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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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hinüber. Sie schien ihm zuzuwinken. Er ging
zum Kühlschrank und goß sich ein Glas ein. Nur eins, das war genug.
Zwanzig Minuten später stieg er vor dem Eingang des Plaza aus dem Taxi. Gleich darauf hörte er ihre Stimme sagen: »Ja bitte?«
    Â»Ich bin's, Thomas.«
    Â»Wo bist du?« Aus ihrer Stimme war keine Erregung herauszuhören, keine erkennbare Neugier.
    Â»Unten in der Halle. Können wir miteinander sprechen?«
    Â»Worüber?«
    Â»Ich möchte nur einfach mit jemandem reden.«
    Â»In Ordnung. Gib mir ein paar Minuten Zeit. Zimmer 412.«
    Er spürte, wie seine Hände wieder feucht wurden.
    Er
trank noch rasch ein Bier an der Bar, dann ging er zum Aufzug. Es war
wie früher, das gleiche Gefühl von Erregung. Nein, nicht ganz. Damals
war jedesmal eine große Portion Schuldgefühl mit im Spiel gewesen, aber
jetzt hatte er keinen Grund für Schuldgefühle. Schließlich hatte er ihr
dreimal einen Korb gegeben. Wer war das doch in der Bibel, der Jesus
dreimal verraten hatte? Paulus? Judas? Er konnte sich nicht erinnern.
Er verließ den Fahrstuhl und ging langsam zu ihrer Tür. Er wartete
einen Moment, dann klopfte er. Sie öffnete und trat einen Schritt
zurück, um ihn hereinzulassen. Sie trug einen seidenen Bademantel. Das
Haar hatte sie zurückgekämmt, so daß ihre Stirn frei war, und mit einem
Band zusammengebunden. Sie trug kein Make-up. Noch nie war sie ihm so
schön erschienen wie in diesem Moment, aber auf ihrem Gesicht lag kein
Willkommenslächeln. Er trat ein und spürte sofort den vertrauten Duft
ihres Schaumbads.
    Â»Badedas«, sagte er.
    Â»Du erinnerst dich?«
    Auf dem Teetisch stand eine Kanne Kaffee; daneben eine einzelne Tasse.
    Â»Bleibst du länger in Paris?« fragte er.
    Â»Nur
zwei Tage. Geschäftlich.« Sie ging zum Teetisch, wandte sich um und
lächelte ihn an. »Kaffee«, sagte sie. »Ich erinnere mich dunkel, daß du
immer gern Kaffee von mir wolltest, wenn du mich besucht hast. Trink,
soviel du magst. Ich gehe ins Bett.«
    Sein Blick folgte
ihr, als sie den Raum durchquerte und zur Schlafzimmertür ging.
Plötzlich fiel es ihm wieder ein: Es war Petrus, der Jesus dreimal
verleugnet hatte. Aber Jesus hatte ihm vergeben. Sie öffnete die
Schlafzimmertür und ging hinein.
    Â»Ich bin geschieden«, sagte er.
    Sie wandte sich um und sah ihn an. Ihr kühler Gesichtsausdruck wurde milder, wich einem Ausdruck von Mitgefühl.
    Â»Ich
wollte mich nicht scheiden lassen«, sagte er und ließ sich in einen
Sessel fallen, »aber sie hat mir nicht verziehen, daß wir beide uns
noch einmal getroffen haben.«
    Sie brauchte keine
Entscheidung zu treffen. Ihr Instinkt entschied für sie. Sie flog ihm
entgegen, schlang die Arme um ihn und zog ihn an sich, so fest sie
konnte. Und er küßte sie, lange und leidenschaftlich â€¦
    Es
war so schön gewesen wie noch nie. Seine Niedergeschlagenheit hatte
sich in unbändige Leidenschaft verwandelt, sein Selbstmitleid war in
überschäumende, unwiderstehliche Kraft umgeschlagen. Noch nie hatte sie
ihn so stark erlebt, so wild und hemmungslos. Es war, als hätten sich
all sein Zorn, all seine Trauer, all seine Frustration in einem
einzigen, ekstatischen Rausch der Befreiung entladen. Sie hatte sich
von seiner Leidenschaft mitreißen lassen, hatte sich völlig
fallenlassen, forttragen lassen von der rasenden Woge seiner Lust,
hatte ihn hochgepeitscht zu nie gekannten Gipfeln der Wonne, bis sie
schließlich beide erschöpft in tiefen Schlaf gesunken waren.
    Es war noch dunkel, als sie erwachte. Sie streckte die Hand nach ihm aus. Das Bett war leer.
    Â»Thomas?«
    Vielleicht
war er im Bad, aber noch während sie das dachte, wußte sie, daß er
gegangen war. Seine Kleider hatten auf dem Fußboden verstreut gelegen.
Jetzt waren sie fort. Er hatte sie benutzt. Mißbraucht. Sie warf einen
Blick auf den Wecker. Es war zehn nach vier. Die Zeiger leuchteten matt
in der Dunkelheit. Einen Wimpernschlag später flog der Wecker in hohem
Bogen durch das Zimmer und landete krachend an der Wand. Gleichzeitig
zerriß ein einziger, gellender Wutschrei die Stille der Nacht.
    Â» SCHEISSKERL !«

16
    Die
Mittelmeersonne brannte heiß auf ihrem Rücken. Marianne ging barfuß die
staubige Straße zum Strand entlang. Die Luft war erfüllt vom harzigen
Duft der Kiefern. Sie biß herzhaft in eine Scheibe

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