Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
die Situation erfasst, riss die Tür auf und trat einen Schritt vor.
»Fürst Luthien! Euer Besuch ist eine Überraschung, wenn auch eine freudige. Wie Ihr seht«, rief er, mit einer vielsagenden Geste in den Gang hinter dem Elf, »seid Ihr mehr als willkommen. Tretet nur rasch ein, bevor noch mehr Damen meines Hofes, in der vergeblichen Hoffnung Eure Aufmerksamkeit zu erregen, leblos in sich zusammensinken.« Wenig amüsiert registrierte er, dass Melwynn, ein besonders hübsches Exemplar aus der Schar der Zofen und seine gelegentliche Bettgespielin, mit besonders schmachtenden Augen an dem Fürsten hing. Entschlossen fasste er darum Luthien am Ellenbogen, schob ihn mit sanftem Nachdruck durch den steinernen Durchgang und zog die Tür zu.
»Ist es mir nun gestattet, Euch angemessen zu begrüßen, König Keleb?«, fragte der Elf lächelnd. Aber Keleb zwinkerte ihm zu, legte einen Finger auf die Lippen, lauschte einen Moment an seiner eigenen Tür und riss sie dann mit einem Ruck auf. Darauf stemmte er die Fäuste in die Seiten und polterte in die Traube von Menschen, die noch erwartungsvoll ausharrte: »Seid ihr etwa immer noch da? Geht gefälligst und tut ... was ihr eben so zu tun pflegt, den lieben langen Tag!«
Wieder fiel die Tür ins Schloss und aufatmend sah er zu Luthien hinab, der sich auf ein Knie niedergelassen hatte. »Na also, wenn es denn sein muss. Ich fühle mich nun begrüßt. Erhebt Euch, Fürst! Ihr werdet kaum hier sein, um mich im Protokoll zu unterweisen.« »Es gäbe wohl aussichtsreichere Aufgaben, Majestät «, lachte der Elf, während er aufstand. »Was bringt Euch dazu, die ganze Schlossburg in Aufregung zu versetzen? Es gibt andere Wege für Euch und die Euren. Die Kunde über Euer Erscheinen wird sich in Windeseile verbreiten.« Raschen Schrittes begab sich Keleb zu einer kleinen Sitzgruppe, die, aus dem Holz des Tranduulwaldes gefertigt und mit Daalochsenleder gepolstert, Gemütlichkeit versprach, und winkte seinem Besucher, zu folgen. Luthien tat, wie ihm geheißen und lehnte Schwert und Kurzschwert an die Seite des Sessels. »Das ist auch so beabsichtigt. Es erschien der Prinzessin sinnvoll und wünschenswert, Eure Gegner wissen zu lassen, dass die Elfen sich einmischen.«
»Tun sie das?«, fragte Keleb trocken.
»Das tun sie«, antwortete der weiterhin lächelnde Fürst.
»Ihr sagtet … die Prinzessin. Ihr seid auf Weisung Raissas hier und ohne die Zustimmung der Königin?«
»Eure rasche Auffassungsgabe spricht für Euch, König Keleb. So ist es«, sagte Luthien mit einer leichten Verneigung.
Keleb zog eine Grimasse. »Ich bin dazu gezwungen, da ich in aller Regel als Letzter in Kenntnis gesetzt werde. Aber das tut nichts weiter zur Sache, denn schließlich bin ich nur der König.«
»Damit trägt man womöglich der berühmten Entschlusskraft des thulischen Throns Rechnung und hofft, Alleingänge zu verhindern«, nahm der Elf den Vorwurf leicht.
»So, so. Hofft man das«, sagte Keleb grinsend und reichte dem Fürsten einen Becher Wein. »Es ist thulischer Rotwein, stark, würzig und schwer; kein leichter, süffiger Wein der Elbmarken und er ist auch geeignet, Alleingänge zu verhindern! Genießt ihn also mit Vorsicht, Fürst! Auf den Bund der Völker und auf die Freundschaft!«
»Auf die Freundschaft!«, bestätigte Luthien den Trinkspruch Kelebs und sie tranken.
Der Elf leerte diesen ersten Becher und mit einem anerkennenden Brummen füllte Keleb nach, lehnte sich zurück, hob erwartungsvoll die Brauen und der so Aufgeforderte begann zu sprechen: »Die Legatin entbietet Euch ihren respektvollen Gruß und sendet mich, das Kind, auf welches der Geistgreifer, Euer Erzmagier, Anspruch erhebt, zu schützen, denn sie wähnt es in Gefahr, ebenso wie den Geistgreifer selbst.«
»Eine Verschwörung? Ein Hinterhalt? Ist der Kanzler darin verwickelt?«, fragte Keleb und es war ihm deutlich anzumerken, dass ihm das sehr zupass käme.
»Die Rolle des Kanzlers Gordred ist noch nicht klar. Aber Euch am Middaag isoliert zu sehen, würde natürlich seine Position stärken, denn er ist kein Freund des Bundes und ohne die Lehnsherrschaft der thulischen Könige, würden die Fürstentümer und Orden möglicherweise ausscheren. Sein Bestreben in diese Richtung ist unstrittig.«
»Ich sollte ihm den Kopf vom Rumpf trennen und das lieber heute als morgen«, brummte Keleb.
»Ihr, mein König, solltet das auf keinen Fall tun, ungeachtet aller Gründe. Euer Einverständnis vorausgesetzt,
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