte immer zwei Leitsprüche: »Sei immer du selbst« und »Wer wagt, gewinnt«. Daran habe ich mich immer orientiert, sonst wäre ich wahrscheinlich niemals Basketballtrainer geworden. Otto Reintjes, der den Mut gefunden hatte, mich in jungen Jahren als Trainer einzustellen, hatte mir nach meinem Studium von dem Beruf abgeraten. »Überleg’ dir das sehr genau«, hatte er gesagt, als ich ihn um Rat fragte, ob ich mein Referendariat als Lehrer oder meine Ausbildung zum Trainer machen sollte. »Das ist ein schwieriges Geschäft. Du bist ein talentierter Trainer, aber eigentlich haben Deutsche in dieser Branche kaum eine Chance. Du warst kein Nationalspieler, du hast keine Lobby. Mensch, Junge, mach das nicht! Werde Lehrer und mach etwas Sicheres. Lass das mit dem Trainer.« Ich habe es trotzdem gemacht, weil mein Instinkt mir dazu geraten hat.
Ich treffe ohnehin meine Entscheidungen meist alleine. Egal, wie nahe dir die Menschen stehen, die dir Ratschläge erteilen, ihre Meinung ist eben auch immer nur Produkt ihrer Erfahrungen, Haltungen und Einstellungen. Ich versuche, mir selbst zu trauen und meinem Instinkt zu folgen. Am Ende kann ich im Falle des Scheiterns dann auch nur bei einem die Schuld suchen: mir
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