Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
selbst. Es wäre sicher klüger, vertrauten Menschen mehr zuzuhören, sie zu fragen. Das nicht zu tun, sondern im stillen Kämmerlein zu entscheiden, ist zweifellos eine Schwäche. Alles in allem kann ich mich aber auf meinen Instinkt sehr gut verlassen, und wie es scheint, trifft dies auch bei meiner Pro-Bayern-Entscheidung zu.
Nur die wenigsten haben mir geraten, beim FC Bayern Verantwortung zu übernehmen. Ron Adams, der Assistenztrainer bei den Chicago Bulls, hat mir sogar am Telefon gesagt: »Nimm den Job nicht. Du bist verrückt. Du bist Bundestrainer. Dein Name ist gut. Du bist nicht angreifbar. Du hast die Nationalmannschaft nach 16 Jahren wieder zu Olympia geführt. Du wirst respektiert und anerkannt. Du wirst gemocht. Bayern ist Harakiri. Warte, bis was kommt, wo du nichts falsch machen kannst. So kannst du alles verlieren.« Ron meinte, ich solle warten, bis ein Trainer in Spanien gefeuert wird, und dann hoffen, dass sie mir einen Job bei einem Klub wie Valencia oder Sevilla anbieten, wo ich sicher Europaleague spiele. »Die wissen, was Basketball ist und wie es funktioniert. Denen musst du nicht erst noch das Laufen beibringen, ehe du ihnen den ersten Spielzug erklären kannst«, hat Ron mich noch gewarnt.
Er war nicht der Einzige, der mir abriet. Die Liste derjenigen, die mich für verrückt erklärten, war lang. Aber das war mir egal. Je länger ich mich mit dem Projekt auseinandersetzte, desto größer wurde meine Begeisterung. Man muss Chancen erkennen und ergreifen. Und man muss auch aufpassen, dass man nicht in ein Bedenkenträgertum verfällt, wie es in Deutschland weit verbreitet ist. Ich entschied mich, es zu wagen. Und mit diesem Entschluss holte ich mir mein Lebenselixier zurück, das ich verloren hatte.
Fünf Jahre lang, von 2003 bis 2008, war ich gleichzeitig Vereinstrainer in Bamberg und Bundestrainer gewesen, doch nach der Europameisterschaft 2007 war ich durch diese Doppelbelastung am Ende. Wir hatten nach einem unfassbaren Kraftakt den fünften Platz geholt, waren aber zuvor nach den Niederlagen gegen Spanien und Slowenien extrem hart kritisiert worden. Danach wieder in den Verein zu gehen war brutal gewesen. Ich hatte gemerkt, dass meine Kraft und Energie nicht mehr reichten, um beide Jobs zu 100 Prozent auszufüllen. In meinem letzten Jahr bei Bamberg war ich nicht mehr so gut gewesen, wie ich hätte sein können. Zwischen Verein und Nationalmannschaft waren gerade mal zwei Wochen Pause. In entscheidenden Phasen hatte ich mich gedanklich nicht nur auf eine Sache konzentrieren können, wobei ich sagen muss, dass ich meiner Aufgabe als Bundestrainer immer zu 100 Prozent gerecht geworden bin. Am Schluss hatte also Bamberg gelitten. Ich hatte nicht mehr gewusst, wo rechts und links war. Hätte ich so weitergemacht, hätte ich wahrscheinlich irgendwann einmal sogar meinen Namen vergessen.
Zwei Jahre hatte ich mich dann nur noch auf die Nationalmannschaft konzentriert, wollte meine Tochter unterstützen, die ihre letzten beiden Jahre vor dem Abitur zu bewältigen hatte. Doch so schön es anfangs auch gewesen war, so schnell hatte ich auch gemerkt, wie sehr es mir fehlte, regelmäßig im Basketball zu arbeiten. Je länger ich das machte, desto unglücklicher wurde ich. Ich kann nicht stillsitzen und Däumchen drehen. Das macht mich einfach fertig. Ich war unausgelastet und suchte mir Betätigungsfelder. Mal gab ich Fortbildungen für Nachwuchstrainer, dann referierte ich vor Managern über Motivation. Es war komisch. Sosehr mich die Doppelfunktion als Bundes- und Vereinstrainer zuletzt überfordert hatte – nach kurzer Zeit war ich von nur noch einer Aufgabe fast etwas unterfordert. Das Schlimme nämlich ist, dass die Nationalmannschaft leider nur sechs Wochen im Jahr funktioniert. Basketball ist für mich so wichtig wie die Luft zum Atmen. Nur Bundestrainer – das ist wie nur einmal Sex im Jahr. Und das reichte mir nicht.
Ich sagte also bei den Bayern zu. Auch weil ich ahnte, dass es wie ein Geschenk war. Mein großes Ziel als Trainer ist es, mit einer deutschen Mannschaft unter die letzten vier in Europa, also in die absolut höchste Spitze zu kommen. Man kann aber nicht darauf hoffen, sich in ein gemachtes Bett zu legen, man muss sich das Bett schon selbst machen. Und Bayern ist die Chance, dieses Bett nach meinen Wünschen herzurichten. Hier werden mir die Nägel, Bretter und Materialien hingelegt, die ich brauche, um mir mein perfektes Bett zu bauen. Ab nach Europa und wieder
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