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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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brachte selbst ihn an seine Grenzen. Weil er mit Brim alleine war, gestattete er sich ein Schaudern und schaute doch prüfend zu dem Krüppel, ob jener darauf reagierte. Aber Brim sah ihn lediglich mit hoffnungsvollem Blick und nach einer Geste der Zuneigung heischend an. Freundlich nickte der Graue ihm zu, tätschelte im Vorbeigehen den deformierten Kopf und nahm das dankbare Winseln Brims zur Kenntnis.
    Ohne anzuklopfen, betrat er den Raum, der Anoush als Unterkunft diente. Sie hatte kein Licht entzündet und es war schummrig in der Stube. Da er über gute Augen verfügte, konnte er die Vorzüge ihres nackten Körpers, der sich träge auf dem Bett dehnte und streckte, wohl erkennen. Mit einer Stimme, die für sich allein ausgereicht hätte, einem anderen Manne den Schlaf zu rauben, sprach sie ihn an: »Wie stürmisch. Du hättest mich erschrecken können.«
    »Hör mit den Spielereien auf. Wir haben zu reden.« Bewusst nachlässig warf er eine Decke über ihre Blöße und setzte sich zu ihr aufs Bett, was er einen Augenblick später auch schon bereute. Er war durchaus empfänglich für ihre Reize. Der körperliche Kontakt, ihr Duft benebelte seine Sinne fast augenblicklich. Bevor er reagieren konnte und die Kontrolle wiedererlangte, hatte sie schon den Kopf in seinen Schoß gelegt und sah mit verwirrend grünen Augen zu ihm auf. Begierde überschwemmte seinen Willen, der Drang sie berühren, zu schmecken, in ihr zu versinken, wurde fast übermächtig. Instinktiv erkannte sie ihren momentanen Vorteil und suchte ihn zu vertiefen, aber er war von jahrelanger, eisenharter Disziplin geprägt und zudem ärgerte ihn seine Nachlässigkeit. Er griff ihr Handgelenk und verdrehte es.
    »Ich füge dir nur ungern Schaden zu, weil du unversehrt für unsere Zwecke von höherem Wert bist. Trotzdem tue ich es, wenn du dich nicht benimmst.« So schnell er zugepackt hatte, so schnell gab er sie frei; und schmollend zog sie sich an die Wand zurück, an die sie sich mit dem Rücken lehnte.
    Dass er ihr nicht sofort verfiel, erschien ihr nahezu unglaublich, und das machte ihn so interessant. »Bist du sicher, mit den beiden die Richtigen geschickt zu haben?« Er wusste, was sie meinte. Und er war sich nicht sicher. Und das störte ihn.
    »Möchtest du es tun? Oder soll ich? Finde heraus, wo das Kind steckt, wenn dir dein Gewissen zusetzt.« Er interpretierte ihr Schweigen richtig; und nach einer kleinen Weile fuhr er fort: »Und nun erzähl mir, warum du dir sicher bist, dass es der Zauberer war.«
    Schon, indem sie scheinbar folgsam zu antworten begann, schob sie sich wieder näher an ihn und suchte Augenkontakt. Sofort unterbrach er sie, hob die Hand und sagte in einem Ton, der schlimme Konsequenzen verhieß, sollte sie nicht folgen: »Bleib, wo du bist und sieh zur Wand, während du sprichst! Also: Was macht dich so sicher? Es ist wichtig.«
    Sie atmete ein und ließ die Luft mit einem Seufzer entweichen, bevor sie begann.
    »Oh, er war sehr geschickt in der Wahl seiner Verkleidung. Zunächst aber passen Größe und Alter. Es gibt nicht sehr viele Neunzigjährige, weißt du. Aber verraten hat ihn seine Eitelkeit. Wenduul von Thule hat sich nicht überwinden können, echte Lumpen und echten Schmutz an sich zu ertragen. Durch Zauber verdeckt, trägt er die feine Robe der thulischen Magier. Die aufgewendete Kraft ist sehr gering und fast hätte ich es übersehen. Aber der Tumult am Tor erregte meine Aufmerksamkeit.« Ein Kichern unterbrach ihre Worte. Und es klang ehrlich amüsiert. »Wie köstlich! Der Erzmagier Thules auf seiner letzten Mission. Er steckt die Prügel seines Lebens ein, um den Anschein zu wahren und genau dieses edelmütige Verhalten verrät ihn. So ehrenhaft und so dumm, so männlich! Männer!«
    Ein karges Lächeln flog über das Gesicht des Grauen. Er mochte ihren Humor und er schätzte ihre Art. »Das hast du gut gemacht.« Das Lob ließ sie sich räkeln wie eine Liebkosung und er sah es wohl. »Und nun tust du Folgendes.« Präzise erklärte er ihr die nächsten Schritte und sie war ganz Aufmerksamkeit. Als er endete, hatte sie ihre Arme um ihn geschlungen und ihr Mund lag an seinem Ohr. Er hätte nicht zu sagen vermocht, wie das geschehen konnte. Einen Augenblick zuvor noch hätte er geschworen, sie neben sich liegen zu sehen, das Gesicht zur Wand gedreht. In der Tat war sie eine Meisterin und das imponierte ihm. Er bemerkte, wie sie über seinen Körper Besitz erlangte und mit einer gewissen Belustigung

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