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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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und zweitens länger haltbar, und sie liebte den Anblick der gestapelten Laibe, wenn sie wie ein Bollwerk gegen den Hunger in ihrer Vorratskammer lagen. Die letzten Tage waren ruhig verlaufen, Mors ständige Anwesenheit und seine offensichtliche Wachsamkeit hatten ihre abschreckende Wirkung nicht verfehlt. Niemand riskierte mehr als einen kurzen, verstohlenen Blick in Richtung des Kindes, denn jeder länger Verweilende wurde unweigerlich von den dunklen Augen Mors´ aufgefangen; und Mors, darüber herrschte in Njörndaal stilles Einvernehmen, konnte beeindruckend finster schauen. Den Kindern war das Spielen mit dem Mädchen untersagt worden, aber die Spiele der meisten waren eh nicht die Spiele des Kindes und so waren die drei so zufrieden, wie es in einer solchen Lage eben möglich ist.
    Ariane und das Kind hatten am frühen Morgen den Teig bereitet, damit er noch etwas ruhen könne, und Mors sah ihnen dabei zu. Die Freude, die die beiden dabei an den Tag legten und der Unsinn, den sie mit dem Mehl trieben, fesselten ihn derart, dass er beinahe, zum ersten Mal seit er sich erinnern konnte, seinen Meiler vergessen hätte. Als es ihm einfiel, ging er raschen Schrittes, mit Bedauern im Blick, seinen Pflichten entgegen und wollte sich später mit ihnen am Backhaus wieder treffen.
    Ariane und das Kind aber räumten mit mehlgepuderten Nasen die Hütte auf, und weil immer noch etwas Zeit war bis zum Backen, setzten sie sich wieder an den Tisch und spielten Ragnok auf einem Holzbrett, dass noch Arianes Großvater angefertigt hatte. Dabei mussten die schwarzen Angreifer den König der Weißen von allen Seiten umstellen und gefangen nehmen. Die Schwarzen selbst mussten keinen eigenen König verteidigen und die Regeln waren einfach. Trotzdem war Ariane erstaunt, wie schnell das Kind sie verstand und anwendete. Sehr ernst und konzentriert spielte es und schürzte die Lippen, während es das Spielfeld betrachtete. Das erste Spiel gewann die Köhlerin noch mühelos, für das zweite benötigte sie bereits erheblich länger und dann verlor sie vier Spiele in rascher Folge.
    »Du bist zu gut für mich«, sagte sie aufrichtig und mit Verwunderung. Graue Augen erwiderten mit leichtem Spott ihren Blick.
    »Es ist nur so, dass du denselben Fehler immer wieder machst. Das macht es einfach«, antwortete das Mädchen.
    »So,so. Ich glaube, du solltest etwas anderes probieren! Mors hat ein altes Schatrah und er hat mir die Grundregeln erklärt und wie die Figuren ziehen. Aber es ist ein Erbstück seiner Familie und es stammt aus Thule. Er ist sehr stolz darauf, denn es ist wertvoll und deshalb müssen wir erst fragen, ja. Vielleicht spielst du am besten gleich mit ihm, denn er ist nicht schlecht darin und würde sich bestimmt freuen.«
    Dann packte sie den Bottich mit dem Brotteig und nickte dem Mädchen aufmunternd zu. Aber das Mädchen war nachdenklich. Mors und Spiele? Dabei kam er ihr doch immer sehr ernst und verschlossen vor; und so sagte sie auch zu Ariane.
    »Och, weißt du, beim Schatrah spricht man nicht viel und das kommt ihm sehr entgegen. Wollen wir?«, fragte Ariane, munterer, als ihr zumute war.
    Kurz zögerte das Kind, nickte dann aber Zustimmung und so gingen die beiden mit gemischten Gefühlen dem Backhaus entgegen und grinsten sich gegenseitig Mut zu.

Der Fallensteller
    E ine gute Weile später und noch weit entfernt von Njörndaal blieb Wenduul unvermittelt stehen und hob den Kopf. Rasch warf er sein Gepäck von sich, breitete die Arme aus und öffnete seinen Geist. Ein leichtes Beben, eher nur ein Zittern, durchlief die zarten Gespinste, die er so verinnerlicht hatte und er wusste, dass soeben Magie gewirkt wurde. Stark war sie und ungezügelt, mehr ein Ausbruch denn ein bewusster Zauber, aber die Intensität ließ ihn erschauern und er war sich sicher, wer dies verantwortete.
    Ist das der Grund, warum du deinen Turm verlassen hast?
    Wenduul hätte schwören können, dass sein Begleiter beeindruckt klang und das war erstaunlich genug.
    Sag bloß, du hast dich einmal aus meinen Gedanken rausgehalten?, erwiderte er giftig. Rasch ließ er sich auf ein Knie nieder und entfaltete die Karte auf dem Waldboden. Er korrigierte ein wenig seine Marschrichtung, stellte missmutig fest, dass seine neue Route ihn nunmehr sehr nahe an Bresswang vorbeiführen würde und trank einen Schluck Wasser, der ihm wie ein kalter Stein im Magen lag.
    Ich bin nicht oft einer Meinung mit dir, alter Mann, und ich mag dich nicht sonderlich, aber ich

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