Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
Vom Netzwerk:
respektiere deine Befehle. Meistens.
    Es war einer der letzten heißen Tage und die Sonne, obwohl ihr Lauf erst begonnen hatte, schien mit Kraft. Er war dankbar, den Wald gewählt zu haben, dessen Laubdach die ärgste Hitze fernhielt. Auf der freien Ebene würde es unerträglich sein. Trotzdem zeigten die Anstrengungen der letzten Tage langsam ihre Wirkung. Du trinkst und isst zu wenig, schalt er sich im Geiste und besah wenig erfreut seine Hände, die welk und rissig wirkten. Gräulich ungesund zeichneten sich die Adern unter der bleichen, altersfleckigen Haut ab und versprachen langsamen Verfall und den nicht allzu fernen Tod, der selbst die Mächtigsten nicht vergisst. Wahrscheinlich hast du auch noch Gewicht verloren, alter Narr. Bedächtig, wenn auch freudlos, nahm er ein wenig Dörrobst und Trockenfleisch zu sich, spülte noch einmal mit Wasser nach und beugte sich über seine Habseligkeiten.
    Sie ist sehr stark.
    Was du nichts sagst!
    Ich dachte, ich sag mal etwas, das dich aus deiner weinerlichen Selbstbetrachtung reißt.
    Soviel zum Respektieren meiner Befehle.
    Um das zu erkennen, muss ich deinen Geist nicht lesen, es reicht, dich zu beobachten. Du siehst deine Gliedmaßen an, als gehörten sie jemand anderem, den du zudem nicht ausstehen kannst.
    Wenduul schwieg erbost, nahm den Marsch wieder auf und nach kurzer Zeit akzeptierten die überforderten Muskeln und die alten mürben Gelenke das Unabwendliche, fügten sich dem Rhythmus seines Schrittes erst widerwillig und protestierend, dann aber zunehmend beschwerdefrei. Bis zum Abend schaffte er so ein gutes Stück Weg, aber als er eine einzelne kleine Hütte zwischen den Stämmen des Waldes hindurch erkennen konnte, kam ihm das nicht ungelegen. Wie es der Zufall wollte, war der darin hausende Fallensteller des Alleinseins überdrüssig und über etwas Gesellschaft froh, und als er darüber hinaus erfuhr, dass sein Besuch aus Thule kam, zeigte er sogar echte Begeisterung. »Ein Heiler aus der Hauptstadt. Da sieh einer an, was der gute Barthelmes für ein Glück hat. Was führt euch denn in diese dunkle Ecke Borkenlands? Ach, wartet. Der Markt in Bacholder wird es sein. So ist es! Ist es nicht so? Doch! Ich habe recht, oder?« Beschwichtigend hob Wenduul die Hände.
    Können wir bitte weitergehen? Oder willst du wirklich die Nacht bei diesem geschwätzigen Etwas verbringen?
    »Du wirst jetzt still sein, bis ich dir die Rede gestatte«, zischte Wenduul böse.
    »Wie meintet ihr, Meister Heiler?«, fragte der Fallensteller irritiert, denn der Stab hatte sich der geistigen Verbindung bedient und so bekam Barthelmes nur die laute Antwort Wenduuls mit.
    »Mhmm. Nichts weiter. Nur ein Gedanke, unbedacht ausgesprochen. Entschuldigt«, winkte er ab. »Ihr liegt ganz richtig mit Eurer Annahme, den Markttag betreffend. Jedoch bin ich Bader, Meister Barthelmes, nur ein einfacher Bader. Nicht etwas so Erhabenes wie ein Heiler.« Froh über die Ausrede, die ihm der redselige Waldbewohner anbot, akzeptierte er die Einladung, über Nacht zu bleiben, denn ein Bett und eine warme Mahlzeit waren ihm nicht ungelegen.
    Volk, Händler, Reisende aller Art kamen zum Markt zusammen. Er mochte diese Menschenansammlungen eigentlich nicht, aber es würde eine gute Gelegenheit bieten, Erkundigungen einzuholen. Jemand mochte jemanden kennen, der von einem anderen gehört hatte, dem von einem Mädchen mit besonderen Fähigkeiten erzählt wurde ... In dieser Art etwa.
    Das ist ja eine ganz ausgezeichnete Methode.
    Weißt du eine bessere?
    Als eine Antwort ausblieb, nickte Wenduul zufrieden und der Fallensteller nahm es als Aufforderung. Barthelmes, emsig erfreut, hatte die willkommene Abwechslung in Form des vermeintlichen Baders schon untergehakt und begonnen, jenen ins Haus zu lotsen. Nun hielt er inne, legte Wenduul beschwörend die flache Hand auf die Brust und sprach aufgeregt: »Aber einen schlimmen Zeh werdet Ihr doch trotzdem behandeln können? Er plagt mich sehr, behindert mich bei der Arbeit und hält mich von meiner eigenen Reise nach Bacholder ab. Und dabei habe ich eine Auswahl der feinsten Felle schon geschnürt. Ein Jammer. Aber nun schickt Euch unser gütiger Herr Araas zu mir. Er sei gepriesen und Fluch über seine Schwester! Wollt Ihr einen Blick darauf werfen? Auf den Zeh, meine ich, nicht auf die Felle, obwohl – sollte meine einfache Arbeit Euer Interesse finden, wäre es mir natürlich eine Ehre. Aber erst der Zeh, wenn ich untertänigst bitten dürfte. Das ist gewiss

Weitere Kostenlose Bücher