Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
des Feuerbarts und sein Name ist Hellenbrecht und der andere ist auf dem Sprung zum Seelord Thules, denn Godemannus liegt im Sterben – und auch Gyselheer wird nicht gefallen, was Ihr da behauptet.«
Auf der Stelle fuhr der Feldwebel herum, warf einen vernichtenden Blick auf Gelfrid, den Wachmann, der sich krümmte als litte er Leibschmerzen, und kam heran. Dann fasste er Wenduul unter den Achseln und seine Stimme klang seltsam rau. »Kamerad. Mein Vater diente in deinem Regiment. Für dich ist nun gesorgt und über die angemessene Bestrafung für das, was man dir antat, sprechen wir, wenn du bei Kräften bist.«
Zu den Männern aber brüllte er mit herrischer Stimme: »In mein Haus mit ihm! Aber vorsichtig, dass ihr ihm nicht noch mehr antut, oder ich reiß euch die Köpfe ab und scheiß in eure Hälse! Und du«, sagte er gedehnt und stieß Gelfrid mit dem Zeigefinger so hart vor die Brust, dass der zwei Schritte rückwärts stolperte, »mach dich auf was gefasst!«
Fast hätten die Worte des Feldwebels Wenduul ein Schmunzeln abgerungen, aber nur fast, denn nun wurde es dunkel um den Erzmagier, einen der drei mächtigsten Männer des Reiches, der soviel riskierte, um noch Größeres zu schützen.
Wie sehr er sich darüber geärgert hätte, hätte er gewusst, dass alle Täuschung vergebens war, lässt sich nur erahnen. Stumpfe, teilnahmslose Augen hatten das Geschehen verfolgt, und ein so außerordentlich schönes wie listiges Paar dazu.
Ein seltsames Gespann war es, halb verborgen in einer Seitenstraße nahe dem Stadttor. Denn während sie, auch in ihrer verhüllten Gestalt, geeignet war, begehrliche Wünsche zu wecken, war er das genaue Gegenteil und ein Ausbund an Hässlichkeit. Ein Lächeln formte ihre Züge noch verführerischer und aufreizend strich sie dem Idioten, der neben ihr kauerte, über den Scheitel, spielte mit einer Strähne seines unregelmäßig wachsenden Haares und das erregte ihn, steigerte seinen Speichelfluss und veranlasste seinen schiefen Mund, noch mehr zu sabbern.
»Komm, mein strahlender Held«, wisperte sie böse und reichte eine schlanke, kühle Hand, nach der er artig griff. »Wir wollen den anderen berichten.« Mit Eleganz setzte sie sich in Bewegung und von solcher Schönheit war sie, dass sich mit einem Raunen eine Gasse im Wall der Leiber öffnete, wo immer sie ging. Mit ihrem Blick verführte sie, und wenn sie den Männern dann offen zulachte, erröteten auch die Hartgesottenen ertappt. Selbst das Weibsvolk, von dem man erwarten sollte, dass Neid und Missgunst es überwältigte, blickte beschämt – sich der eigenen Unvollkommenheit nur zu bewusst – zur Seite. So war es gewesen, seit sie denken konnte.
Seit ihrem Erwachen wirkte sie womöglich noch schöner und strahlender, denn Selbstsicherheit schmeichelt auch den Gewöhnlichen und wie viel mehr dann ihr, an der die Natur sich so verschwenderisch gezeigt hatte. Richtig war, was ihr nützte, und falsch war etwas nur dann, wenn sich kein Vorteil daraus ergab. Was Anoush jedoch zu einer tödlichen Gegnerin für Wenduul und das Kind machte, war ihre erstaunliche Fähigkeit, Magie zu spüren und Täuschungen zu durchschauen. Eine kleine Weile erfreute sie sich noch an der staunenden Aufmerksamkeit, den verlangenden Blicken, dann aber zog sie die Kapuze tief ins Gesicht, änderte Haltung und Gangbild und glich jetzt einer alten Vettel mit einem Verkrüppelten in den Gassen der Stadt, erregte allenfalls noch Mitleid.
Der Weg war nicht weit, und nachdem sie sich sicher war, dass niemand sie verfolgt hatte oder beobachtete, betrat sie flink das kleine, unauffällige Fachwerkhaus, in dem die Schläfer Quartier bezogen hatten. Sie löste ihre Tarnung auf, warf die Kapuze zurück und schüttelte ihr schwarzes Haar.
»Er ist hier!«, sagte sie einfach, nachdem sie die Tür ins Schloss gedrückt hatte. »Er kam als Bettelmann und eine heldenhafte Torwache verpasste ihm üble Prügel. Aber er lebt und ist nun der liebe und geschätzte Kamerad des Feldwebels der Wache. Habt ihr mich vermisst?«
»Bleib bei der Sache«, grunzte Claadt. »Bist du dir sicher?«
Sie drehte sich zu ihm, fixierte ihn und registrierte befriedigt, wie Schweißperlen auf seiner Stirn erschienen. »So sicher, wie ich weiß, wie sehr du dich nach mir verzehrst, mein Grobian. Und du?«, fragte sie, indem sie sich Wadim zuwandte. »Hast du wieder davon geträumt, an mir zu knabbern, hmm?« Ein kurzes Lachen begleitete boshaft die ersten Anzeichen von Schamröte
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