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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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auftritt, ist nur ein Schatten des Bösen selbst, und sie ist immer mehr als nur die Abwesenheit von Gesundheit. Ein Kenner des Bösen aber war Wenduul, denn Zeit seines Lebens hatte er es bekämpft – und sich stets als der Stärkere erwiesen. Ein Wort, fast nur ein Ton, verließ die Lippen des Magiers und Licht umgab den eitrigen Zeh, pulsierend, grün leuchtend. Als Wenduul sich sicher war, den Herd der Vergiftung gefunden zu haben, ließ er Feuer wirken. Aufgereiht wie an einer Perlenkette, explodierten in dem eitrigen Gewebe winzigkleine Sonnen. Dem Auge unsichtbar, vernichtete ihre Hitze die Ursache der Entzündung. Erstaunt nahm er wahr, wie überaus hartnäckig sich das Böse in dieser kleinen Erkrankung zur Wehr setzte; und er kam nicht umhin, den Zauber angemessen zu verstärken.
    Sein ungutes Gefühl wuchs. Noch immer legte sich ein Schatten über die ganze Hütte des Waldbewohners und er war von unbestimmter Art und unbekannter Natur. Und noch immer blieb der ansonsten so aufmerksame Meistermagier ahnungslos. Zufrieden betrachtete er seine Arbeit und ein Lächeln hellte seine Züge auf. Was für ein schwieriger und präziser Zauber ihm da doch gelungen war. Das sollte ihm erst einmal jemand nachmachen. Ein ganzes Haus, eine Stadt gar in Flammen aufgehen lassen, ja – das war eine leichte Übung. Aber wohldosiert Magie zu lenken, setzte wirkliche Meisterschaft voraus. Er würde Meister Durin davon erzählen müssen, wenn sie sich wiedersähen. Ja, das würde er tun! Bei einem Bier in Felsenherz und einer guten Mahlzeit würde er die Bewunderung seines Kollegen genießen und dessen lobende Worte, an denen der Zwerg nie sparte, scheinbar bescheiden zurückweisen. Der gute Barthelmes würde leben und er würde sich am Morgen, nach einem Frühstück und ohne sich Vorwürfe machen zu müssen, auf den Weg begeben können.
    Noch immer lächelnd hob er den Kopf ein wenig und schickte sich an, zu seinem Lager zurückzukehren, als sein Blick unvermittelt in die geöffneten Augen Barthelmes fiel, blanken Schrecken und noch etwas anderes darin vorfindend. Voller Staunen, halb aufgerichtet und mit stammelnder Stimme fragte jener: »Was, bei Araas´ dunkler Schwester, habt Ihr da getan? Mit meinem Zeh ... was habt Ihr ...? Ihr seid kein Bader! Nein, nicht wahr? Nein. Ihr seid kein Bader. Ein Bader seid Ihr nicht. Aber was seid Ihr?« Diese Aufgeregtheit ging über ein bloßes Erstaunen hinaus und konnte ihren Ursprung kaum in der Anwendung eines kleinen Heilzaubers haben. Musste doch auch ein eher einfaches Gemüt erkennen, dass ihm geholfen worden war.
    Auf Wenduul jedoch hatte das aufgeregte Gerede des Erschreckten nur eine Wirkung. Wie ein eisiger Lufthauch durch eine unbedacht geöffnete Tür die Kerze löscht, so erlosch auch jegliches Mitgefühl in ihm. Fassungslos stierte Barthelmes auf seinen Zeh und dann wieder zu Wenduul, dessen Lächeln zur Gänze verschwunden war. »Ihr seid«, schnappte Barthelmes atemlos, » der Magier !« Sprach es einem Bann gleich, verstummte und sank auf die Kissen zurück, denn Wenduul hatte ein Wort der Macht geflüstert und ein weiteres Feuer entstand. Und so wie der erste Zauber sein Gutes tat, so verdorrte dieser das Hirn des Ärmsten. Klein und heiß brannte es für einen Augenblick im Kopf des Fallenstellers und beendete dessen Leben. Mit Bedauern, doch ohne Reue, sah Wenduul auf den Leichnam. Rauch kräuselte aus den haarigen Nasenlöchern des noch erstaunten Gesichtes, aus dessen gebrochenen Augen ihm nun die Endgültigkeit entgegenblickte. Mit einer Handbewegung schloss er sie. »Verzeih! Zuviel steht auf dem Spiel, als dass ich deiner Redseligkeit hätte gestatten können, die Gefahr zu mehren. Araas möge mir vergeben und über dich wachen.«
    Sorgfältig überprüfte er das Innere der Hütte auf mögliche Spuren. Selbst wenn jemand diese einsam gelegene Behausung finden würde, sollte nichts auf etwas Ungewöhnliches hinweisen. Der Fallensteller mit dem blutigen Zeh war eben an einer Wunde gestorben. Dann versuchte er noch ein wenig zu schlafen, aber der Tote in der Kammer ließ das nicht zu. War das Hass in den Augen des harmlosen Barthelmes gewesen? Aber warum nur? So schnürte er sein Bündel, nahm seinen Stab und schlurfte in die Nacht hinaus und seiner Hoffnung entgegen. Kurz noch dachte er über die Worte des Fallenstellers nach. Hatte Barthelmes der Magier gesagt? Nicht ein Magier ? Er war sich nicht mehr sicher.
    Er hat.
    Was?
    Er hat der Magier gesagt.
    Danke,

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