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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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glühende Hitze, um ihn besser formbar zu machen, als er unvermittelt innehielt. Er verharrte kurz, stand einen Augenblick da und reagierte nicht auf die besorgte Nachfrage seines Helfers. Dann aber winkte er dem Manne gut gelaunt Beruhigung, bedeutete ihm fortzufahren, und gähnte herzhaft.
    In ungewohnt nachdenklicher Ruhe sah Claadt auf den breiten Rücken seines Gehilfen und griff zu seinem Hammer. Trebes wunderte sich noch kurz über seinen Meister, aber wirklich nur einen Moment. Denn dann traf ihn der Hammer Claadts, mit der Wucht der jahrelangen Erfahrung, am Hinterkopf, kurz oberhalb des Genicks, und ließ seinen Schädel platzen wie eine reife Frucht. Spritzer seines eben noch verwunderten Gehirns fielen zischend in das Kohlebecken, der Rest verteilte sich über die gekalkte Wand, an der Claadts Werkzeuge hingen. Claadt aber betrachtete sein Werk genießerisch. Der Mann war enthauptet worden, nur der Unterkiefer saß an seiner ursprünglichen Stelle und das sah grotesk aus und belustigte ihn. Bis eben war er der festen Überzeugung, schon immer Claadt der Schmied gewesen zu sein. Bis eben war er auch der Meinung, nichts könnte schöner sein als ein Abend im Wirtshaus, im Kreis seiner Kumpel, derbe Lieder singend, deftige Zoten reißend und, als krönenden Abschluss, seinem Weib beizuliegen. Grad war es ihm da lieb, wenn sie nicht so recht wollte, denn das ergab erst den Reiz. Ein paar Hiebe mit seiner schwieligen Pranke ließen den schon etwas schlaffen Hintern dann rosig erblühen und sorgten zudem für die richtige Einstellung. Bis eben dachte er, das sei seine größte Wonne.
    Aber nun hatte er getötet und der wohlige Schauer, den er empfand, übertraf alles bisher Dagewesene. Einer plötzlichen Idee folgend, griff er sich in den Schritt, und r ichtig – kurz und heftig brach ein Lachen aus ihm, denn er fühlte sich mächtig. Und frei. Dafür war er hier, dafür war er geboren. Systematisch klopfte er den Leichnam weich, bis auch wirklich kein Knochenteil mehr die Größe einer thulischen Krone übertraf. Sorgfältig wischte er seinen Hammer ab, auf dass seine Familie nicht gleich merken würde, was ihr blühe. Dann bearbeitete er mit Zange und Axt den Körper Trebes und auch das vergnügte ihn. Nicht so sehr wie das Töten selbst, aber immerhin. Als er der Meinung war, den Körper genug zerkleinert zu haben, begann er die einzelnen Stücke in der Esse zu verbrennen. Das war tatsächlich harte Arbeit und mehrmals musste er Kohle nach- und selbst Hand an den Balg legen. Anschließend säuberte er sich gründlich, schloss die Schmiede ab und ging pfeifend in Richtung seines Heims. Der Hammer wippte fröhlich erwartungsvoll im Takt.

Der Apotheker
    E in halbes Königreich entfernt, der Grenze zu den Zwergenlanden nahe, machte Magister Wadim die erstaunliche Feststellung, dass er in den letzten zwei Tagen nicht weniger als vier seiner Kunden ermordet hatte. Beim besten Willen hätte er nicht erklären können, warum. Er war kein gewalttätiger Mensch. Nie gewesen. Ja, er hatte bisher noch nicht einmal eine handfeste Schlägerei in seinem Leben ausgetragen. Er verabscheute Gewalt, Blut machte ihn schwindeln, und wenn er nur im Gedränge geschubst wurde, fing sein Herz an, zu rasen.
    Und nun hatte er gemordet. Vier Mal. Menschen, gegen die er nichts hatte, nein, die, er schätzte – und die Witwe Lördaal mochte er sogar aufrichtig. Sicher, immer auf eine schüchterne und stets auf Abstand bedachte Art, aber er hatte sie sehr verehrt und sie ihn wohl auch. Öfters brachte sie ihm, dem ewigen Junggesellen, eine warme Mahlzeit mit; und sah ihm wohlgefällig beim Verzehren zu. Es sei doch einfach etwas Wunderbares, einem Manne mit Appetit beim Essen zuzusehen. Und da ihr Mann schon so früh verstorben sei, habe sie ja sonst keine Gelegenheit. So erzählte sie leutselig und, mit vollem Munde lediglich nickend, pflichtete er ihr bei; war er doch wirklich dankbar, in den Genuss einer warmen und schmackhaften Mahlzeit zu kommen. Zudem enthob ihn das der unangenehmen Unausweichlichkeit eines Wirtshausbesuches. Die dort vorherrschenden Sitten bei Tisch, das Geplärre und sinnlose Gelache, schlugen ihm stets auf den Magen.
    Nicht so, wenn die Witwe ihn verköstigte. Ihr Erzählen hatte einen ruhigen Fluss und das war ihm eine Wohltat, zumal ihn der Inhalt des Gesprochenen weitaus weniger interessierte als die Art und Weise. Mehr als eine gelegentliche Zustimmung schien sie nicht zu erwarten und er entsprach dem

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