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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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des Magisters. »Möglicherweise interessiere ich mich ja auch für ein Stückchen Fleisch bei dir. Möglicherweise.« Auf eine Art, die Wadim den Mund trocken werden ließ, wanderte ihr Blick über seine Körpermitte. Dann sah sie kurz zu Claadt, streichelte mit den Fingerspitzen über den Kopf des Idioten und begab sich auf ihr Zimmer. Stumm staunten sie die Tür an, die sich hinter Anoush geschlossen hatte.
    Dann schnauzte Claadt: »Glotz nicht, Missgeburt!« Auch wenn Brim die Worte nicht verstand, die Verachtung und den Hass spürte er wohl und zielsicher spuckte er dem Schmied vor die Füße und zog eine Grimasse. Noch bevor Claadt reagieren konnte, erklang die Stimme des Vierten im Raum.
    »Bleib sitzen und lass ihn in Ruhe, denn er ist womöglich der Wichtigste von uns. Ganz sicher aber ist er wichtiger als du. Ein brutales Vieh wie dich ersetzen wir doch am leichtesten.« Wild fuhr Claadt herum, aber da schlug mit einem trockenen Laut ein Dolch neben seinem Kopf in das Holz der Rückenlehne ein und gleich darauf noch ein Zweiter. Er hatte nicht einmal eine Bewegung gesehen. Kühl und spöttisch klang die Stimme nun. »Wohin soll der nächste, Claadt? Rechtes oder linkes Auge? Ich meine, eines reicht doch, um einen Hammer zu schwingen, nicht? Oder doch lieber in das Körperteil, von dem du vergeblich hoffst, Anoush möge ihm ihre Aufmerksamkeit schenken?«
    Ein irres Lachen erklang und verstummte abrupt. Wie um sicherzugehen, dass ihm kein weiteres entschlüpfe, hielt sich Wadim die Hand vor den Mund. Aber der Schmied hatte keine Notiz davon genommen. Wahnsinn flackerte in den Augen Claadts und verzerrte seine Züge, aber er beherrschte sich dennoch und lehnte sich zurück.
    »Wenn das hier rum ist, werde ich dich zerquetschen wie eine Laus und pisse auf deine Überreste«, presste er zwischen den Zähnen hervor. Kühl und unbeeindruckt von der Wut des Schmiedes kam die Antwort: »Wenn das hier vorbei ist, Claadt, wird man sehen, was passiert. Bis das hier vorbei ist, wirst du tun, was man dir sagt, wenn man es dir sagt. Du und das andere Scheusal da, denn das ist meine Aufgabe. Ihr seid wahrlich prächtige Bestien, doch ihr bedürft der Führung. Und, bei der dunklen Schwester Araas´selbst, ich werde euch führen! Stimmt´s, Meister Apotheker?«
    Eilfertig stimmte Wadim zu und das brachte den Grauen zum Lachen. »Nimm dir ein Beispiel an unserem gebildeten Magister. Denn er wird noch vergnügt an Leichen nagen, wenn du schon längst eine böse Erinnerung sein wirst.« Mit einer schattenhaften Bewegung stand er plötzlich ganz dicht bei Claadt. So nah, dass er die Angst in dessen Atem riechen konnte. »Darf ich mich dem Gefühl hingeben, verstanden zu sein?«, flüsterte er und der Schmied krümmte sich unter den Worten. »Ja«, kam es schließlich kleinlaut von ihm. Eine scheinbare Ewigkeit lang noch verharrte der Graue in seiner Position, dann richtete er sich auf. »Gut. Und nun geh und töte ein bisschen, denn ich sehe, es verlangt dich danach. Nimm Wadim mit dir und denke daran, er sucht sie aus!«
    Ein wenig schwankte Claadt noch, fraß der Stolz an ihm, aber die Vorfreude war bereits zu groß. Mit einem Jauchzer ließ er seinen Hammer unter das Gewand gleiten, sah mit einem plötzlichen Gefühl ehrlicher Dankbarkeit zum Grauen, nahm Wadim bei der Hand wie einen kleinen Bruder, und war auf dem Weg zur Tür.
    »Zieht ihr Leiden nicht in die Länge. Es muss nur grausam wirken, es muss nicht grausam sein.«
    Verständnislos glotzte Claadt ihn an. Wadim vermied den Blickkontakt ganz.
    »Ihr sollt Furcht säen, nicht eine Panik verursachen. Treibt es also nicht zu toll!«, sagte der Graue scharf und wartete ab.
    »Wadim?«, fragte er und sah den kleinen Apotheker ergeben nicken, aber schon die Geste war voller Lüge und nur dem Drang geschuldet, möglichst schnell entlassen zu werden. Mit einer resignierenden Handbewegung schickte er sie fort.
    Regungslos stand der Graue da und es schien, als könne er sie durch die Wände hindurch verfolgen, Zeuge ihrer Taten werden. Er hatte Bestien für seinen Auftrag gebraucht und Bestien hatte er erhalten. Sie würden Furcht und Entsetzen verbreiten und schon morgen würde diese Stadt widerhallen vom Jammern ihrer Einwohner, ihrer Mütter und Väter. Doch es war gut so, denn Furcht macht Menschen gefügig und willige Helfer aus ihnen. Zudem würde ihr Tun eine weitere Macht auf den Plan rufen, derer er sich bei Bedarf bedienen konnte. Doch was dazu getan werden musste,

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