Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Klavier, das die anderen trugen. Drei Appelle schrieb ich in unserer Kabine mit einem Filzstift auf die Tafel: »Gebt alles heute!« – »Qualität und Intensität für 40 Minuten!« Und: »Die beste Verteidigungsleistung der Play-offs!« Anschließend erklärte ich noch einmal unsere sechs wichtigsten Angriffsvarianten. Wie immer bildeten wir einen Kreis, umarmten uns und schrien: »Two, three, Bamberg!«
Nach zwei weiteren Spielen führten wir in der Finalserie mit 2:1. In unserer Kabine hing ein Plakat mit der Zahl 1. Es war ein Abrisskalender. Nun waren wir nur noch einen Sieg davon entfernt, zum zweiten Mal seit 2005 Meister zu werden. Und es sah verdammt gut aus. Sechs Sekunden vor Schluss führten wir mit 64:63, als Casey Jacobsen den Ball knapp daneben legte und damit Quakenbrück die Chance gab, doch noch das fünfte Finalspiel zu erreichen. Sechs Sekunden reichen allemal für einen Angriff. Sie hätten auch Quakenbrück genügen können. Weil aber zunächst Brian Bailey und dann Nik Caner-Medley den Korb Sekundenbruchteile vor Schluss verpassten, gewannen wir – und entschieden die Serie vorzeitig mit 3:1 für uns. Volker Stix, Rick Stafford, Wolfgang Heyder, der zweite Vater des Erfolgs, und ich lagen uns in den Armen.
Wir waren wie Phoenix aus der Asche wieder auferstanden, aus einem zerstrittenen Haufen war eine harmonische Familie geworden. Monatelang waren wir in der Liga hinterhergelaufen, weil es in der Mannschaft nicht passte. Doch als es drauf ankam, haben wir das Feld von hinten aufgerollt. Heute kann ich sagen: Zum Glück hat sich Wolfgang Heyder nie von den anonymen Drohbriefen beeindrucken lassen, die er im Winter dieser Saison regelmäßig erhalten hatte. Der nachverpflichtete Casey Jacobsen bekam übrigens die Trophäe für den wertvollsten Spieler der Finalserie. Steffen Hamann, im Winter von Climanio Bologna zurückgekehrt, spielte eine unglaubliche Serie.
Mit drei betriebseigenen Fliegern von unserem Namenssponsor Brose ging es nach dem Spiel in Quakenbrück zurück nach Bamberg. Kurz vor ein Uhr nachts drehten wir eine Ehrenrunde über der hell erleuchteten Stadt. 10 000 Menschen feierten uns. Meine Ohren klingelten, so laut war es. Aber sie klingeln sowieso ständig. Ich habe seit Langem einen Tinnitus. Der kriegt ohnehin bei jedem Heimspiel richtig Futter. Doch jeder Sieg heilt den Schmerz.
»Piep, piep, piep« von Wolfgang Heyder
»Piep, piep, piep«
von Wolfgang Heyder
2001 holte Wolfgang Heyder Bauermann nach Bamberg. Dem Duo gelang es innerhalb von kürzester Zeit, Bamberg aus der Mittelmäßigkeit an die Spitze des deutschen Basketballs zu katapultieren, allen finanziellen Nöten zum Trotz. Mit Bauermann kam der Wahnsinn nach Bamberg – und Manager Heyder wurde so lange aus dem Schlaf gerissen, bis die Bamberger am Ende zweimal Meister waren.
Dirk ist ein Quälgeist. 24 Stunden am Tag. Immer. Wenn er etwas will, dann kämpft dieser Mann darum, bis er es bekommt. Sie glauben es nicht?
Hier ein Beispiel: Es war weit nach Mitternacht. 2.30 Uhr. Ich lag zu Hause neben meiner Frau im Bett, als das Handy klingelte. Einmal. Zweimal. Dreimal. Aber ich bin nicht mehr aufgestanden. Ich wusste, dass es Dirk war. Ich wollte nicht mehr mit ihm diskutieren.
Bis ein Uhr nachts hatte ich zuvor mit ihm zusammengesessen und über einen Transfer von NBA-Spieler Casey Jacobsen gesprochen. Der hatte bei den Phoenix Suns, New Orleans Hornets und Houston Rockets gespielt – und nun wollte ihn Dirk mit aller Macht. »Hol ihn. Du musst das schaffen«, lag mir Dirk in den Ohren. Aber mir waren die Hände gebunden. Jacobsen war zu teuer, eine Verpflichtung war bereits von unserem Aufsichtsrat abgelehnt. Trotzdem akzeptierte Dirk das Nein nicht. »Ich will ihn. Wir müssen diesen Jungen holen.« Doch Dirks Betteln war zwecklos. Ohne Aufsichtsratzusage durfte ich nichts machen, so gerne ich ihm den Wunsch auch erfüllt hätte. Also beendete ich die Diskussion, stieg in mein Auto und fuhr nach Hause. Piep, piep – das Signal für einen SMS-Eingang. »Irgendwie schaffen wir das.« Piep, piep – und noch eine. »Er ist ein Siegertyp.« Und so ging es weiter. In einer Tour piepste das auf dem Beifahrersitz liegende Handy.
Dirk hatte allen Grund, sich so ins Zeug zu legen. Am nächsten Tag schloss sich das Transferfenster. Wenn, dann musste noch in dieser Nacht der unterschriebene Vertrag zurückgeschickt werden. Piep, piep, piep, piep – ich ignorierte es, weil ich Dirk sowieso nichts anderes mehr
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