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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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mein hölzerner Neunmalklug.
    Ich denke, es macht einen erheblichen Unterschied, knirschte Wargrim vorwurfsvoll.
    Ja, du hast recht. Es ist gut, dass du so aufmerksam bist, lenkte Wenduul ein, denn tatsächlich war dies ein wichtiger Hinweis. Er wurde also verfolgt, beziehungsweise bereits erwartet. Was also war zu tun? Die Angst sprang ihn an wie ein räuberisches Tier in der Nacht. Was, wenn er zu spät kommen würde?
    Panik nützt hier überhaupt nichts.
    Du sollst nicht unaufgefordert in meinen Gedanken stöbern.
    Das war gar nicht nötig. Der Angstschweiß dringt dir aus allen Poren. Lass mich die Hütte einebnen. Sollte jemand ihn vermissen und nach ihm suchen, wird ihm das ein Rätsel stellen und deinesgleichen fürchtet sich vor Rätseln.
    Du bist ja voller Tatendrang, spottete Wenduul.
    Ja, wie merkwürdig, nach dreißig Jahren Eckschrank.
    Nun hör aber auf! Könntest du dich benehmen, hätte ich dich vielleicht auch bei anderen Gelegenheiten mitgenommen.
    Soll ich jetzt, oder soll ich nicht?
    Du sollst. Sprach es und steckte den Stab neben die Waldhütte in den Boden.
    »Du musst mich bei meinem Namen rufen!«
    »Ich weiß, wie es geht!«, sagte Wenduul heftig und schüttelte den Kopf über seinen vorlauten Begleiter.
    »Wargrim, erwache!«
    Ein knarzendes Geräusch, wie wenn sich mächtige Stämme unter Schneelast oder in einem Sturm biegen, ertönte, und sofort bildeten sich Wurzeln aus, die, Tentakeln gleich, durch den brodelnden Erdboden krochen, während ein Stamm in die Höhe wuchs, sich verbreiterte und Triebe ausbildete, aus denen in wenigen Augenblicken mannsdicke Äste wurden. Eine mächtige Krone bauschte sich in großer Höhe und dann umschlangen Äste wie Wurzeln gleichermaßen den hölzernen Bau, zerdrückten ihn knirschend und zogen die Überreste unter sich. Es war alles schon vorbei, bevor es richtig begonnen hatte. Ein wenig schüttelte sich die Krone des riesenhaften Baumes und Eicheln fielen auf den aufgewühlten Boden, wo sie zärtlich von den Wurzeln mit Erde bedeckt wurden. Dann durchlief ein Zittern den Stamm und mit einem lang gezogenen Ächzen schrumpfte er wieder auf die Größe des Wanderstabs zurück. Um ihn herum aber wuchsen schon die Schösslinge empor, und während Wenduul den Stab Wargrim an sich nahm, verschwand die kleine Lichtung vollständig, als hätte es sie nie gegeben.
    »Na? Hat es Freude gemacht?«
    »Es hätte mehr Freude machen können«, knirschte Wargrim.
    »Ich weiß, ich weiß – ich hätte noch drinnen sein sollen«, sagte Wenduul gemütlich und setzte sich in Bewegung.
    Es dauerte eine Weile, aber dann ging etwas, das einem Lacher nahekam, von Wargrim aus. »Gräm dich nicht. Jener da war krumm gewachsen.« »Der Fallensteller?«, fragte Wenduul unnötigerweise und erhielt auch prompt keine Antwort.

 

Das Erwachen der Schläfer

Der Schmied
    C laadt der Schmied war am Morgen schon zeitig auf und außer Haus, denn seine Frau trug ihm die Prügel der vergangenen Nacht noch immer nach, weswegen sie mit allerlei Getöse ein Frühstück richtete, dessen Güte in keiner Beziehung zur Geräuschentwicklung stand. So hatte ihn das Erste aus dem Bett und das Zweite aus der Stube getrieben. Missmutig stand er vor der Haustüre, rieb sich den stattlichen Bauch in der morgendlichen Kühle und wusste nichts Rechtes anzufangen, was ihn dazu trieb, sein Wasser in die wenigen Blümchen, denen der Gemüsegarten Platz ließ, abzuschlagen. Das würde seine Frau ärgern und so hob sich seine Laune ein wenig, auch wenn er sich wie so oft fragte, warum er sein Weib mit Wonne nächtens, nie aber über Tag verdrosch. Lag es am Ende tatsächlich an ein paar Humpen Bier? Er war doch ein Baum von einem Mann und trotzdem flößte seine Frau ihm bei Lichte Respekt ein. Aber Denken war nicht die Sache Claadts, das angestrengte Grübeln verursachte ihm Kopfschmerzen und er beschloss, umgehend etwas dagegen zu unternehmen. Schwankend setzte er sich in Bewegung und ging auf die Kaverne zu, in der sich das Wirtshaus von Rooge befand, dessen Trostlosigkeit der des Ortes in nichts nachstand. Nicht einmal einen Namen hatte dieses Loch; und der Wirt, damit beschäftigt, die Spuren der letzten Nacht auf dem Vorplatz mit Binsen zu bedecken, sah ihm ungnädig entgegen.
    »Was willst du?«, knurrte der Mann, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. »Was werd´ ich von dir wohl wollen, Schafskopf?« Der Ton war gemütlich herablassend. Der Dorfschmied war dem Wirt körperlich haushoch überlegen und

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