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Buchstaben daneben. Und weiter hieß es: »Bei der Fußball-WM 1986 hatte der Argentinier Diego Maradona im Viertelfinale gegen England mit der linken Hand ein irreguläres Tor erzielt. Argentinien gewann 2:1, und der Betrüger sagte: ›Das war die Hand Gottes.‹ Nun weiß die Sportwelt: Es gibt eine wahre Hand Gottes – die rechte von Nowitzki.« Ervin Magic Johnson, der legendäre Exstar der L.A. Lakers, lobte: »Dirk ist der beste Werfer der NBA. Sein Spiel, sein Verhalten, seine Mentalität – all das macht ihn einzigartig. Er spielt wie Shaq O’Neal und manchmal wie Michael Jordan. Wenn er Lunte riecht, ist er nicht zu stoppen.« Und Johnson schwärmte weiter: »Es hieß, er sei weich. Streicht das, er ist nicht mehr zu weich. Es hieß, er könne nicht zum Korb ziehen. Streicht das, er zieht zum Korb. Er ist ein Gewinner. Er hat mentale Stärke gezeigt wie noch niemand in der NBA.« Für Miami-Star LeBron James gibt es »keinen Spieler der Welt, der Dirk ausschalten kann«.
13 Jahre ist Nowitzki diesem Traum nachgelaufen. Und er hat es als Erster, der das Spiel nicht in den USA gelernt hat – also in dem Land, in dem es erfunden wurde –, geschafft, sein Team in den USA zur Meisterschaft zu führen. Damit ist er in die Klasse der größten deutschen Sportler aufgestiegen: zu Max Schmeling, dem ersten Schwergewichtsweltmeister im Boxen, zu Franz Beckenbauer, dem Fußballweltmeister als Spieler und Trainer, zu Boris Becker, dem ersten deutschen Sieger in Wimbledon, und zu Michael Schumacher, dem Rekordweltmeister in der Formel 1. 250 000 Menschen feierten Nowitzki und die Dallas Mavericks bei der Meisterparade, US-Präsident Barack Obama lud das Team ins Weiße Haus ein. Dirk bekam ein Päckchen von Boxlegende Muhammad Ali mit einem Boxhandschuh, der die Aufschrift trug: »You are the greatest«.
94 Spiele hatte Nowitzki seit Ende Oktober 2010 bis zum Gewinn der NBA-Meisterschaft im Juni 2011 absolviert. 94 Spiele innerhalb von 225 Tagen – ein absolutes Mammutprogramm. Er hatte mit Fieber und einer gerissenen Sehne im linken Mittelfinger gespielt. »Die Play-offs, das war natürlich schon zwei Monate die Hölle«, hatte Nowitzki hinterher verraten. »Du bist mental ständig am Limit. Ich denke, deshalb bin ich in den Finals auch ein bisschen krank geworden. Du schläfst ja teilweise so spät ein, erst um vier, fünf Uhr. Einschlafen nach solchen Spielen, das ist eigentlich das Schwerste.«
Doch trotz allem hatte sich Dirk entschieden, uns bei der Europameisterschaft 2011 in Litauen zu helfen. Der beste Basketballer der Welt wollte, obwohl er ein körperliches Wrack sein musste, sich für sein Land ins Zeug legen und die Minimalchance ergreifen, noch einmal mit Deutschland bei den Olympischen Spielen dabei sein zu können. »Ich will den anderen nicht die Chance verbauen, an Olympia teilzunehmen«, sagte Nowitzki. »Dazu müssten wir mindestens Sechster werden.« Eine unglaublich schwere Aufgabe, da eine EM selten so stark besetzt war wie diese. Mit Dirks Teilnahme an der Europameisterschaft stiegen auch die Erwartungshaltungen. Laut einer Umfrage des Sportinformationsdienstes trauten 43,7 Prozent der Sportfans uns mit Nowitzki sogar den Titelgewinn zu. Eine völlig überzogene Erwartungshaltung. 25 NBA-Profis waren bei der EM dabei, nur zwei davon spielten bei uns. Allein Titelverteidiger Spanien war mit sechs NBA-Stars bestückt.
Als Nowitzki und Chris Kaman als Letzte zu unserer Vorbereitung stießen, war den anderen die Anspannung anzusehen. Alle waren sehr nervös. Einige kannten die beiden nicht persönlich. Sie fragten sich, ob die Superstars wohl ihre Namen wussten. Würden sie distanziert sein? Wie sollte das mit ihnen werden? Doch zwischenmenschlich gab es überhaupt kein Problem in unserer Truppe. Die Chemie stimmte sofort. Dirk nahm jeden zur Begrüßung in den Arm, als ob man sich seit 100 Jahren kennen würde. Und Chris Kaman erklärte sogar: »In der NBA fühle ich mich häufiger als Ausländer. Da ist jeder eine Ich-AG. Hier redet jeder mit jedem. Hier macht es mir viel Spaß.«
Ich selbst hatte kurz überlegt, wie ich mit Nowitzki bei dieser EM umgehen sollte. Ich wusste, dass er müde war und die Mannschaft nicht so würde tragen können wie in den früheren Jahren. Daher dachte ich kurz darüber nach, ihn wie »flares«, so werden Täuschkörper bei Kampfjets genannt, einzusetzen. Durch ihre Wärmestrahlung werden die gegnerischen Lenkflugkörper, die ihr Ziel mittels eines
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