Mission Eureka
fünf«, sagte Kegel gerade, »werden
hiermit nach einstimmigem Beschluà an die betreffenden Unterausschüsse
weitergeleitet. Der nächste Punkt auf der Tagesordnung beinhaltet âºNeue
Projekteâ¹. Ich darf in diesem Zusammenhang vielleicht mit der
Feststellung beginnen, daà die Bundesrepublik Deutschland bereits
vierzig Kilometer der Trasse für ihre experimentelle Magnetschnellbahn
fertiggestellt hat. Sie möchte sie auf zweihundert Kilometer ausdehnen
und beantragt zu diesem Zweck EUREKA-Mittel in Höhe von zunächst
fünfundzwanzig Millionen â¦Â«
Der spanische Delegierte hob die Hand, und Kegel forderte ihn mit einer Handbewegung auf zu sprechen.
»Das
Forschungszentrum in Madrid«, begann er, »arbeitet an der Entwicklung
eines neuen biologischen Pestizids ohne toxische Nebenwirkungen auf den
menschlichen Organismus. Es beantragt fünfzehn Millionen â¦Â«
»Das
Cavendish-Labor«, fiel ihm Montacute ins Wort, »glaubt, vor dem
entscheidenden Durchbruch bei der Identifizierung des
Elementarpartikels zu stehen. Die Auswirkungen, die diese Entdeckung
auf die Physik haben würde, wären unvorstellbar. Es braucht zwölf
Millionen.«
Kegel nickte. »Wir müssen den
entsprechenden Fachausschüssen die erforderlichen Unterlagen zwecks
eingehender Prüfung der Priorität der jeweiligen â¦Â« Weiter kam er
nicht. »Fachausschüsse!« donnerte es mit der Wucht einer
Bombenexplosion durch den Saal. Alles zuckte zusammen. Montacute fiel
die Pfeife aus dem Mund. Die, die mit dem Rücken zu Goncourt saÃen,
fuhren herum. Er war von seinem Stuhl aufgesprungen. Seine Hände waren
zu Fäusten geballt, seine Stirnadern dick angeschwollen. »Erforderliche
Unterlagen!« brüllte er. »Prüfung der Priorität! Das ist ja nicht zum
Aushalten! Allmächtiger Himmel! Ihr Bürokraten schiebt hier Akten von
einem Unterausschuà zum andern, während die Creme von Europas
Wissenschaftlern, diese armen, hochintelligenten Teufel da
drauÃen â¦Â« Er zeigte durch das Fenster. »⦠glauben, daà Hilfe
unterwegs ist.«
Montacute hatte sich als erster wieder
gefaÃt. »Monsieur Goncourt«, sagte er steif, »soweit ich unterrichtet
bin, beschränkt sich Ihr Status auf den eines reinen Beobachters.«
Goncourt
nickte. »Richtig. Ich bin hergekommen, um zu sehen, was hier gespielt
wird. Jetzt weià ich es. Sie setzen Unterausschüsse und Fachausschüsse
und weià der Himmel was sonst noch für Ausschüsse ein und lassen
Prioritäten prüfen, während die Amerikaner und die Japaner die Erde
kolonialisieren.«
»Sind Sie sich darüber im klaren, daÃ
Sie hier keinerlei offiziellen Rang bekleiden?« fuhr Montacute fort.
»Mehr noch: Sie sind de jure nicht einmal befugt, dieser Sitzung
überhaupt beizuwohnen.«
Goncourt warf ihm einen grimmigen Blick zu. »Kommen Sie mir nicht mit diesen Spitzfindigkeiten, E UREKA hat sich vertraglich dazu verpflichtet, fünfzig Prozent der
Finanzierung meines Projekts zu tragen. Bis jetzt habe ich noch nicht
einmal einen Hosenknopf erhalten. Und Sie sitzen hier und schwafeln
über Projekte, um sie dann in irgendwelchen Unterausschüssen verhungern
zu lassen. Wollen Sie, daà E UREKA die Zukunft unseres Planeten mitgestaltet, oder wollen Sie es nicht?«
Kegel
erhob sich steif von seinem Sitz. »Monsieur Goncourt«, schnarrte er in
näselndem Ton. »Sie sind sowohl ungehobelt als auch arrogant. Uns
allen, die wir hier versammelt sind, liegt die Zukunft Europas ebenso
am Herzen wie Ihnen, und ich muà Ihren ungeheuerlichen Vorwurf, wir
würden wissenschaftliche Projekte mit Absicht âºverhungern lassenâ¹, wie
Sie sich in beleidigender Weise auszudrücken belieben, auch im Namen
meiner Kollegen auf das schärfste zurückweisen.«
»Dann rücken Sie endlich mit Ihrem Anteil an der Finanzierung meines Projekts raus.«
»Monsieur
Concourt«, erwiderte Kegel, »Sie müssen sich darüber im klaren sein,
daà wir viele Projekte gleichzeitig finanzieren müssen.« Er versuchte
ein versöhnliches Lächeln. »Das Leben eines Bankiers ist nicht leicht.«
Aber
Goncourt war kein Mann, der sich mit einem konzilianten Lächeln und
einem dummen Spruch abspeisen lieÃ. »Jeder Banklehrling im ersten
Lehrjahr weiÃ, daà eine Bank sich nicht mehr aufhalsen darf, als
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